Das New York der Siebziger und Achtziger Jahre, Blütezeit der Clubkultur am Hudson River: Dies ist der Hintergrund der US-Künstlerin Kim Ann Foxman, die morgen Abend nach Freiburg kommt:
Kim Ann Foxman braucht dieser Tage Geduld und einen langen Atem. Kein Interview vergeht, ohne dass die 35-jährige US-amerikanische Elektronikmusikerin, die an diesem Samstag für ein DJ-Set in die Jackson Pollock Bar nach Freiburg kommt, auf ihre künstlerische Vergangenheit angesprochen wird. Doch diese ist für die kleine Nischenwelt der Disco- und House-Szene zu bedeutend, um nicht erwähnt zu werden: Foxman war von 2006 bis 2011 Mitglied von Hercules & Love Affair, der Disco-Pop-Band des New Yorkers Andrew Butler.
In dieser Zeit erschienen zwei Alben mit ihrer Beteiligung. 2008 veröffentlichten Butler, Foxman und verschiedene Gastmusiker als Hercules & Love Affair das selbstbetitelte Debüt mit dem Clubhit “Blind”. Drei Jahre später folgte der Longplayer “Blue Songs”. Beide Werke wurden zunächst von Szeneblogs wie “Little White Earbuds”, später von Tageszeitungen wie der New York Times mit Begeisterung aufgenommen. Der Band gelänge der Brückenschlag zwischen klassischem Disco der Siebziger Jahre, Synth Pop der Achtziger Jahre und House der Neunziger Jahre mit einer Authentizität, die ihresgleichen suche, lautete der überschwängliche Tenor der Kritiken. Es folgten zahlreiche Auftritte in renommierten Clubs wie dem Fabric in London und auf namhaften Festivals wie dem Sónar in Barcelona.
Seit einem Jahr allerdings tritt Foxman, die 1977 auf der Pazifikinsel Hawaii geboren wurde, als Einzelkünstlerin auf und emanzipiert sich Schritt für Schritt von dieser Zeit. Ihren musikhistorischen Hintergrund wird sie allerdings nie ablegen können, ganz gleich, welchen Weg sie einschlägt. Es ist das New York der Siebziger und Achtziger Jahre, die Blütezeit der Clubkultur am Hudson River.
Die Vertreter der glamourösen Kunst-, Mode- und Filmwelt feierten sich damals im Studio 54 zu den Hymnen einer Loleatta Holloway und Geraldine Hunt. Die Paradise Garage entwickelte sich dagegen zu einem Schmelztiegel randständiger, vornehmlich schwarzer und homosexueller Subkulturen. In der “Garage” spielte der Disc Jockey Larry Levan Marathonsets, die weit über die Zwölf-Stunden-Marke hinaus reichten. Er führte schwarze Tanzmusiken, Soul, Funk und Disco, an New Wave, Psychedelic Rock und krude Electronica-Sounds aus Europa heran – Genre, an denen sich Kim Ann Foxman für ihre eigenen Produktionen orientiert.
Deutlich heraushören lassen sich diese Einflüsse auf ihrem Erstlingswerk “Return It”, einer Zwölfzoll-Vinylschallplatte für das britische Dance-Label Needwant. Große Gefühle wie Liebe, Freude, Trauer und Wehmut durchziehen die feinen Synthesizermelodien der beiden Stücke. Schroffe Grooves aus analogen Drum Machines sorgen dafür, dass sie dennoch tanzbar sind. Also genau das, was das Publikum zum Ende eines Jahres braucht.
Kim Ann Foxman – Skyline Mix
Mehr im Web:
Facebook: Kim Ann Foxman
Soundcloud: Kim Ann Foxman
YouTube: Scion A/V: Interview w/ Kim Ann Foxman
Resident Advisor: Touring Scenes – Kim Ann Foxman
XLR8R: Podcast 286 – Kim Ann Foxman
[Dieser Artikel erschien auch im Kulturteil der Badischen Zeitung]