Kann Wasser nach oben fließen? Aber ja doch. Die Musik von Lone ist eine Gegenkraft, die die Gravitation umkehrt.
Wasser fließt normalerweise von oben nach unten. Die Erdanziehung sorgt dafür, dass es nicht in der Luft schwebt oder nach oben fließt. Manchmal ist das aber nicht so. Dann nämlich wirkt eine Gegenkraft auf die Gravitation, etwa an der Küste, wenn starke Winde auf Wassermassen treffen und diese zurückdrängen. Das Wasser fließt dann scheinbar die zerklüfteten Felsen wieder nach oben.
Und dann ist da noch Matt Cuttler alias Lone. Seit bald 20 Jahren beschäftigt sich der britische Produzent mit einer Bandbreite an Musik, die instrumentalen Hiphop, Breakbeats, Hardcore, Jungle, Garage und House abdeckt – und kehrt ihre Gesetzmäßigkeiten in seinen Tracks scheinbar um. Gerade noch eifern hochfrequente Drum-Pattern und hochgepitchte Vocals um die Wette, dann wieder tanzen Ambiente Synthesizerflächen zärtlich umschlungen mit watteweichen Chords. Rausch und Runterkommen im selben Moment.
Auch auf “Waterfall Reverse / Triton” bauen sich Wellen der Ekstase auf und flachen gleichzeitig wieder ab. Die beiden Stücke erscheinen auf dem Plattenlabel Greco-Roman, wie zuletzt auch Cuttlers EP “Natural Aerials” (2022) und das Album “Always Inside Your Head” (2021). Dessen cineastische Atmosphäre greift Cuttler mit “Waterfall Reverse / Triton” auf, verleiht ihr aber grelle Klangfarben, Kontraste und sorgt mit schnellen Wechseln melodischer Richtungen und Rhythmen für Erregung.
Sich auftürmende Chords, typisches Merkmal von Lones Musik stehen im Zentrum von “Triton”. Klavierakkorde, Cut-up-Vocals, hektische Jungle-Beats, massive Bass-Berge und eine Acid-Synthline stapelt er bei “Waterfall Reverse” übereinander. Geradezu expressionistisch arbeitet er. Alles ist extrem. Der Rhythmus, die Dynamik, die Melodielinien. Am Ende wird Lone fast schon atonal. Es bleiben das Rauschen des Wassers und die Illusion, dass Wasserfälle nach oben fließen können.
Bandcamp: Lone
Soundcloud: Lone
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Soundcloud: Greco-Roman
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