“It’s allright, I feel it. It’s allright, I feel it…“– noch heute beschleunigt sich mein Puls, zuckt mein Herzmuskel nahe an der Belastbarkeitsgrenze, wenn ich mir die Videosequenz anschaue, in der Kenny “Dope” Gonzalez (von den Masters At Work) seinen Track “It’s allright” (Nuyorican Soul feat. Jocelyn Brown) auf dem Southport Weekender einspielt und die musik- und partybegeisterte Menge in exstatische Verzückung versetzt.
Das Southport Weekender, in der Tradition der sogenannten “Northern Soul Allnighter“, Musikfestivals aus den 60er und 70er Jahren, stehend, gehört seit über 20 Jahren zu den grössten und beliebtesten überhaupt, wenn es darum geht, soulful music, ob House, Soul, Funk, R’n’B, Hip Hop oder Jazz zu feiern. Ein Blick in das Line Up der Anfangszeiten und jüngsten Vergangenheit liest sich wie ein Who-Is-Who dieser Genres. A Tribe Called Quest, Roy Ayers, Incognito, Arnold Jarvis, Robert Owens oder Christian Prommer (‘s Drumlessons) auf der einen, DJs wie Gilles Peterson, Rainer Trüby, Franck Roger, Kerri Chandler, Osunlade oder die Masters At Work auf der anderen Seite.
Wie sehr dieses Festival geschätzt und geliebt wird, zeigt, dass die jüngst (im Mai 2008) stattgefundene 42. Auflage bereits fünf Monate zuvor ausverkauft war – 6 Wochen nach dem vorausgehenden 41. Southport Weekender im November 2007, noch bevor überhaupt ein einziger Name des DJ- oder Live-Act Line Up feststand und bekannt war. Und, wie jedes Mal, scheuen tausende Musikbegeisterte weder Kosten noch Mühen, um in den Nordwesten Englands aufzubrechen und drei unvergleichliche Tage im Pontins Holiday Camp, dem Standort des Southport Weekender Festivals zu verbringen.
Seit 2003 wird unter dem Dach des Labels South auch eine gleichnamige Festival-Compilation veröffentlicht , auf der namhafte DJs ein Set aus sorgfältig ausgesuchten und abgemischten Tracks einspielen, die sie als charakteristisch für ihren Stil sowie für das Southport Weekender Festival erachten. Gilles Peterson, Kerri Chandler, Joe Clausell oder Blaze, sie standen bereits an den Decks für diese Compilation. In diesem Jahr sind es das Berliner Musikerkollektiv Jazzanova und der aus Manchester stammende Marathon-DJ Mr. Scruff, seit seinem zwölften Lebensjahr ergriffen von der Leidenschaft des Auflegens.
Jazzanova liefern in ihrem Beitrag für diese Compilation eine Gesamtschau über (noch) unveröffentlichte Perlen und (bereits zu) Klassiker (gewordene) Delikatessen ihres eigenen Premium-Imprints, Sonar Kollektiv ab, starten smooth, melodisch und mit einem Höchstmass an Musikalität. So finden sich u.a. Henrik Schwarz feat. Amampondo “I Exist Because Of You”, Roland Appels “Unforgiven“ oder der deeper-than-deepe Track “Turn Loose” von Soultourist im Dixon Edit, neben eklektisch elektronischen Tunes wie Soulphictions “Ghana Wadada” im Lost Men Remix, der bereits jetzt – kaum dass er als Soundfile oder in ausgewählten Radioshows zu hören war – als heisser (Geheim-)Tip gehandelte Remix des Schweizers Kalabrese für Madioko ‘N’ Rafikas “Elleli” sowie ein bis dato noch unveröffentlichter Track von Recloose, der im Verlauf diesen Jahres sein Debut-Album auf Jazzanovas Label Sonar Kollektiv herausgeben wird. Gekonnt schlagen Jazzanova den Bogen zu den Wurzeln des Festivals und der House Musik.
“The only real criteria is that the music has to have soul“, wie Mr. Scruff selbst sagt. Und so schlägt Mr. Scruff, in seinem Set eine andere Richtung ein. Back to the roots, Soul, Funk und (Future) Jazz kommen ihm auf den Plattenteller. Diese CD wird mit Sicherheit nicht nur für mich sondern auch für eine unbestimmte Vielzahl (House-)Musikliebhaber eine Erweiterung ihres eigenen Horizontes sein. So finden sich der Future-Jazzer und (Deep)House-Soldier aus Detroit, Theo Parrish neben einer Sandra Wright, Bobby Reed oder einer Gloria Scott, die mit ihren (rare) Soul Nummern für ein “finger lickin’ feeling” sorgen.
Die siebte Ausgabe der von mir heiss geliebten Southport Weekender Compilation ist ein schönes Erinnerungsstück an drei Tage eines Jahres, die mit nichts auf dieser Welt zu vergleichen sind, ein kleiner Ausschnitt und Einblick in das meines Erachtens beste Musikfestival der Welt für alle diejenigen, die keine Möglichkeit der Teilnahme hatten und, last but not least, ein absolutes “Must” für alle diejenigen, die gute Musik zu schätzen wissen.
Die Tracklist:
CD 1 – Jazzanova
1. Telepaticos ‘Club69’
2. Badly Drawn Boy ‘Promises’ (Beyond The Wizards Re Animation)
3. Soulphiciton ‘Ghana Wadada’ (The Lost Man Remix)
4. Soultourist ‘Turn Loose’ (Dixon Edit)
5. Version ‘The Brighter Side’ (Version’s Percussive Vocal Mix)
6. Dop ‘Lighthouse’
7. Henrik Schwarz & Amampondo ‘I Exist Because Of You’
8. Recloose ‘Cahtach A Leaf’ (Mark de Clive Lowe Remix)
9. Eva Be ft Pegah Ferydoni ‘She Walks Alone’ (Markus Worgull Mix)
10. Roland Appel ‘Unforgiven’
11. Tokyo Black Star ‘Still Sequence’ (Innervisions Version)
12. Madioko ‘N’ Rafika ‘Elleli’ (Kalabrese Remix)
13. South Bronx Community Youth Project ‘Dance Freak’
14. Jazzanova ‘Theme From Belle et Fou’ (Danny Krivit Edit)
CD 2 – Mr. Scruff
1. Stardust ‘Blazin’
2. Bobby Reed ‘The Time Is Right For Love’
3. Sandra Wright ‘I Come Running Back’
4. Gloria Scott ‘That’s What You Say (Everytime You’re Near Me)’
5. Ray Frazier & The Shades of Madness ‘Gonna Get Your Love’
6. Bill Spoon ‘I Bet You Can’t Love Me One Time’
7. Clausel ‘Let Me Love You’
8. Momie-O ‘Stop On By’
9. Jimmy Jones ‘Live And Let Live’
10. Willie Joe ‘Funny Thing’
11. Wayne Carter ‘Wahoo Wahoo Wahoo’
12. The Soul Controllers ‘I Ain’t Lyin’
13. Mark V Unlimited ‘Gone’
14. LA Carnival ‘Blind Man’
15. Donna McGhee ‘Mr Blind Man’
16. Brass Fever ‘Time Is Running Out’
17. Crue-l Grand Orchestra ‘Time & Days’ (Harvey Re-Master Mix)
18. Sparkle ‘Down The Way’
19. Arthur Adams ‘You Got The Floor’
20. The Loving Sisters ‘Cosmic Consciousness’
21. Theo Parrish ft Alena Waters ‘Soul Control’