OCP – Delta City

Tristen, der Berliner DJ und Produzent, hat in diesem Jahr weniger mit eigenem Klanggut, dafür umso mehr mit seinem Label Aim für sehr viel Wirbel gesorgt. Beständig hat er die Schlagzahl der Veröffentlichungen erhöht, und so stehen wir vor Abschluss des Jahres 2011 bereits bei Katalognummer 6. Denn kaum erschien “Sun Avenue” im Spätsommer 2011, drängte bereits “Delta City von OCP an das Startgatter, um sich Anfang November von dort mit explosiver Kraft in die Plattenläden und auf die Plattenteller zu katapultieren.

Als kleiner Einschub noch ein paar Worte zu “Sun Avenue“: Dieses Release, eine Doppel-12”, stellt eine kleine Label-Compilation dar. Auf ihr versammelt Tristen die Produzenten, die mit ihren Arbeiten das Fundament für Aim gelegt haben. Dies wären Moomin und Oskar Offermann, Oliver Deutschmann und XDB sowie Christopher Rau. Auf “Sun Avenue” stellt Tristen jedoch auch Musiker vor, deren Tracks in naher oder ferner Zukunft sicher noch öfters auf Aim vertreten sein werden. So führt Tristen beispielsweise Leipzigs Ron Deacon, Jacques Bon und Nicolas Villebrun aus dem Smallville Camp und OCP ein. Zudem belegt Tristen mit dieser kleinen Compilation, wie vielseitig und facettenreich die Musik (s)eines Labels sein kann. Sie ist gewissermassen ein mahnender Fingerzeig: legt mich nicht auf einen bestimmten Sound fest. Denn auf Aim haben sowohl Stücke, die eine sentimentale und verträumte Stimmung erzeugen, ihre Daseinsberechtigung, genauso wie dicke, wuchtige Tracks, die Magengrube und Kopf intensiv massieren.

Wieder zurück zu OCP und ihrer EP “Delta City“. Hinter dieser Abkürzung verstecken sich The Analogue Cops, also Domenico “Lucretio” Cipriani und Alberto “Marieu” Marini. Man konnte es, wenn nicht sofort heraushören, so doch wenigstens erahnen, dass die beiden italienischen DJs und Produzenten ihre kreativen Geister in die vier Tracks fahren liessen. Indiz dafür? Die kantigen, schroffen, analogen Beats, die in ihrer Gestalt zwar mächtig und hühnenhaft, in ihrem Auftreten teilweise dennoch wackelig und unsicher wie auf Stelzen daherkommen. Das ist zurückzuführen auf die ganz eigene Philosophie und den persönlichen Arbeitsansatz zum Thema House und Techno der beiden Jungs hinter Restoration Records, Machines States und Enlightened Wax. Ihre Stücke tragen immer einen gewissen Jam-Session-Charakter, der in einer starken physischen Präsenz der Maschinen und Menschen, die sie bedienen, zum Ausdruck kommt. Charme des vermeintlich Unfertigen, nennt man das auf Feuilleton-Ebene wahrscheinlich.

Lucretio und Marieu lassen als OCP dystopische House- und Techno-Landschaften entstehen. Ihre Tracks gründen in einem tiefen Bassfundament. Darauf ziehen sie ihre riesenhaften Kickdrum-Bauten hoch, kühn und ohne Furcht vor einem Absinken des Fundaments, das die monströsen Beat Pattern tragen muss. Der Fassadenanstrich aus Synthesizer-Flächen, Akkorden und Vokals wirkt schnell aufgetragen. Quick’n’dirty. Und genauso muss es auch für OCP gehen. Das ist dieser nach allen Seiten hin freiheitliche Ansatz.  Auch wenn hier alles noch roh ist, erscheinen erscheinen die vier Tracks dennoch rund und ausgereift. Sie bedürfen keines Nachbearbeitungshobels. Die Schönheit der Stücke liegt im Moment ihres Entstehens, dessen flüchtige Anwesenheit dadurch noch einmal erfahrbar wird.

Favorit? Convoy mit seinen Felswänden aus schroffen Synth-Chords und dem Dubtechno-Einschlag.

English (short) version: Tristen presents OCP a.k.a. The Analogue Cops on the sixth Aim-12″. The Berlin based DJ- and producer-duo, that is Domenico “Lucretio” Cipriani and Alberto “Marieu” Marini, delivers four cuts on which they merge raw house and edgy techno that has more energy than dragon’s blood. Don’t miss!

Mehr im Web:

Aim @ Facebook
Aim
Analogue Cops / Restoration Records @ Soundcloud
The Analogue Cops @ Facebook

LE SIMPATICHE CANAGLIE #1 w/ THE ANALOGUE COPS by Restoration Berlin

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