Disco-Ära der Siebziger Jahre. New Yorker Club-Kultur mit Paradise Garage, Sound Factory, Limelight oder Zanzibar jenseits des Hudson Rivers. Ein goldenes Zeitalter, für Disco sowieso, aber auch für House. I remember House, when House was more than just a name… Oder etwa nicht?!
Wer heute mit diesen Schlagworten umgeht, sollte sich fragen, ob man überhaupt etwas vermissen kann, was man nicht kennt, was man nie hatte. Denn nur wenige werden diese Zeit aktiv miterlebt haben, werden zu den stundenlangen Marathonsets von Larry Levan in der “Garage” oder eines David Mancuso im Loft getanzt haben. Sehr viele – darunter oftmals auch ich – benutzen diese Begriffe lediglich als Projektionsfläche für Wünsche und Sehnsüchte. Nach genau dieser Zeit. Vielleicht, weil uns heute die Musik – aus einer zeitlichen Distanz betrachtet – noch viel wertvoller erscheint; vielleicht, weil wir diese Orte zu einem gesellschaftlichen und musikalischen Utopia erwachsen lassen; weil wir heute – möglicherweise noch stärker als die Menschen damals – ein tiefes Verlangen nach etwas Bleibendem haben.
Fest steht: wir suche solche Erinnerungsorte – auch wenn sie nur auf einer gedanklichen Ebene existieren -, nicht zuletzt, weil wir mit ihnen auch einen Teil unserer Persönlichkeit definieren. Wir betreiben sozusagen musikalisches nation building. Heisst ja nicht umsonst “House Nation”.
Warum der ganze Vorspann? Im April erschien auf dem britischen Label Under The Shade eine Platte von Native Underground. Dahinter verbergen sich Javi Silva und Henry Maldonado. Sie kommen beide aus Brooklyn. New York. Nie von ihnen gehört? Ging mir zu Beginn genauso. Doch House 2 House, Urban Rhythm und Rhythm Section sind Namen, die man durchaus als bekannt voraussetzen darf. Unter diesen Pseudonymen hat Henry Maldonado mit einigen anderen Musikern / Produzenten zu Beginn der Neunziger Jahre auf Strictly Rhythm, MAW Records und King Street Records ein gutes Dutzend Platten veröffentlicht und somit prägend am House Sound dieser Zeit mitgewirkt. Zusammen mit Javi Silva transportiert er nun das Gefühl dieser Zeit über das Label Under The Shade in unsere Gegenwart. Mit “Night Vision” knüpfen sie an ihrem Erstling “Till It Hurts“target=”_bank”>Till It Hurts” an und schreiben fleissig am Revival-Kapitel mit, das in den letzten Jahren von – unter anderem – Azari & III oder Hercules & Love Affair eröffnet wurde.
Als Remixer treten auf zum einen der New Yorker Brennan Green sowie der Wahlberliner Iron Curtis. Seine Überarbeitung besticht mit einem langsamen und spannungsgeladenen Aufbau, der uns an der Hand nimmt und einbindet in den musikalischen Zusammenhang dieses goldenen Zeitalters. Dennoch hält er ganz unterschiedliche Erinnerungsorte bereit. Für die einen ist sein Remix eindeutig und unbestreitbar 2011, für die anderen ein Brief aus einer längst vergangenen Zeit.
Native Underground – Night vision EP by Under the shade
English (short) version: house/disco music obeying the following rule: respect the past as you move forward. (Iron Curtis Remix is a sure shot!)
Mehr im Web:
http://www.myspace.com/chinatown“target=”_blank”>Brennan Green @ MySpace
Brennan Green – Interview @ Headsdown
Iron Curtis @ Facebook
Iron Curtis @ Soundcloud
http://www.undertheshade.co.uk/“target=”_blank”>Under The Shade
http://www.facebook.com/pages/Under-The-Shade/321958151489“target=”_blank”>Under The Shade @ Facebook
Under The Shade @ Soundcloud