Mit Mike Huckaby ist eine Schlüsselfigur der Detroiter House- und Techno-Szene verstorben. Der US-Amerikaner wurde 54 Jahre alt. Für seine Fans war er wie ein liebevoller Vater. Ein Nachruf.
Ein liebevoller Vater ist immer zugegen, auch wenn er nicht da ist. Auch aus der Ferne nimmt er Anteil am Leben seiner Kinder. Mit Mike Huckaby hat die Welt der House-Musik ihren liebevollen Vater verloren. Der US-amerikanische Produzent und Discjockey starb bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag in seiner Heimatstadt Detroit, wie das Management seiner Künstleragentur Connect bestätigte. Er wurde 54 Jahre alt.
Wie die Detroit Free Press berichtet, soll Huckaby im März dieses Jahres einen Schlaganfall erlitten haben. Befreundete Künstler hatten damals einen Spendenaufruf über das Internetportal Go-Fund-Me gestartet. Mit dem Geld wollten sie die hohen Kosten des Krankenhausaufenthalts finanzieren. Doch im April verschlechterte sich sein Gesundheitszustand wieder. Einige Tage vor seinem Tod fiel auch ein Test auf Covid-19 positiv aus.
Huckabys Karriere war mit dem musikalischen Vermächtnis Detroits, dem Soul- und Funk-Sound der Sechziger und Siebziger, eng verbunden. Das zweite Vermächtnis, House und Techno, gestaltete er aktiv mit. “In Detroit musste man die Musik nicht suchen. Sie war einfach da”, sagte er im Dezember 2012 im Rahmen eines Workshops an der Jazz & Rock Schule in Freiburg. Huckaby arbeitete nicht nur als Geschäftsführer und Einkäufer des Plattenladen Record Time.
Er unterrichtete auch Komposition und Produktion, weltweit als Botschafter des Softwareherstellers Native Instruments und in Detroit bei der Stiftung Youthville, die mit Kindern und Jugendlichen aus sozial schwächeren Familien arbeitet. “Gibt es so ein Projekt auch in Freiburg?”, fragte er 2012 an der Jazz & Rock Schule.
Drei Jahre danach, im Juni 2015, kam Huckaby noch einmal für ein DJ-Set nach Freiburg. Was aus den Teilnehmern des Workshops geworden sei, wollte er wissen. Gerne würde er ihre Musikstücke hören und in seinem Set spielen, sagte er. Stets an der künstlerischen Entwicklung der anderen interessiert, war Huckaby ein Gegenpol in einer Szene, deren Protagonisten oft nur auf das Eigene fixiert sind.
Huckaby hatte selbst keine Nachkommen, doch seine musikalischen Ziehkinder leben auf der ganzen Welt. Wenn sie heute seine Musik spielen, vermitteln sie die Werte, für die er stets warb. So bleibt er weiterhin zugegen, auch wenn er nicht mehr da ist.
Dieser Beitrag erschien am 26. April 2020 in der gedruckten und digitalen Ausgabe der Badischen Zeitung.