Eigentlich braucht Sampha keine musikalische Begleitung für seine Songs. Sein Instrument ist die Stimme. Der britische Sänger, 1988 als Sampha Sisay geboren, hat im Februar sein Debütalbum “Process” veröffentlicht.
Erschienen ist es auf dem britischen Plattenlabel Young Turks, das auch FKA Twigs, The XX und SBTRKT eine musikalische Heimat bietet. An der Seite des Letztgenannten, der eigentlich Aaron Jerome Foulds heißt, ist Sampha 2010 bekannt geworden. Als Feature-Sänger hat er dessen Dubstep- und Garage-Hybriden mit seiner Stimme veredelt. Als Feature-Sänger hat er auch in Songs von Drake, Frank Ocean, Kanye West und Solange Knowles mitgewirkt. Er ist ist auf “Too Much” (Drake, 2013), “Endless” (Frank Ocean, 2016) und “Saint Pablo” (Kanye West, 2016), sowie “Interlude: Tina Taught Me” (Solange, 2016) zu hören.
Samphas Stimme klingt dunkel und warm, zart und verletzlich, melancholisch und traurig, aber weder angeschlagen noch schwach. Dabei hätte der Londoner, Sohn von Einwanderern aus dem westafrikanischen Staat Sierra Leone, allen Grund, körperlich und seelisch schwach, gebrochen zu sein. Sein Vater starb, da war er gerade zehn Jahre alt. Seine Mutter starb im Herbst 2015. Diese Verlusterfahrungen verdichtet der Musiker und Sänger unter anderem in seinem Song “(No One Knows Me) Like The Piano” zu einer sanften Ballade. Das Pianostück ist ein Höhepunkt seines Debütalbums das den schlichten Titel “Process” trägt.
Sampha zieht darauf keine Lebens- oder künstlerische Bilanz. Die zehn Songs stellen vielmehr intime Aufnahmen aus dem Prozess seiner Trauerarbeit dar. Es ist ein Prozess, der noch andauert und vielleicht niemals abgeschlossen sein wird. Manche Wunden heilen gar nicht mehr, oder nur sehr schwer. So wirkt er in manchen Songs auch wie ein von dunklen Gedanken Getriebener. Zum Beispiel auf “Blood On Me”.
Die Songs bettet er in das Spannungsfeld von Soul, R’n’B und elektronischer Musik. Aus diesen Genre erschafft er sein eigenes musikalisches Universum. Wenigstens hier scheint ein Prozess – vorerst – einen Abschluss gefunden zu haben; vom Schlafzimmer-Produzenten, der sich an jazzig-verspieltem HipHop und Grime abarbeitet, hin zu futuristischen Soul-Ansätzen.