Edward – Keep It Deep Guest Mix

Es war 2008, dass ich zum ersten Mal von WHITE und Edward erfahren habe. Denn im Spätsommer Jahres veröffentlichte das clubeigene Label der Londoner Nachtinstitution Fabric eine Mix-Compilation, die das DJ- und Produzenten-Duo Âme eingespielt hatte. Neben dem Acid-trunkenem House eines Armando, Afterhour-tauglichen Monologen von Moondog sowie pumpend-pulsierenden House- und Techno-Legierungen aus den Händen eines Matthew Styles oder Marcel Dettman, befand sich darauf auch “Raw Structures“, ein Track von Edward (feat. Justus), gleichzeitig das erste Release auf WHITE. Dieser Track hat sich tief in meine Grosshirnrinde eingefräst, und seither verfolge ich mit grosser Aufmerksamkeit und Begeisterung die musikalische Entwicklung des DJs und Produzenten aus Berlin, Edward. Über die Jahre folgten weitere 12″ auf WHITE, Giegling und Blooming Soul mit Tracks, die allesamt viel Gefühl, Tiefe und Ruhe ausstrahlten.

In wenigen Wochen wird Edward auf dem Label White sein Debütalbum mit dem Titel “Teupitz” – ein Hinweis auf den Entstehungsort desselben – veröffentlichen. Man darf schon sehr gespannt sein darauf, und daher freut es mich umso mehr, dass Edward so kurz vor Erscheinen des Albums noch die Zeit, die Ruhe und die Kraft gefunden hat, einen Mix für die Podcast-Reihe aufzunehmen. Das Interview liegt nun ebenfalls vor:

INTERVIEW

Im Februar dieses Jahres erscheint mit „Teupitz“ Dein erster Longplayer im Albumformat auf WHITE. Wie ist Dein Befinden so kurz vor der Veröffentlichung?

Es war schon sehr lange ein grosser Wunsch von mir ein Album zu machen. Jetzt wo alle Arbeitsprozesse beendet und alle Entscheidungen getroffen sind, bin ich eigentlich nur noch erleichtert und glücklich.

Ersten Informationen zu Deinem Album ist zu entnehmen, dass Du es nach seinem Entstehungsort, dem Brandenburger Spreewaldstädtchen Teupitz, betitelt hast. Inwieweit hat diese Umgebung Deinen Arbeitsprozess beeinflusst?

Ich habe dort für ca 1 1/2 Jahre gelebt. Im Winter habe ich dort den Grossteil des Albums produziert. Inwieweit mich der spezielle Ort beeinflusst hat kann ich nicht sagen. Wichtig war vor allem, dass ich viel allein und sehr nah an der Natur war. Das hat Ruhe in den Arbeitsprozess gebracht und ich konnte mir sehr viel Zeit für die Tracks und das Konzept des Albums nehmen.

Und wie haben Landschaft und Natur Deine Wahrnehmung auf das zentrale Thema House verändert?

Die Akustik die so eine Schneelandschaft mit sich bringt hat mich beeindruckt. Das ist so eine unglaubliche Ruhe die jeden Klang abdämpft und besonders macht. Man kennt das vielleicht aus Waldspaziergängen. Wenn man so etwas täglich erlebt, dann macht das schon etwas mit einem und wirkt sich auch auf die Arbeit aus.

Wie wichtig war Dir während Deiner Arbeit an „Teupitz“ eine mögliche Clubpräsenz der Tracks? Entspricht das Album auch Deiner persönlichen Vorstellung von Tanzmusik?

Auch wenn ich keine offensichtlichen Primtime-Nummern produziere, ist Clubmusik das Medium, mit dem ich mich ausdrücke und somit auch der Grundpfeiler von Teupitz. Doch viel wichtiger war es für mich, ein wirkliches Album zu machen und keine clubtaugliche Doppel-EP.

Ich habe viel Zeit mit der Abfolge und Auswahl der Tracks verbracht, Übergaenge und Brüche eingebaut, um das Hören interessant zu gestalten. Damit habe ich das Rad nicht neu erfunden, aber mir fehlt das in letzter Zeit ein bisschen bei den neuen Alben. Alte Hip Hop-Album mit tausend Intros, Outros und Zwischenskits waren doch irgendwie aufregend. Das wollte ich zwar nicht kopieren doch in meine Sprache übersetzen.

Ich bin das erste Mal auf Dich als Produzent und auf das Label WHITE aufmerksam geworden, als ich den Fabric-Mix des Karlsruher Duos Âme in den Händen hielt. Sie hatten Deinen Track „Raw Structure“ für ihre Compilation lizensiert. Wie kam es dazu?

Ganz unspektakulär. Ich kannte sie zu der Zeit nicht persönlich. Sie haben einfach die Nummer gefunden und wollten sie auf dem Mix haben. Für mich hat das damals wie heute sehr viel bedeutet. Gerade zu dieser Zeit hat mich der “Âme Sound” sehr geprägt.

„Raw Structure“ war auch Dein erstes Release auf WHITE. Das war 2007. Seither hast Du auf WHITE, aber auch auf Label wie Giegling und Blooming Soul Records zahlreiche weitere EPs und Tracks veröffentlicht. Wie haben sich Deine Arbeit und Dein Stil in dieser Zeit entwickelt?

Früher habe ich versucht, Trax vor allem fertig zu kriegen und in bestimmte Arbeitsprozesse rein zu kommen. Heute versuche ich diese eher wieder aufzubrechen. Aber damals wie heute geht es vor allem darum, über viele Wege für ein kurzes Moment das Nachdenken abschalten zu können und wirklich zu spielen.

Bei Deiner EP auf Giegling pflegst Du meines Erachtens einen sehr freigeistigen Umgang mit House. Die Stücke enthalten zahlreiche Sprach- und instrumentale Parts, die stark in Richtung Jazz und Soul weisen. Welche Bedeutung bemisst Du diesen beiden Genre für Deine Musik?

Ich habe angefangen mit Soul, Funk, Jazz und Disko Platten von meinem Vater aufzulegen. Seit dem ist diese Musik aus meinem Lebensraum nicht wegzudenken, und macht den Grossteil meiner Plattensammlung aus. Ich denke die Verweise sind auch auf dem Album erkennbar, aber der Blick ist immer in die Zukunft gerichtet.

Lass uns noch ein wenig weiter zurück in Deine Vergangenheit blicken. Wie bist Du eigentlich in Kontakt mit elektronischer Clubmusik, vornehmlich House/Techno, getreten?

Ich habe schon früh Jeff Mills, Carl Craig etc. kennengelernt, aber unter einem anderen Fokus. Uns ging es eher um den Jazz, danach wurden Stücke bemessen. “At les” von Carl Craig war wahrscheinlich meine erste Technonummer. Das habe ich geliebt. Aber das ist kein typischer Techno und für mich war es damals eher Jazz. Ich hab maximal 3-6 Techno und House Platten in einem Set gespielt, ansonsten viel Broken Beat, Hip Hop und alte Sachen. Als ich so mit 20 nach Berlin kam und die Techno Clubs kennenlernte, habe ich dann nach und nach eine Begeisterung für monotone DJ-Sets entwickelt und immer mehr versucht, diesen Vibe in meine Sets einzubauen. Heute spiele ich zwar rein elektronische Sets mit dem Fokus auf House, doch wie man vielleicht in dem Mix hören kann, kommt der eklektische Ansatz wieder mehr durch, indem ich keine langen Mixe mache sondern eher wieder Stücke spiele.

Wann durftest Du das erste Mal hinter die Plattenteller treten?

So mit 15. Mein Vater war damals schon DJ und hat mich manchmal mitgenommen. Irgendwann hab ich dann seine Platten genommen und auf Parties von Freunden aufgelegt. Später haben wir auch zusammen aufgelegt (manchmal auch heute noch). Das hat mich warscheinlich am meisten geprägt.

Welche musikalischen Vorbilder hattest Du?

Während ich das Album gemacht habe, habe ich viel Youseff Lateef und Steve Reich gehört. Keine Ahnung wieso, aber das hat mir sehr geholfen. Ansonsten habe ich viele Vorbilder, zu viele um sie aufzuzaehlen. Einer der grössten Konzept-Alben ist für mich Stevie Wonders “Songs in the key of life”

Wie wird es weitergehen? Sind für 2012 noch weitere Releases geplant? Und, viel wichtiger: Wo kann man Dich in nächster Zeit an den Decks erleben?

Es wird wohl demnaechst ein Remix auf Kann, Blooming Soul und Lofile geben, sowie eine EP auf Giegling.

PODCAST

English (short) version: Berlin based DJ and producer Edward has been releasing records for over four years now on labels like WHITE, Giegling and Blooming Soul. His first album, “Teupitz”, will hit your local record stores in a few weeks.. Glad and thankful, to have him here on the blog, being part of the guest mix series.

Mehr im Web:

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Edward @ Soundcloud
Edward @ discogs

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