2007, ein Jahr nach dem allerorts und fulminant gefeierten Mozartjahr, erlebte der gebürtige Giessener und jetzt in Hamburg lebende Produzent (Martin) Stimming seinen persönlichen kometenhaften Aufstieg in den Produzenten-Olymp der elektronischen Musikszene. Seine 12″-Vinyl Feuer & Eis mit den ergreifend melodiösen und zugleich sehr reduziert rhythmischen Tracks Feuervogel und Eiszauber erfuhren deutschland- und weltweit grösste Beachtung. So wurden sie beispielsweise von DJs wie Martin Landsky, Anja Schneider, Will Saul oder Shur-I-Kan gechartet und gespielt, ihre (Dance-)Floortauglichkeit gilt somit unwiderleglich als geprüft und für gut empfunden.
Von Anfang an überzeugten mich Stimmings Produktionen, die -irgendwo- zwischen House und Techno anzusiedeln sind. Soulful Techno mag seinen Stil vielleicht am besten beschreiben. Durchweg charakterisiert die Stücke eine Frische und Leichtigkeit, wie sie die teilweise als sehr geradlinig und langweilig geltende, weil durchaus auf stark geloopten und repetitiven Elementen aufbauende elektronische (Tanz-)Musik dringend bedarf. Auch die schier unerschöpfliche Fülle verspielter Soundelemente, die Stimming über seine einzelnen Produktionen legt, tragen zum hohen Wiedererkennungswert seiner Tracks bei.
Der 23. Juni 2008 wird ein weiterer Meilenstein in Stimmings noch junger Karriere sein: an diesem Tag erscheint auf dem von Ben Watt gegründeten Label Buzzin’ Fly, das im übrigen in diesem Jahr sein fünfjähriges Bestehen feiern darf, seine neueste 12″-Vinyl: Die Kleine Nachtmusik EP (Buzzin’ Fly 036).
Der Brückenschlag zur klassischen Musik fällt leicht, trägt doch die äusserst populäre Serenade für Streicher in G-Dur, KV 525 von Wolfgang Amadeus Mozart den Bei-/Übernamen Eine kleine Nachtmusik. Als Serenade zur Gattung der Unterhaltungsmusik gehörend, die zur damaligen Zeit bevorzugt abends und im Freien gespielt wurde, ist die “kleine Nachtmusik” zwar für einen ganz bestimmten Zeitraum geschrieben worden, doch wirkt die Stimmung, die sie vermitteln wollte, bis zum heutigen Tag nach.
Einen direkten Vergleich zwischen beiden Kompositionen zu ziehen, steht mir nicht zu. Zu wenig gehen meine Kenntnisse auf dem Gebiet der klassischen Musik in die Tiefe. Doch gilt sowohl für die Serenade in G-Dur als auch für die Kleine Nachtmusik des Hamburgers Stimming: hier die Streicher, da Synthesizer und das French Horn, die markanten Hauptthemata wirken auf den Hörer wie ein heroischer Fanfarenklang. Zudem ist beiden Werken gemeinsam, dass sie den Spannungsbogen langsam aufbauen und den Hörer beständig und behutsam auf dem Klangbogen aufwärts, bis zur majestätischen Kulmination führen. Genial jeweils die melodischen Anfangs- und Abschlussequenzen, wirken sie doch wie eine einladende Geste auf diese Klangreise bzw. wie die emotionale Verabschiedung von derselben. Mathematische Genauigkeit, regelmässiger Periodenaufbau, Bewegung und Dynamik wohnt beiden Stücken inne, und ob sich die Kleine Nachtmusik EP zu einem Klassiker entwickeln wird, wird sich zeigen. Sie ist auf dem besten Weg dazu.
Darüber hinaus: einen interessanten Bericht über Stimmings “Homebase”, das Hamburger Label Diynamic, gibt’s – wie könnte es anders sein – auf ResidentAdvisor. Here you go: http://www.residentadvisor.net/feature-read.aspx?id=885