Alex Agore – I Remember House

Über den DJ und Produzenten Alex Agore weiss ich nur sehr wenig. Sein Lebens- und Schaffensmittelpunkt ist in Berlin, genauer “East Berlin” (vgl. http://www.myspace.com/alexagore) zu verorten, Mitte diesen Jahres hatte er einen Gastauftritt in der Migrations Radio Show, für die er einen Mix aus zeitgemässem (Deep) House, Linkwood Family, KezYm & Co. sowie Klassikern, Pepe Bradock, Bougie Soliterre / Kerri Chandler, etc., abgeliefert hat (check: http://www.migrationsradio.com/download/m277_part2.mp3), und laut Kuri Kondrak hat er im vergangenen Jahr bereits zwei Alben produziert, die jedoch kaum die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregten (“He has managed to produce 2 full length albums and 2 singles in the past year…“, http://kurikondrak.wordpress.com/2009/06/03/agore-behold-i-make-all-things-new-4lux/) – über diese beiden Alben konnte ich jedoch bis dato nirgendwo eine Information erhalten.

In meinen Aufmerksamkeitskreis getreten ist Alex Agore, wie zuvor bereits angemerkt, durch seinen Mix für die Migrations Radio Show sowie als Produzent einer 12″ auf dem holländischen Label 4 Lux, “Behold, I Make All Things New” (http://www.discogs.com/Alex-Agore-Behold-I-Make-All-Things-New/release/1807956), ein mit einer nahezu heilsgeschichtlichen Bedeutung aufgeladener Titel, lehnt er sich doch an die biblischen Worte in Offenbarung 21 an. Alles neu machen zu wollen – gerade in der Musik ein hoher Selbstanspruch, baut doch besonders hier die eigenschöpferische Leistung auf einem vorbekannten Formenschatz und vorhandenen Gestaltungsformen auf. So finden wir auch auf “Behold, I Make All Things New” keine Neuerfindung oder radikale Erweiterung von House. Dennoch gelingt es Alex Agore seinen Tracks mit den vorgegebenen Gestaltungselementen – Bassline, Beat, Keyboard-Melodien, Vocals – eine eigene schöpferische Ausdruckskraft zu verleihen.

Vor kurzen ist er wieder auf 4 Lux in Erscheinung getreten. “I Remember House” heisst seine neueste EP. Wieder ein bedeutungsvoller, Assoziationen weckender Titel, denn Alex Agore lehnt sich hier an den Blaze-Klassiker “Do You Remember House” (zugegeben, nicht mein liebster Song von Josh Milan und Kevin Hedge, http://www.youtube.com/watch?v=7LEgS8fCwXY) an. Langweilig und einfaltslos, belanglos und austauschbar, mögen böse Zungen behaupten, gab es in diesem Frühjahr von Soul Minority nämlich bereits eine EP gleichen Titels (http://www.discogs.com/Soul-Minority-I-Remember-House-EP/release/1771780). Nun muss man jedoch gerade bei Alex Agore neid- und vorbehaltlos anerkennen: hier erinnert sich jemand verdammt gut an die Hochzeit des “groove of the nineties”, hier lotet jemand die Untiefen von Chicago, Newark / New Jersey, New York, und so weiter mit viel Feingefühl aus.

That Would“, der erste Track auf der EP, öffnet dementsprechend das Zeitfenster einen Spalt weiter für die Musik, für die ich so empfänglich bin. Die ruhig pumpende Bassdrum bemächtigt sich innert kürzester Zeit des Körpers und entfaltet ein derart durchdringendes Kraftfeld, dass sich der Herzschlag sogleich nach ihr ausrichtet, rhythmisches Kopfnicken nicht ausgeschlossen. Auf diesen klassischen Housebeat legen sich weiche Keyboard-Akkorde, eine sparsam dosierte Perkussion und die Vocals einer Soul-Diva, die fortwährend “That would be alright, oh yes, it would” singt. “Who’s Gonna” führt den Groove des ersten Tracks fort, wenn auch mit etwas gesteigertem Tempo, nur dass hier Alex Agore zusätzlich warme String-Elemente formschön in das Rhythmus-Bass-Gerüst webt. Auf “I Remember” begegnen uns (Keyboard-)Akkordspielereien und Streichersounds sowie Space-Echo-Effekte und markant-eingängige Textfragmente. Diese erinnern mich sehr an die Lyrics des gleichnamigen Blaze-Songs. Möglicherweise hat Alex Agore hierfür sogar das Acapella elektroakustisch verfremdet. Auf “Street Laws” koppelt er schliesslich eine leicht geschwungene Synthie-Melodie an einen gravitätisch schreitenden Housebeat. Dekoratives Hintergrundelement ein metallisches Klicken, das Durchlade-Geräusch einer Waffe – damit kann ich persönlich nur sehr wenig anfangen, passt aber wahrscheinlich zum Tracktitel. Anyway. Feine EP.

Mehr im Web:

http://www.myspace.com/alexagore
http://www.4lux.com/
http://www.myspace.com/4lux

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