Mixed up monday: Disco, House, Techno

Foto: N.R.

Mitte Oktober teilte der belgische Produzent und Disc Jockey Nicolas Geysens alias San Soda ein YouTube-Video über sein Facebook-Profil. In diesem Video wurde er gefragt, wie man dieser Tage ein erfolgreicher Produzent und Disc Jockey werden könne. Seine Antworten können kurz zusammengefasst mit folgender Formel wiedergegeben werden: redo, remake, remodel, remix.

Mich erstaunt, dass das Video seit seiner Veröffentlichung erst knapp 8000 Mal geklickt wurde. Denn die Formel ist so einfach wie genial. Schnell, ohne grossen zeitlichen Aufwand kann heute jeder ein Superstar im Dance Business werden, wenn er nur und ausschliesslich an einem vorbekannten Formenschatz anknüpft.

Das zeigen die vielen “Produzenten”, die sich an Indie Folk- beziehungsweise Singer-/Songwriter-Stücken “abarbeiten”. Sie verpassen ihnen am Rechner ein “zeitgemässes Gewand”. Da röhren mal Bässe und Gitarren-Riffs im Kitsuné- oder Ed Banger-Stil, dann wieder pluckern Beats aus dem Kickdrum-Baukasten für Anfänger. Einer der bekanntesten Produzenten: der Berliner Wankelmut.

Ein Ähnliches Schicksal widerfuhr dem House-Klassiker “God Made Me Funky”, geschrieben Mitte der Neunziger Jahre von Chicagos Mike Dunn unter seinem MD X-Press-Alias. Warum muss man als Produzent Hand an so ein Stück legen? Warum schafft man nicht etwas Eigenes, und sei es mit einfachster Software am Rechner?

Wenn Stücke wie “God Made Me Funky” einem Remix-Treatment unterzogen werden, schlägt Qualität in Quantität um, ganz gleich, ob als Remixer die “großen” Harry Choo Choo Romero und Alix Alvarez oder der “kleine” Frieder Helmer verantwortlich zeichnen. Das (Major)Label tritt wie eine Private Equity-Firma auf: Es sichert sich den gewinnbringenden Teil und stösst den Rest ab. Der Klassiker wird ökonomisiert.

Dadurch wird er jedoch dessen beraubt, weswegen wir ihn geliebt haben und auch heute noch lieben: seiner Eigenschaft, über alle Zeitgeisterscheinungen erhaben zu sein.

I Albrecht Wassersleben im Mix für Get Deep Mixcast. Move D, Axel Boman oder El Harvo von der englischen Futureboogie-Crew haben für den Podcast der Berliner Veranstaltungsreihe Get Deep! bereits einen Mix aufgenommen. Jetzt ist es der Uncanny Valley-Mann Albrecht Wassersleben, der ein paar Platten zwischen Burials verregneten Dubstep-Entwürfen und deeper-than-deep House in seinen Mix gepackt hat. “Schöner Mix, das war die beste Stunde des Tages”, schreibt ein User als Kommentar. Dem schliesse ich mich an.

II Taron-Trekka – Illogical Sunday Mix. Es gibt Minimal Techno. Und dann gibt es Daniel Bell. Seine Musik ist die Essenz von House und Techno. Danach kommt erstmal lange nichts. Eine seiner Platten nennt sich “Elevate Special Projects”, ist auf seinem eigenen Label Elevate erschienen, und Taron-Trekka spielen einen Track davon in ihrem neuesten Mix. Kann ich stundenlang hören, den Track und den Mix. Danke dafür.

III DJ Nature im Mix für Melbourne Deepcast. Milo Johnson alias DJ Nature hat letztes Jahr auf Golf Channel Music sein Album “Return Of The Savage” veröffentlicht. Ging im Vergleich zu seinen zahlreichen EPs ebendort und auf Jazzy Sport ein wenig unter. Soll ja wieder fleissig im Studio sein, der Gute. Bis neues Material von ihm erscheint, gibt’s jetzt erst einmal den Melbourne Deepcast.

IV Jonny Nash – Bad Passion Mix October 2013. Jonny Nash und Kyle Martin sind Land Of Light, ein Synthesizer-verliebtes Produzenten-Duo, die ebensolche Musik auf dem Label ESP Institute veröffentlicht haben. Alleine war Nash auch als Remixer tätig, und als solcher beispielsweise 2009 auf der Compilation “I’m Starting To Feel Okay Vol. 3” (Endless Flight) zu hören. Irgendwo zwischen kosmischen Disco-Entwürfen, elegischer Deep House-Poesie und dem einen oder anderen Acid-Vers reiht sich auch sein Mix ein.

V Prince Of Denmark im Mix für Smoke Machine. Bei Shakespeares “Hamlet” dreht sich alles um den jungen Prinz von Dänemark, der den Mord an seinem Vater rächen soll. Zwar nicht blutrünstig, aber der Shakespeare’schen Düsternis gerecht werdend, geht der Produzent Prince Of Denmark an seine Musik heran. Gerade hat er sein Debütalbum “The Body” veröffentlicht, auf dem er die Sinn- und Seinsfrage des Techno stellt und in Stücken wie “Thanatos” oder “(In The End) The Ghost Ran Out Of Memory” zu beantworten versucht. Am Ende bleibt die Sublimation. Heute erschien auf Resident Advisor sein Podcast als Traumprinz. Ein paar Tage davor ein Mix unter dem Dänen-Alias für Smoke Machine.

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