In seiner Musik spürt Marco Scozzaro alias L’oggetto klassischem House und seinen italienischen Ebenbildern nach. Auf “Musica da Discoteca” lässt er diese in die Gegenwart strahlen.
Die Neunzigerjahre waren nie weg. Weder auf der Tanzfläche noch im Studio. Warum ist das so? Darüber könnte man Nächte lang sinnieren. Vielleicht, weil die Musik aus dieser Zeit vermittelt, was der Journalist und Autor Jens Balzer bereits in der Einleitung seines 2023 erschienenen Buchs “No Limit” beschreibt: “Die Neunziger beginnen…mit der Hoffnung…als ein Jahrzehnt der Freiheit.”
Für den Klang dieser Zeit steht auch die kleine Reihe “Musica da Discoteca”, die jetzt mit dem dritten Teil ihren Abschluss findet. Alle drei Teile erscheinen auf dem Plattenlabel MKDF. Mit ihr lotet Marco Scozzaro unter seinem Alias L’oggetto die Verbindungen zwischen Chicago, New York und Riccione aus; zwischen klassischem House-Sound und seinen italienischen Ebenbildern. Musikalische Sehnsuchtsorte, denen Scozzaro als Produzent nachspürt und sie in die Gegenwart strahlen lässt.
Sozzaro, der in Parma Psychologie und in New York Photographie studiert hat, schlägt den Weg ein, wie ihn zum Beispiel die Produzenten Claudio Coccoluto, Alex Neri oder Dino Lenny vorgespurt haben. Diese hatten sich wiederum vom Sound eines Marshall Jefferson, Frankie Knuckles oder Larry Heard leiten lassen. Nur um dann wieder die US-Clubs mit ihrem Sound zu erobern. Ein Wechselspiel der gegenseitigen Beeinflussung.
So kommt es auch, dass Scozzaro als L’oggetto auf “Musica da Discoteca” verletzlichen Synthesizerklängen kraftvolle Drums gegenüber stellt. Chords-Wellen lässt er tiefe Bassläufe umspielen. Dazu holt er aus der Instrumentenkiste Flöten heraus, die er auf “Fluido” und “Altvers” klagen lässt. Bittersüß, sehnsuchtsvoll, denn die Vergangenheit ist nicht mehr, die Zukunft ist noch nicht da, und die Gegenwart ist nur eine Illusion. Eine Welt hinter den Disko-Spiegeln.
Instagram: L’oggetto
Soundcloud: L’oggetto
Webseite: Marco Scozzaro