Mixed up monday (79)

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Gestern war für mich zunächst weder Dienstag noch Montag. Bis mich nachmittags ein Anruf erreichte. Danach wusste ich, was für ein Tag gestern war. Es war Montag. Es musste einfach Montag sein. Denn anders konnte ich mir die unterirdisch schlechte Laune, das Ungehaltensein und die Gereiztheit meines Telefongegenübers nicht erklären. Ich war nahe dran, einfach aufzulegen. Doch weil ich ein höflicher Mensch bin, wartete ich erst einige Sekunden ab, bis ich die Verbindung wegdrückte. Allerdings nicht ohne eine SMS zu schreiben. “Bitte entschuldige. Schlechte Empfangslage. Funkloch.” Danach hatte ich zwar meine Ruhe. Abends dafür ein halbes Dutzend E-Mails im Posteingang. Hätte man auch in zwei, drei Sätzen zusammenfassen können, deren Inhalt. Aber manche Menschen haben dem Anschein nach sehr viel Zeit. Und werden für’s Zeit haben auch noch bezahlt. Doch nun wieder zurück zur Musik.

Beginnen wir die Rundschau mit einem Mix aus dem House Ingo Sänger. Ihn vorzustellen, bedeutet, die Geschichte von (Deep) House und Techno in Deutschland wiederzugeben. Denn ohne Treibhaus, seine und Steffen Irlingers Radiosendung, würden viele von uns mit Chicago, Detroit oder New York nur Schwerindustrie, Strassenfluchten und anonyme Menschenmassen verbinden, und nicht mit dieser wunderschönen Musik. Seit geraumer Zeit ist Ingo Sänger wieder mit einer eigenen Sendung auf byte.fm vertreten. Die letzte(n) Sendung(en) gibt’s auf Sängers Soundcloud oder hier:

Ingo Sänger @ ByteFM 22.09.11 by ingosaenger

Einen ganz besonderen Ausschnitt der Clubmusik präsentiert der Berliner DJ und Produzent Alex Agore in zwei Aufnahmen, die er via Soundcloud zur Verfügung gestellt hat. Darauf enthalten ist jede Menge Garage aus Grossbritannien, also der Sound mit den scharf akzentuierten Kicks und den oftmals divaesken, hochgepitchten Vocals. It’s bouncey bumpy booty time:

Alex Agore – (UK) Garage Soldiers by Alex_Agore

Alex Agore – (UK) Garage Soldiers Pt2 by Alex_Agore

Riesensprung. Genre- und zeitmässig. Techno und Zwanzigelf, statt Garage und Neunziger. Und zwar von Redshape, dem ersten Europäer, der einer Detroiter Göttergeneration vorstehen dürfte. Ende August hat er zusammen mit Kassem Mosse, Jimmy Edgar und noch ein paar anderen in einem engen, dunklen, stickigen Kesselraum ein Live-Set gespielt, boilerroom.tv war vor Ort und r_co spreads the message:

Redshape LIVE @ Boiler Room, Berlin – 23-08-2011 by R_co

Ort-, Zeit- und Genrehopping. Entlang der Achse Detroit-Berlin. Auf (beinahe) halbem Weg liegt Irland. Dort haben früher, in den Anfangszeiten der Transatlantikflüge, die Airlines noch einmal nachgetankt, in Shannon oder Cork. Heute tanken wir auf dieser Insel immer noch auf. Im übertragenen Sinne. Und zwar House. Oder Techno. Oder beides. Dieses Mal bei Slowburn:

Slowburn D.N.T.O Podcast by Slow_burn

Kurz bevor’s auf die Kleeblattinsel geht, ein kurzer Zwischenstop an der Themse. In London. Dort gibt’s ja diese eine bekannte Grossraumdiskothek, drei Floors, Freitag und Samstag Warteschlangen bis zum indischen Schnellimbiss vier Blocks weiter, Gäste aus aller Welt. Das Booking ist dennoch exquisit. Manche Künstler nehmen auch einen Podcast auf, bevor sie dort Platten drehen. So auch Perlon’s very own Margaret Dygas, die, so sagt man ihr nach, gerne auch einmal die Zeit an den Plattentellern vergisst und die zulässige tägliche Höchstarbeitszeit überschreitet. Wie gut, dass in ihrem Biz’ noch keine Gewerkschaft so richtig Fuss fassen konnte:

Margaret Dygas – Fabric 12th Birthday Promo Mix

Erst vierzehn Tage ist es her, da besuchte der Papst aus Rom die Stadt Freiburg. Knappe zwei Tage war er hier, dicht gedrängtes Programm, alle wollten was von ihm. Während Nachfolger der katholischen Glaubensleere und blauäugige ökumenisch Veranlagte wussten, wohin zu pilgern war, hatten’s in die First Church of House getaufte dagegen schwer. Mit Thomas Hammann, Gerd Janson und Maurice Fulton spielten drei Päpste gleichzeitig in Offenbachs Robert Johnson. Drei Päpste gleichzeitig. Das gab’s bisher nur einmal, in der Zeit vor dem Konstanzer Konzil, so um 1410 rum. In Zürich dagegen war DJ Sotofett, der House-Reformator aus dem Sex Tags Mania-Umfeld am Start. Wer ihn – wie ich – verpasst hat, kann seine Lehre nacherfahren, und zwar in einem Podcast für Trushmix [Danke Björn!].

Trushmix 03: DJ Sotofett by TRUSHMIX

Um diesen Dogma-Streitigkeiten gar nicht erst unterliegen zu müssen, gingen die Jungs von Testpressing in die – wenigstens innere – Emigration. Zufluchtsort Balearen. Von dort aus versorgen sie ihre gleichgesinnte Anhängerschar mit Musik jenseits House-dogmatischer Grabenkämpfe:

Jolyon Green – Ibiza Hippy Mix ’74 @ testpressing

A propos Zufluchtsort: manche Menschen suchen diese bekanntlich in der Vergangenheit. Einige landen dabei in den Achtziger Jahren. Eddie Murphy. Beverly Hills Cop. Don Johnson. Miami Vice. Und so weiter. Den passenden Soundtrack für letzteren Kult liefert AOR Disco mit “The Vibe of Vice”, eingespielt von Flashlites Productions:

Exclusive for AOR Disco: Flashlites presents “The Vibe Of Vice” by FlashlitesProductions

Der Name des folgenden Künstlers schlägt in die selbe Kerbe: Edit Murphy. Sein “Summer In The Hills”-Mixtape ebenfalls. Disco, House und allerlei merkwürdige Sounds:

‘Summer In The Hills’ Mixtape by Edit Murphy

Schliesslich geht’s auf die Website des “daily magazine for excess culture”, D*ruffalo / druffmix.com. Zum Tag der Deutschen Einheit und zum mutmasslichen Hochpunkt des diesjährigen Goldenen Oktobers veröffentlichte die Druffalo Hit Squad in ihrem nunmehr 56. Mix den perfekten Soundtrack dazu:

Druffmix #56 – Fluffy Girls and Cuddle Boys

Den Abschluss macht Arkist aus Bristol mit seinem Podcast für Hotflush Recordings. Bassmusik und darüber hinaus:

Arkist – Hotflush Recordings Podcast #17

English (short) version: Long weekends regularly confuse me. I feel so monday all day long until it is friday again. Nevertheless, feel free to browse this weeks mix selection. UK Garage (!) compiled and mixed by Alex Agore, Techno by Redshape, house music without borders by Slowburn, Margaret Dygas, Sotofett, and some balearic, cosmic, whatever disco too.

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