Frühlingserwachen auch bei Third Ear, dem britischen Aussenposten für Detroit House-Adepten auf beiden Seiten des grossen Teichs. Den Veröffentlichungsreigen für das Jahr 2011 einleiten darf Demetrio Giannice, der – man erinnere sich – vor nahezu einem Jahr auch eine Art Label-Rundschau für Resident Advisor erstellt hat (Label of the month: Third Ear und Label of the month 1003 Mix by Demetrio Giannice).
Auf diesem Mix vertreten waren einige Klassiker aus dem Veröffentlichungskatalog von Third Ear. Beispielsweise Rick Wilhites “Ruby Nights” im Gilb’R Remix – Gott, was liebe ich diesen Track! – oder Norm Talleys “The Journey“. Ebenfalls enthielt der Mix auch das eine oder andere unveröffentlichte Material. Und wer – im Gegensatz zu mir – gut aufgepasst hat, konnte nun, mit dem Erscheinen von Demetrio Giannices “Slow EP” feststellen, dass er damals schon einen Track seiner neuen 12″ miteingearbeitet hatte.
Jetzt also ist die Scheibe auf dem Markt. Es ist ein Vier-Tracker, auf dem sich der Züricher DJ und Produzent in meinen Augen in einem handwerklich noch ausgereifteren Sounddesign zeigt, als zuletzt als Remixer auf Mojuba oder zusammen mit Chez Damier als Adventures In Barcelona. Hier, auf der Slow EP, sind ihm wirklich meisterhaft gefertigte Schmuckstücke der (Deep) House-Musik gelungen, in denen er dem Hörer nahelegt, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft musikalisch nicht losgelöst nebeneinander stehen, sondern unmittelbar ineinander übergreifen.
“QC” beginnt mit einem Intro aus gesampleten Stimmen. Aus diesem drehen sich Snare-/Clap-Säulen heraus, schlank wie ihre korinthischen Schwestern. Verziert sind diese mit einem lebhaften Hi-Hat-, Key- und Synthflächen-Spiel, in das der beständig schlagende Puls der Bassdrum ein wenig Ruhe bringt. Als ich “Deepness” das erste Mal angespielt habe, zuckte ich zunächst kurz zusammen: das rhythmisch-perkussive Trommelwerk, mit welchem dieser Track beginnt. Doch Demetrio Giannice bestickt den Track mit warmen Chord Pads, feinen Beckensounds und einem präzisen Bassdrum-Pattern, so dass ich die Trommelei gut ertrage. “Slow“, titelgebender Track, eröffnet mit krispen Funk-Beats und treibt sehr jacky nach vorne wohingegen sich der Enterbt Records-Chef auf “November” als Grossmeister des Zen-House erweist. Mit ruhig stampfenden Beats, kurzen, perlenden Klangtupfern und einem sich beständig wiederholenden Sprachsample erschafft er ein Kraftfeld, das jede einzelne Körperzelle wieder in eine harmonische Schwingung versetzt und die Energien frei fliessen lässt. House is a feeling. Oder so. [Am Rande bemerkt: täusche ich mich, oder scheinen die Tracks ein wenig von der Philosphie des Zen-House-Meisters Mike Huckaby beeinflusst zu sein?]
English (short) version: Zurich / Switzerland based producer Demetrio Giannice is back on Third Ear Recordings with another EP that contains four tracks deeply rooted in meditative harmonic tones and hypnotic beats that create an energetic flow. Highly recommended!
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