Im Nachhinein lässt es sich stets leicht behaupten: die Zusammenarbeit zwischen der Snuff Crew und Robert Owens, der “Stimme der House Music”, war vorhersehbar und eigentlich überfällig. Denn das deutsche Produzenten-Duo hat das musikalische Erbe der Golden Era des Chicago House vollständig rezipiert und verinnerlicht. Deswegen bieten sie ein musikalisch tiefes Fundament für die Stimme des Mannes, der gerade durch und mit diesem Sound gross und bereits zu Lebzeiten eine Legende geworden ist.
Die Kickdrums der Snuff Crew rumpeln nämlich über den Dancefloor wie die Chicagoer Hochbahn auf ihrem Gleisbett, das mit Sicherheit nicht lärmgedämmt ist. Sie lassen die Rimshots auf der Snare sowie die Claps laut krachen und ihre Hi-Hats Funken schlagen, wie es die Schinenfugen tun, wenn die Hochbahn mit grosser Geschwindigkeit über die Schweisskanten der Schienen fährt. Zudem weht – deswegen auch der Übername “die windige Stadt” – eine Seebrise über die Tracks und trägt einen Hauch von Acid in sie hinein.
Genauso auch auf “Clarity“, der fünften Katalognummer des eigenen Imprintss Snuff Traxx. Hier verbinden sie das stählern harte Gerüst aus ruppigen, rohen und sehr tanzbaren Beats mit weichen Melodielinien. Diese umspielt, umschmeichelt gar die prägnante Tenorstimme Robert Owens, mit der er zuletzt auch Produktionen auf Rebirth, Compost Black oder Needwant veredelt hat. Hier, auf Snuff Traxx, ist er meiner Ansicht nach jedoch am besten aufgehoben, erweist sich diese Art der House Music doch als der fruchtbare Urgrund, auf dem er musikalisch wachsen und emporstreben konnte. Denn zwischen den Bassdrums der Snuff Crew, die wie erratische Blöcke aus der kargen Soundlandschaft herausragen, entfaltet sich seine Stimme am besten.
“Clarity” wird auf dieser 12″ mit zwei Remixen geliefert. Eine Version stammt aus den Händen von Andreas Gehm. Er hat in diesem Jahr schon auf Mathematics Recordings veröffentlicht, “U Don’t Love Me Anymore“, und hatte als Elec Pt. 1 mit “Jakk U Upp auch einen Auftritt auf der ersten Snuff Traxx-Platte. Er richtet seine Interpretation am House Vibe des Originals aus, zieht jedoch das Tempo an und sendet leichte Ravesignale aus, ohne dabei in die Ecke des Grossraums zu kippen. Die zweite Remix-Version liefert Steffi von der Ostgut-Familie. Ihre Vorliebe für die rohe Schönheit eines kargen, schroffen House-Sounds, die sowohl ihre DJ-Sets als auch ihr Label Dolly Records durchdringt, unterstreicht sie mit ihrer Überarbeitung ein weiteres Mal. Sie reduziert den Gesangs- und Sprechpart Robert Owens auf kurze Fragmente und ein knapp ausgestossenes “Shake It Down”. Sie überzieht “Clarity” mit einem dunkel dräuenden Synthesizer-Nebel, der im Zusammenspiel mit den finsteren Bassfarben und rollenden Kickdrums dafür sorgt, dass die unheilvolle Stimmung fast greifbar wird.
Snuff Trax 005 – Snuff Crew feat. Robert Owens – Clarity by snufftrax
English (short) version: German producers Snuff Crew present the good end of raw jackin’ house music coated with a paraffin wax of Chi-Town acid. Remixes by Andreas Gehm and Steffi. Solid package!
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