Osunlade – Passage

Wie ist es möglich, dass ich bisher noch keine Rezension, noch nicht einmal eine kleine Notiz zu einem Künstler auf “keep-it-deep” verfasst habe, an dem es (derzeit) kein vorbeikommen gibt, wenn es um elektronische Musik mit einer tiefen geistigen Verwurzelung im reichhaltigen (musikalischen) Erbe des Jazz, Soul oder Funk geht und grossen Sehnsucht nach Spiritualität geht: Osunlade.

In St. Louis / Missouri, in den Vereinigten Staaten von Amerika, im Jahre 1969 geboren, mit 17 von zuhause aus- und an die Westküste, nach Los Angeles gezogen, Produzententätigkeit u.a. für Patti Labelle, Lauryn Hill oder Eric Benet, (Underground-)House-DJ in New York, seit einer Afrikareise (Hohe-)Priester der Yoruba-Religion “Ifa“, Debüt-Album im Jahre 2001 auf dem hoch angesehenen Londoner RareGroove- und Roots-Label Soul Jazz Records (Paradigm, SJR CD 52 bzw. SJR LP 052), gefragter und erfolgreicher Produzent zahlreicher (Deep-)House-Releases und Remixes, u.a. “April“, “My Reflection” oder “Cantos A Ocha Et Oya“. Habe ich etwas ausgelassen? Mit Sicherheit.

Unlängst erklärte sich Osunlade, gefragt nach seiner musikalischen Entwicklung und Zukunft folgendermassen: “Musically, I want to explore some different places, and do a lot less with sound but a lot more with emotion.”Fügt sich an diese Aussage nicht nahtlos der Titel seines neuen, am 13. Juni veröffentlichten Albums, “Passage” an?

Auf “Passage” setzt Osunlade an zu einer Reise durch eigene Produktionen und durch ausgewählte Tracks von Künstlern seines Umfelds. Sie beginnt mit einem wunderbar rhythmisch-perkussiven Remix des Briten Martin Iverson, besser bekannt unter seinem Pseudonym Atjazz, Ausgangsmaterial “M.U.S.I.C.“, ein eklektisch-elektronischen Track der Formation Andre Zimma. Mit ruhiger und sicherer Hand führt Osunlade, der Hohepriester und (Deep-)House-Soldier durch eine moderne, stets nach Wärme und, trotz Rhythmik, nach innerer Ruhe suchenden Klangwelt, vorbei an “Big Theme” aus den Händen seines Protégé Boddhi Satva, hin zu seinem eigenen Track “My Reflection”, der auf “Passage” in der warmen, organisch fliessenden, irgendwo zwischen House und Techno zu verortenden Version des Berners Sam Geiser a.k.a. Deetron erscheint. Weiter führt die Reise über “Ruff Way” von Rhythm & Sound (Moritz von Oswald & Mark Ernestus) mit Paul St. Hilaire als Feature-Sänger sowie einem der Überflieger-Tracks dieses Jahres, dem endlos groovenden “Mirror Dance“, ebenfalls aus den Händen eines Osunlade-Protégé, Afefe Iku, um schliesslich, nach einem kurzen Zwischenhalt in Berlin – Stefan Goldmanns berühmte und vielgespielte Macro Version” von “Woman In Toilet” – mit dem bis auf den Grund reduzierten Serafin Remix von Marcel Waves 27 Holtonzu enden.

Insgesamt empfängt den Hörer auf “Passage” eine harmonisch-warme Atmosphäre, die einen ohne Eile und dennoch beständig voranschreitend, die musikalisch-spirituellen Orte in sich aufnehmen lässt.

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