Freund der Familie, Projekt und gleichnamiges Label, haben sämtliches (Deep) House und (Dub)-Techno-Wissen und ebensolche Weisheiten aufgenommen und verinnerlicht, die seit den Anfängen von “The D”, Basic Channel / Chain Reaction und der legendären Achse Berlin – Detroit entstanden sind. Ihnen ist diese musikalische Sprache zur Herzenssprache geworden. Anders lässt sich nicht erklären, dass die beiden DJs und Produzenten, welche Freund der Familie bilden, mit jedem neuen Release sich steigern konnten.
Ihre Produktionen orientieren sich nahe an einem klassischen Dub-/Detroit Techno-Sound. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Stücke inhaltlich kompassgenau auf ihre irgendwo im Hintergrund schwebenden Vorbilder ausgerichtet sind und dem Sound dieser Zeit bestmöglich gleichkommen. Orientierung bedeutet bei Freund der Familie zugleich, auf kritische Distanz zu gehen und kreativen Abstand von ihnen zu nehmen. Herauszuhören ist das beispielsweise an den verträumt zurückgenommenen Dubs, an rhythmisch interessanten Finessen – man höre sich nur einmal “The Symbian” an – oder die Art, in der die Kickdrums auf “Sark” Zwiesprache halten mit den Percussions.
Bei ihrer neuesten 12″ tritt auch Phidias auf den Plan. Ob sich dahinter ein eigenständiger Künstler verbirgt oder ob es sich dabei um ein Pseudonym von Freund der Familie handelt? Ich weiss es nicht. Doch wer unter einem so grossen Namen auftritt, muss auch entsprechendes leisten. Oder?! Phidias galt in der Antike als einer der grössten Bildhauer seiner Zeit, wenn nicht gar als der grösste überhaupt. Mit “Cygnus Astratus” jedenfalls liefert er einen Track ab, der nicht weniger mächtig benannt ist. Die zwei lateinischen Worte bedeuten Schwarzer Schwan. Man erinnere sich dabei an das Motiv des Dunklen, Verführerischen und Verruchten, wie er in dem Film “Black Swan” dargestellt wird. Oder, wem die (Film-)Kunst zu abgehoben erscheint, schaue einmal rüber zu den Finanzwissenschaften. Dort bedeutet Black Swan / Schwarzer Schwan nicht weniger als ein alle Normalität umstürzendes Ereignis. Dieser Track stellt denn auch ein unheildrohendes gigantisches Denkmal dar, das Phidias errichtet hat aus Kickdrums und Bässen, die aus einer nachtfinsteren Welt stammen. Wie schwarze Schatten legen sich summende Stimmen wie ein verstörender Sirenengesang darüber. Ein nervöser Glockenschlag sowie kalte Hi-Hat Shuffles vervollständigen diese dystopische Atmosphäre. Müsste ein Stück wie dieses gezeichnet werden, ich wünschte, Alan Moore erhielte den Auftrag.
“Hydra” ist dagegen ein bohrend-fräsendes Spezialinstrument, das sich durch jede noch so harte Schädeldecke hindurch zu fressen vermag. Treibende Drums, harte “Riffs”. Monster!
English (short) version: the latest Freund der Familie (Raw) 12″ is a mind blowing, dark, gritty, raw and powerful record embracing the edgy aesthetic of (deep) house, (dub and Detroit) techno. Hot!
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