Das Label ManMakeMusic bewegt sich an den Grenz- und Berührungspunkten von House, Techno und Bassmusik mit stark britischer Einfärbung. Zu seinen Gründern und Betreibern zählt auch Julian Neumann aus Berlin, der vor gar nicht langer Zeit mit “The Realist” eine wunderbare Platte auf Third Ear veröffentlicht hat. Wer noch zu ManMakeMusic gehört, wie sich das Betreiberkollektiv kennen gelernt und wie sich die gemeinschaftliche Arbeit gestaltet, erfahrt ihr bald in einem Interview – das tatsächlich bereits in Vorbereitung ist. Vor, während und nach dessen Lektüre gibt’s den unverschämt guten Mix aus House, ein wenig Techno und etwas Bassmusik. Tune in!
INTERVIEW
Du bist Teil des Man Make Music-Kollektivs. Wer gehört alles dazu?
Wir sind insgesamt zu fünft. Dazu gehören Sam Leon (Noelmas / Love & Mercy), Amit Gudka (Another Amit), Mixcloud-Gründer Nikhil Shah (DJ Sketchy) sowie George FitzGerald und ich.
Wie habt ihr euch kennengelernt und zusammen gefunden?
Den Plan, ein Label zu gründen, habe ich zuerst mit George gefasst. Wir haben uns 2005 in Berlin kennengelernt und gemeinsam begonnen, Musik zu machen. Da haben wir dann relativ schnell gemerkt, dass es musikalisch passt und dass wir auch Lust hätten, nicht nur unsere eigene Musik zu teilen sondern auch andere Kreative zu unterstützen und Musik von anderen zu veröffentlichen die uns gefällt.
Man Make Music war ursprünglich eine Warehouse Partyreihe in London, die Sam, Amit und Nikhil organisiert haben. Das waren damals Freunde von George von der Uni in Cambridge. Die habe ich dann auch relativ bald kennengelernt und da die Parties gut liefen und alle Lust hatten gemeinsam was zu machen, dachten wir uns es wäre cool für das Label einfach den Namen der Party zu übernehmen.
Bis es dann allerdings losging haben wir noch ein wenig gewartet, bis die ersten Releases von uns auf anderen Labels raus waren. 2010 kam dann das erste inoffizielle Release. Eine one-sided 10″ als white label mit einem Remix von George. Als das gut ging, waren wir bereit richtig zu starten.
Wie sieht die Arbeit in einem Kollektiv von DJs und Produzenten aus. Wer macht was?
Ehrlich gesagt, gibt es keine klaren Rollenverteilungen. Die meisten von uns arbeiten nebenbei vollzeitig, sodass es hilft, einfach ein paar Köpfe mehr zu haben. George ist der Einzige, der von der Musik lebt, deswegen widmet er sich anteilsmäßig doch ein bisschen mehr der Büroarbeit. Meine Aufgabe ist so ein bisschen die Vertretung in Deutschland, weil ich bis letzte Woche der Einzige von uns fünf auf dem Festland war. Jetzt ist George letzte Woche hierher zurückgezogen, etwas Verstärkung hier kann nicht schaden.
Welches ist eure Labelphilosophie?
Eine klare Labelphilosophie kann ich jetzt gar nicht so niederbrechen. Ich denke, dadurch dass wir zu fünft sind und über releases demokratisch entscheiden, schaffen wir es wirklich nur Musik zu veröffentlichen, die eine gewisse Tiefe in sich trägt, die sich über Trends und Hypes hinwegsetzt. Grundsätzlich ist bei uns alles möglich.
Du selbst hast in diesem Jahr eine EP auf Third Ear veröffentlicht. Wie kam es dazu?
Third Ear war für mich immer ein Label was zeitlos gute Musik veröffentlicht. Das ist und war mir immer wichtig. Ich habe Guy einfach ein Demo geschickt und er hat sich direkt gemeldet. Das war bevor Man Make Music anlief. Bis dann die endgültigen Tracks für meine EP standen, war es Anfang 2011. Dass die EP erst jetzt im Juli kam, lag an verschiedenen Faktoren, auf die ich leider keinen Einfluss hatte. Trotzdem bin ich stolz mir eine Platte nach Delano Smith, Norm Talley, Marcellus Pittmann, Theo Parrish, Carl Craig, Benjamin Brunn, Demetrio Giannice und vielen anderen wundervollen Künstlern erarbeitet zu haben.
Wer war denn zuerst da: der DJ Julian Neumann oder der Produzent Julian Neumann?
Ich habe mich immer primär als Musiker gesehen. Jetzt kommt wieder die alte Kinderstory. Für Allergiker: bitte skippen! Ich habe als Kind angefangen Klavier zu spielen und mir später dann selbst Gitarre und Drums beigebracht. Eine meiner Jugendsünden ist eine Alternative Band, mit der ich drei Jahre als Gitarrist aufgetreten bin. Mit 17 habe ich dann, inspiriert durch die englischen Trip Hop artists, angefangen, experimentelle Beats zu basteln.
Über die Clubs bin ich dann zu Techno und House gekommen. Zwischenzeitig habe ich auch improvisierte live piano und synth gigs gespielt. Das hat super Spaß gemacht, aber war extrem anstrengend. Zwei von diesen Sets sind noch auf meiner Soundcloud Seite zu hören. Damit habe ich jetzt aber wieder aufgehört, weil ich doch am Ende immer etwas unzufrieden war.
Welchen Ansatz, welches Ziel verfolgst Du bei deinen Tracks?
Motor meiner Tracks ist immer eine gewisse Ästhetik, die ich zu schaffen versuche. Mein Dogma ist die Zeitlosigkeit. Vielleicht zeitlose Ästhetik. Das ist natürlich sehr hoch gegriffen, aber für mich ist der Weg das Ziel. Selbst höre ich gern alles mögliche und ich störe mich auch nicht an Hypes. Auch wenn mir manchmal klar ist, dass ich bestimmte Tracks nicht länger als ein paar Wochen hören kann. Für mich wünsche ich mir allerdings etwas zu schaffen, was ich mir selbst auch ein paar Jahre später noch anhören kann.
Von welchen Einflüssen lässt Du dich dabei leiten?
Genaue Einflüsse kann ich gar nicht nennen. Ich lasse mich beim Musik machen immer gehen. Ich denke nur so schafft man es einen eigenen Sound zu schaffen. Ich kaufe auch ganz andere Platten als ich selbst produziere.
An welchen Vorbildern orientierst Du dich, und warum beziehungsweise: warum nicht?
chte Vorbilder habe ich für meine eigene Musik eigentlich keine. Aber es gibt eine Menge Künstler die ich sehr sehr wertschätze. Und bestimmte Einflüsse lassen sich wahrscheinlich auch nicht abstreiten. Hauptsächlich sind das vielleicht die Detroit Beatdown crew. George hat natürlich auch immer einen Einfluss auf mich gehabt und da ist noch mein belgischer Mitbewohner Nicolas / San Soda.
Was sind deine persönlichen Zielvorstellungen für Man Make Music sowie für dich in den kommenden ein, zwei Jahren?
Für Man Make Music wünsche ich mir ein wenig mehr Aufmerksamkeit hier auf dem Festland. Unser Release von U hilft aktuell dabei. MMAKEMU01 ist ein wirklich außergewöhnliches Release. Zwei Tracks davon sind auch im Mix. Es lohnt sich, die Videos auf unserem Youtube Kanal anzuschauen. Das Release selbst kommt nächsten Montag als limited vinyl only 10″. Die Tracks sprechen für all das was ich mir von meiner Musik und von unserem Label wünsche.
Für mich selbst freue ich mich erstmal auf einen Track auf einer KANN Platte. Das ist auch ein Label, was ich schon seit Jahren mit Begeisterung verfolge. Liebe zur Musik. Ansonsten freue ich mich auf Gigs solange ich beruflich noch flexibel bin. Musik werde ich wohl mein ganzes Leben weiter machen. In welcher Form auch immer.
PODCAST
ENGLISH SHORT VERSION
Today, it is up to Berlin based DJ and producer Julian Neumann, co-founder of ManMakeMusic, to deliver the next guest mix. It is a breathtaking journey through today’s house music, spice up with a little techno and bass music. Enjoy!
Mehr im Web
Facebook: Julian Neumann
Soundcloud: Julian Neumann
Soundcloud: ManMakeMusic
Webseite: ManMakeMusic