Oskar Offermann – Keep It Deep Guest Mix

Die Zeit in dieser Woche ist mit den sprichwörtlichen Siebenmeilenstiefen vorangeschritten. Kaum hatte ich zu Beginn dieser Woche das Bloggen wieder aufgenommen, war die Mitte der Woche überschritten. Nach einem arbeitsintensiven Mittwoch und Donnerstag, Tage, an denen ich kaum Zeit für Musik fand, stand bereits wieder der Freitag vor der Tür, und dieser ist in wenigen Stunden auch Vergangenheit.

Mit Oskar Offermann darf ich an diesem Freitagabend einen weiteren Vertreter der WHITE-Familie begrüssen, der sich die Zeit genommen und die Mühe gemacht hat, einen Mix für diesen Blog einzuspielen. Da er der Initiator und (Mit-)Gründer von WHITE ist, fällt das Frage- und Antwortspiel dieses Mal ausführlicher aus. Und los geht’s:

1. Hallo Oskar, Du hast vor kurzem Das Label WHITE ins Leben gerufen. Was hat Dich zu dieser Entscheidung bewogen?

Mm, also irgendwie war’s schon immer klar, dass ich mal so was machen würde. Ich habe schon relativ früh den Weg in die Musikindustrie gesucht… Mit 16 war ich “Hip Hop Streetpromoter” bei Virgin, danach zweimal Plattenverkäufer und anschließend bin ich irgendwann beim Sonar Kollektiv in Berlin gelandet. Dort hat mich dieser ganze Hip-Hop-mäßige Do-It-Yourself Charakter ziemlich geprägt. Anschließend war es Zeit es selbst zu versuchen.

2. Erzähle doch einmal kurz das Werden von WHITE, von der Idee bis zur Gründung. Gab und gibt es dabei auch Personen, die Dich unterstützt haben und noch unterstützen?

Im Grunde genommen existierte diese Idee schon zu meinen Frankfurter Hip Hop Zeiten. Damals gab es schon diesen Gedanken mit den besten Freunden Musik bzw. ein Label zu machen. Diese Vision vom Bauernhof eben…(lach). Aus dieser Zeit kenne ich noch meinen Partner von WHITE, Adam. Wir haben damals schon an allerhand Ideen rumgesponnen um nicht in der Schule aufpassen zu müssen… Er ist mehr für die visuelle Umsetzung zuständig, ich mehr für die musikalische, wobei wir die meisten konzeptionellen Fragen zu zweit durchkauen.

Dann haben wir 2003 anfangen mit dem “Clic Clac Club” in ganz Deutschland Veranstaltungen mit Ausstellungen zu verbinden. Was uns irgendwann keinen Spaß mehr gemacht hat, weil das einfach zuviel wurde. Außerdem fanden wir den Namen irgendwie doof, der ließ uns wenig Raum…

Also haben wir uns nach einer kleinen Pause noch mal genau überlegt, was wir wollen und wie und heraus kam WHITE. Zum Glück haben damals schon alle Freunde tatkräftig mitgeholfen: Jason, Leo, Georg, Tristen, Jan, Ben, Edward, Moomin, usw. Wofür ich total dankbar bin, weil alleine wäre mir das neben dem Studium doch zu viel gewesen. Jeder macht & tut und hilft wo er kann. Und alle sind miteinander gut befreundet. Das ist auch genau der Vibe, der für mich WHITE ausmacht.

3. Hast Du (hattet ihr) dabei Vorbilder, an denen Du Dich (ihr euch) ausgerichtet habt?

Bei Labels gab es keine Vorbilder. Da hatten wir selber genug Ideen und Vorstellungen, wie das klingen und aussehen soll.

Wichtig war für uns nur das es richtiges Vinyl gibt und wir auch richtige Cover machen wollten, da viele von uns einen grafischen Background haben. Wir lieben einfach Schallplattenkultur und da gehört für mich auch das Cover und das Label (Etikett) dazu. Selbst wenn das dann auch bedeuten kann, dass wir draufzahlen. Scheißegal, mir geht es ja auch nicht darum mein Label zu einer funktionierenden Geldmaschine zu machen, sondern um tolle Musik auf tollen Tonträgern, die ich mir gerne noch in 10 Jahren anhöre und anschaue. Das hat Wert für mich.

Wir sehen das Label nicht als finanzielle Grundlage für unser Leben. Das Label muss sich durch Veranstaltungen und Gagen tragen können. Wenn dann noch was von den Verkäufen abfällt – super! Ansonsten versuchen wir uns musikalisch an uns selber auszurichten.

4. Welches Anliegen und welche Zielrichtung verfolgst Du (verfolgt ihr) mit WHITE?

Einen richtigen Masterplan haben wir nicht. Das Label machen wir, weil wir nicht anders können. Bei uns ist das sehr simpel. Im Mittelpunkt der ganzen Arbeit stehen unsere Künstler und deren Output. Da wir alle gute Freunde sind, befruchten wir uns gegenseitig. Und alles kommt wie es kommt…

5. WHITE blickt schon bald seinem zehnten Release entgegen. Wie würdest Du diese Entwicklung beurteilen?

Intern macht uns das alles eigentlich von Release zur Release mehr Spaß, weil wir durch die Erfahrung entspannter sind und uns selber einfach mehr vertrauen. Außerdem kann man förmlich hören, dass Leute wie Edward mit dem Label von Platte zur Platte gewachsen sind. Genauso ist es gut zu sehen, dass aus dem Labelkern heraus Leute wie Tristen, Moomin oder Jason ihre ersten Schritte machen. Es erfüllt mich mit sehr großer Freude, daran Teil zu haben!

6. Gibt es ein Ereignis, auf das Du im Verlauf der bisherigen Label-Geschichte besonders gerne zurückblickst?

Spontan gab es im Januar 2008 ein Erlebnis was für mich sehr besonders war: Âme spielte da in der Panorama Bar und ich kannte die Jungs noch von Sonar Kollektiv Zeiten. Sie hatten mich damals auf die Liste geschrieben und begannen ihr Set mit “Himmel Unter Berlin”. Zwei Nummern später spielten sie direkt noch “Raw Structures” hinterher. Ich dachte dann erstmal, dass war quasi mir gegenüber ein Gefallen, weil sie wussten das ich da war und wir uns schon früher immer gut verstanden hatten. Also bin ich nach ihrem Set zu Kristian und wollte mich bedanken. Jedoch wusste er gar nicht wovon ich rede. Und es stellte sich heraus, dass er gar nicht wusste, dass WHITE mein Label war… Das war natürlich ein Riesenkompliment!!!

Aber auch die ersten WHITE Parties in der Bar 25, die WHITE Sparkle Nacht mit Jus-Ed im Horst, oder der kuriose Anruf vom Helmut… alles unvergessliche Momente!

7. Ein Label funktioniert nicht ohne A&R-Arbeit. Nach welchen Kriterien werden (neue) DJs und Künstler ausgesucht?

Grundsätzlich habe ich einen festen Künstlerstamm mit dem ich in erster Linie arbeite. Dazu kommen dann immer noch mal ein paar Demos von anderen Leuten, die aber eigentlich immer irgendwelche Bekannten von uns sind. Ohne ein persönliches Verhältnis zum Artist will ich nichts auf WHITE veröffentlichen. Ich will die Person hinter der Musik kennen und verstehen. Das ist wichtig, vor allem, wenn man sie in riesigen s/w Portraits aufs Cover abbilden möchte, da muss man auch erstmal sicherstellen, dass der Artist versteht worum es uns geht.

Für die musikalische Auswahl funktioniert das Prinzip immer so: Entweder etwas berührt mich, oder nicht. Es geht mir viel um Bauchgefühl. Ich spreche außerdem immer von “Songs”, ich will keine “Tracks” rausbringen und ich will auch so etwas wie eine gewisse Zeitlosigkeit in der Musik von WHITE hören. Musik die Geschichten erzählt, Musik die mich zum Weinen bringt, Musik die Nachhaltig ist, die Wert hat und die ich auch nachsingen kann, obwohl es elektronische Musik ist. So ungefähr…

Außerdem veröffentlichen wir keine Platten von Leuten die ohne Vinyl auflegen! Sonst beißt sich die Katze ja in den Schwanz! Da bin ich mittlerweile ziemlich dogmatisch.

8. Nimmst Du als Labelgründer auch Einfluss auf die Produktionen?

Ich denke immer noch, dass die Institution des Labelmachers, oder des A&R total wichtig für ein Label ist.

Ich habe schon viele meiner Künstler an den Rand des Wahnsinns getrieben, weil ich sie immer wieder ins Studio zurück geschickt habe. Und so was geht natürlich an die Substanz, wenn der Mastering Termin immer näher rückt… Aber das sind dann auch nur Vorschläge von meiner Seite, und bei manchen Artists wäre es total dilettantisch sie nochmal ins Studio zu schicken. Man darf auch nicht vergessen, dass wir sehr viele Debüts hatten. Da werden gerne noch Fehler gemacht.

9. Wer entscheidet letzten Endes, ob eine Produktion veröffentlicht wird?

In erster Linie bin ich das. Aber ich muss dazu sagen, dass da viel in Absprachen mit meinen Jungs passiert. Also vor allem Edward (mit dem ich ja auch zusammen auflege), Tristen und Moomin, sind meine engsten musikalischen Berater. Und wenn ich mir unsicher bin, frage ich hier zuerst. Aber das letzte Wort habe ich und das ist auch ganz gut so… (lach)

10. Kommen wir nun auf Dich selbst zu sprechen. Welches sind Deine musikalischen Wurzeln?

Meine Wurzeln liegen ganz klar im Grunge/Indie und im Hip Hop. Ich habe lange in verschiedenen Bands Schlagzeug gespielt und mir wird oft nachgesagt, dass man meinen Stücken das heute noch anhört. Zur geraden Bassdrum bin ich erst 2001 gekommen. Damals schon vor allem durch die Panorama Bar.

Ansonsten versuche ich meine Hausaufgaben zu machen und mich auch viel mit Musik jenseits des Clubs zu beschäftigen. Momentan stecke ich beispielsweise in einer Wagner Phase und will unbedingt mal nach Bayreuth reisen.

11. Wo / wie hat Deine DJ-Karriere ihren Anfang genommen?

Wenn ich so drüber nachdenke, weiß ich gar nicht genau wo das anfängt und wo das aufhört… Im Grunde genommen konsumiere ich bewusst Musik seitdem ich so ca. 10 Jahre alt bin, damals habe ich Tapes gemacht, pseudo-mäßig gemixt & moderiert usw… die ersten Bandversuche kamen mit 12, so mit 13 habe ich die ersten Male auf irgendwelchen Teenie-Geburtstagen “aufgelegt”, mit 14 war ich das erste mal mit meiner älteren Schwester im Dorian Gray, dann mit 15 die ersten Vinlys gekauft.

Aber richtig angefangen hat es erst 2001 mit dem Umzug nach Berlin. 2005 habe ich dann meine erste Platte auf My My’s Label “Just” veröffentlicht. Dann kam eine längere Phase in der ich nur noch live spielen wollte. Und 2008 habe ich mich dann mit Edward zusammengetan und seit dem legen wir eigentlich nur noch auf. Gerne ausgiebig und die ganze Nacht lang, am besten noch mit Warm-up und Afterhour!

12. Kannst Du Dich noch an Deinen ersten Gig erinnern?

Siehe oben, das war mit Sicherheit irgendein privater Geburtstag einer Schulfreundin oder irgendeine andere halb-private Festivität.

13. Du bist zudem auch als Produzent tätig. Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Tracks?

Langfristig möchte ich mit Sound Bilder malen, die ein bestimmtes Gefühl vermitteln… einen Eindruck, eine Geschichte, wie ein Film sozusagen. Eine eigene Welt aufmachen!
Aber momentan bin ich eher noch in diesem Band Ding… Ich finde es geil, wenn es alles nach echten Instrumenten klingt und dann alle plötzlich im richtigen Moment zusammen kommen. hui!!!

14. Unter dem Namen “WHITE Sparkle In Her Eyes” betreibt Label (derzeit) auch eine eigene Veranstaltungsreihe. Was kann der Clubgänger auf diesen Veranstaltungen erwarten?

Diese Parties sind für uns sowas wie ein Familientreffen. Da kommt die ganze “Gang” mal wieder zusammen, und wir haben Spaß! Oft sind unser Gast-DJs auch gute Freunde aus anderen Städten und wir haben alle zusammen einfach eine gute Zeit und das überträgt sich dann meistens auch auf unsere Gäste. Der Horst ist auch kein anonymer Riesenclub, sondern eher eine Art großes Wohnzimmer, eine Spielwiese, ganz unprätentiös und sehr ehrlich.

15. Wie leicht / schwer ist es, sich auf dem gut gesättigten Berliner Markt zu etablieren?

Oh, da muss ich wirklich sagen, dass fiel uns sehr lange sehr schwer. Ich habe Berlin oft dafür verflucht, weil es hier wirklich ALLE versuchen und man viel länger braucht um sich durchzukämpfen.

Komischerweise hatte ich aber oft das Gefühl, dass wir in Berlin die einzigen jungen Leute sind, die unseren Film fahren und alle anderen auf Berliner Afterhour Techno hängengeblieben sind…(lach)

Deshalb haben wir uns besonders am Anfang auch mit Leuten aus anderen Städten connectet. Aber langsam habe ich das schöne Gefühl angekommen zu sein und wir haben mittlerweile auch “Brothers in Mind” in Berlin gefunden! Unsere “Weisse Hasen” Party an Neujahr, war sowas wie das Zusammentreffen dieser ganzen neuen deutschen Deepness.

16. Pläne für die musikalische Zukunft?

Hm, ich würde sehr gerne ein Album machen, wo es noch deutlicher um Songs geht. Aber ich werde einfach mal sehen was für Stücke beim produzieren rauskommen. Entweder es wird 12″ lastigeres Material oder es entsteht vielleicht ein Album. Für ein Album bräuchte ich Ruhe und Isolation, was sich momentan eher schlecht mit WHITE vereinbaren lässt.

Außerdem sitze ich mit meinem Buddy Moomin an einer 12″ die noch dieses Jahr auf WHITE kommen wird… Und dann habe ich noch so ein Edits Label gegründet… da kommt die erste Katalognummer noch im Frühjahr, da freue ich mich schon sehr drauf!

Nach so viel Text habt ihr euch den Mix auch redlich verdient:

Oskar Offermann – Keep It Deep Guest Mix by keep-it-deep

Mehr im Web:

Oskar Offermann @ MySpace
WHITE @ MySpace
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WHITE

[Picture by: Georg Roske]

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