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Es gibt Tage, da wünscht man sich, am Abend zuvor keine nach Dringlichkeit und Fälligkeitstermin geordnete Aufgabenliste erstellt zu haben. Denn kaum dass man sich warm gearbeitet hat, klingelt unerwartet das Telefon, läutet zeitgleich die Türglocke, in diesem Augenblick meldet sich auch noch jemand über das Handy, und während man durch einen mit alten Zeitungen und Zeitschriften verstellten und dadurch ungangbaren Flur zur Tür eilt, fädelt man mit einem Fuss im Netzkabel ein und reisst es samt Netzanschluss aus der Wand heraus. In genau diesem Augenblick wird die mit grossem Aufwand erstellte Liste obsolet. Die ganze Aufmerksamkeit gilt nur noch dem Anschluss. So ein Tag war heute.
Es gibt aber auch Tage, von denen man sich wünscht, sie mögen ewig fortwähren. Denn kaum ist man erwacht, erfasst einen das warme Leuchten eines (Spät-)Sommertages, und die besonders klare Luft und die zum Greifen nahen Anhöhen Schwarzwaldes weisen darauf hin, dass bald der Herbst anbrechen wird. Alles stehen und liegen gelassen. Raus in die Natur, und das zu einer Uhrzeit, zu der selbst die treuesten Kirchgänger meiner Stadt noch friedlich schlummerten. Selten hatte ich das Gefühl, stärker im Einklang und Reinen mit mir, meinen Mitmenschen und der Natur gewesen zu sein. So ein Tag war gestern.
Deshalb nahm ich den heutigen – selbstverschuldeten – Netzausfall auch mit der grössten Gelassenheit. Dementsprechend fällt die heutige Musikauswahl auch in die Kategorie house-not-house. Es sind vornehmlich Mixtapes, die zwar auch in einem rot ausgeleuchteten Kellerraum ihre Wirkung nicht verfehlen werden, deren Musik man aber auch genauso gut auf einem Spaziergang hören kann, der einen durch langsam sich bunt einfärbende Weinberge führt. Mitte / Ende dieser Woche soll’s ja bereits den ersten jungen Wein – Neuer Süsser, Federweisser, Sauser – geben. Und damit auch mit Sicherheit den einen oder anderen Abend in einer Straussenwirtschaft.
Den heutigen Montagabend eröffne ich mit einer Liebesgeschichte. “Love Story” nennt sich nämlich der Mix. Aufgenommen hat ihn ein gewisser Maciek Sienkiewicz, der unter Yacht Rock Disco eigene Edits, Tracks und Mixtapes in die Netzwelt entlässt. Sein Liebeserlebnis gründet in Songs von Roxy Music, U2 und Joni Mitchell, die vermengt werden mit Tracks und Edits eines Onra, Todd Terje und Prins Thomas. Hören. Unbedingt.
LOVE STORY by yacht rock disko
Weiter geht’s mit den Briten Steve Lee und Andy Black und ihrem Projekt The Project Club. Hab’ ich auf den Schirm bekommen wegen ihrer Veröffentlichung auf Is It Balearic, auf der sie dem Meer und dem Mond gleichermassen huldigen. Als erste Hörempfehlung verweise ich einmal auf ihren Mix für das (Radio-)Portal Seven Skies. Und vor den anderen Podcasts braucht man ebenso wenig zurückschrecken.
The Project Club – Exclusive DJ Mix for Seven Skies by The Project Club
Schon ein wenig älter ist der folgende Mix. Deswegen beschleicht mich auch das ungute Gefühl, ihn bereits einmal in einem Mixed up monday-Eintrag verlinkt zu haben. Sei’s drum. Was der Schweizer Musikliebhaber, DJ und Produzent aus dem Drumpoet-Umfeld, Foster, auswählt und zu einem Podcast verarbeitet, kann man getrost ein zweites Mal anhören:
Kurzer Blick nach Basel. Seit dort der Club / die Bar Hinterhof eröffnet hat, und ich regelmässig deren Programm studiere, bin ich auf Tobias Holzer aufmerksam geworden. Er dreht Platten unter dem Pseudonym Cats Disko und unterstellt seinen neuesten Mix der Frage, ob es sich bei der verarbeiteten Musik um Jazz handele. Bleibt er die Antwort schuldig? Hört selbst:
Is This Jazz? by THE NAME GAME/cats disko
Hin und wieder ertappe ich mich, dass ich mich durch Soundcloud vom süssen Nichtstun ablenken lasse. Doch ohne diese Zerstreuung wäre ich nicht auf Manuel Fankhauser aus Zürich gestossen. Auch er besingt mit einem Vinyl only-Mix kein geringeres Gefühl als die Liebe. Nahezu neunzig Minuten lang. Doch wenigstens so viel Zeit für dieses grosse, edle Gefühl muss sein.
Is This Jazz? by THE NAME GAME/cats disko
Nun zu Manuel Tur. Von ihm habe ich vor nicht allzu langer Zeit auf meiner Festplatte einen Mix entdeckt. Diesen hatte der Essener DJ und Produzent in einer Interessengruppe einer – vorwiegend – deutschsprachigen sozialen Netzwerkplattform veröffentlicht. Und zwar zu einer Zeit, als seine erste Platte auf Freerange, “Acorado noch auf ihre Veröffentlichung wartete. Fast fünf Jahre her. Ein wenig näher an der Jetztzeit bewegt sich sein Podcast, den er für die italienische Plattform exe-cute aufgenommen hat. Sehr sommerlich und dennoch deep as… Manuel Tur eben. Solid!
Podcast 10 _ Manuel Tur by exe-cute
Das Blog Heads Down sollte Pflichtlektüre eines jeden Liebhabers der elektronischen (Club-)Musik sein. Allein die Video-Interviews mit Musikern / DJs wie Lexx oder jüngst auch Stefan Goldmann sind die Zeit wert, die man auf dieser Seite verbringt. Christopher Tubbs, der Betreiber, hat zudem zwei begnadete, goldene Hände hinsichtlich Auswahl und Arrangement durchweg herzwärmender Musik. Ob noch Disco oder schon House spielt hier – wenn überhaupt – eine nur untergeordnete Rolle.
Christopher Tubbs’ Caravan Summer Solstice Mix by cmjct
Nicht über die Genre selbst, aber über – vermeintliche – Grenzen lachen können auch die Jungs (oder doch nur einer?) von Feel My Bicep. Vor vier Tagen erschien auf ihrer Soundcloud wieder einmal ein Mixtape, ein Beitrag für eine Radiosendung. Dort, auf Soundcloud, nur noch zum anhören. Download hier.
Letzte Woche habe ich ganz kurz auf “Lovebird” vom Hamburger DJ- und Produzenten-Trio RSS Disco hingewiesen. An dieser Stelle folgt nun meine Empfehlung ihres Sommer-Mixtapes 2011. Grossartig. War aber auch nicht anders zu erwarten, nachdem sich RSS Disco ein gutes Jahr Zeit gelassen haben für eine weitere Folge.
RSS DISCO #003 / summer 2011 by RSS Disco
Raised By Wolves nennt sich ein DJ- und Veranstaltungskollektiv, das beheimatet ist in der englischen Industriestadt Leeds. Mark Patton, einer der Wolfssöhne, zeichnet verantwortlich für den Augustmix. Sehr eklektisch. Fein!
Mark Aug mix by Raised By Wolves
Kurz noch ein Blick auf Testpressing. Für diese Seite hat der Space Shuffler Toby Tobias einen Mix aufgenommen, auf dem er seine Disco- oder House-Scheuklappen abgelegt hat. So er denn jemals welche aufgezogen hatte. Dem Teasertext nach wird man in diesem Jahr noch einiges von ihm hören, als Remixer wie auch auf eigenen EPs. Man darf gespannt sein.
Toby Tobias – Sounds In The Shade – For Rose – Mix @ Testpressing
Zum Abschluss noch der Hinweis auf einen Tribute-Mix. Er widmet sich dem Werk des in der vergangenen Woche verstorbenen Musikers und Produzenten Nick Ashford (Ashford & Simpson) und stammt aus dem Umfeld des Finger Magazine. Ein würdiger Abschluss für die heutige Rundschau.
The Nick Ashford Tribute Mix by Finger Magazine
English (short) version: I had many slapstick moments today. [Hope you did better today]. But I survived with a smile on my face. [Hope you smile too if ever those moments cross your life]. As much more, I highly recommend you to check out our this week’s selection. It’s a handful of house-not-house mixtapes and podcasts, compiled and mixed by Toby Tobias, Bicep / Feel My Bicep, Manuel Tur, Foster of Drumpoet Fame and many others. Enjoy!