Omar-S – All The Little Hands Around

Musik von Omar-S ist immer ein Ereignis. Wirklich immer. Seine neue EP “All The Little Hands Around” gehört schon jetzt zu den besten Veröffentlichungen des Jahres.

Alexander Omar Smith ist wahrscheinlich ein ganz entspannter Mensch. Ruhig, besonnen, innerlich gelassen. Tritt er dagegen als Produzent unter dem Alias Omar-S auf, bewegt er sich in der Außenwirkung irgendwo zwischen Größenwahn und Grimmigkeit. Lieber eine Nummer größer als gar nicht. Das scheint ein Prinzip des Mannes aus Detroit zu sein. Albumtitel wie “It Can Be Done But Only I Can Do It” (2011) oder “The Best” (2016) zeugen von einem starken Ich.

Um große Worte ist Omar-S nie verlegen. Legendär seine Interviews für das Musikblog Infinite State Machine (2007) oder Resident Advisor (2009). Seine EP “Psychotisch Photosynthesis” sei die beste Platte, die er seit zehn Jahren von irgendjemandem gehört habe, sagte er damals. Von der Höhe ist der Fall bekanntlich am tiefsten. Doch ein Omar-S fällt nicht. Die beste Platte, die er seit zehn Jahren von irgendjemandem gehört habe, könnte 2024 auch “All The Little Hands Around” sein. Sie erscheint auf seinem eigenen Plattenlabel FXHE Records. Mit ihr beweist er erneut, dass die reine Detroiter House-Lehre kein unerreichbares Ziel sein muss. Aber wahrscheinlich kann auch nur er, Omar-S, es erreichen.

Schon im Opener “Evil J” schöpft Omar-S die ganze Bandbreite seines musikalischen Spektrums aus. Harte, metallische Drums und punktgenau gesetzte Basslicks bilden das Fundament des Grooves, mit dessen Schnörkellosigkeit sich Omar-S ganz klar als Detroiter zu erkennen gibt. Wenige Takte später erklingen Klavierakkorde, String-Synthesizer und der warme Sound eines Keyboards. Ihr Thema besitzt die Kraft zum Ohrwurm. Es ist so süßlich, dass es womöglich nur eine Frage der Zeit ist, bis Omar-S einen Disney-Klassiker neu vertonen darf.

Alles andere als süßlich ist “Life Force”, das zweite Stück der EP. Karg und schroff kommt es daher. Statt flauschiger Synthesizerflächen und watteweicher String-Sounds tischt Omar-S Holpersnares, Rumpelbässe und metallisch-kalte Klangeffekte auf. Harte Schale, harter Kern. Tut aber gut nach der disneyesken House-Ballade “Evil J”. Mit “All The Little Hands Around”, dem Titelstück, schreibt Omar-S die Geschichte von Disco in der Ton- und Rhythmussprache der House-Musik fort. Omar-S sei der beste Dance-Musik-Produzent Detroits, schreibt der Künstler auf seiner Bandcamp-Seite. Wie recht er hat. Die Messlatte ist Omar-S – auch für sich selbst.


Bandcamp: Omar-S
Webseite: Omar-S

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