Mixed up monday (78)

Eine Woche musste das Montagsmischmasch der vergangenen Woche auf seine Veröffentlichung warten. Doch ein überaus arbeits- und feierintensives Wochenende erwartete Disziplin und Produktivität. Des Weiteren lockte das spätsommerliche Wetter nach draussen, auf’s Rennrad, in den Schwarzwald und durch das Markgräfler Land. Die Veröffentlichungsschlagzahl treibe ich wieder nach oben, wenn der Heisseschokoladeherbst anbricht.

Und zudem war ich erfüllt von einer bisher noch nie dagewesenen inneren Unruhe. Sie machte es nahezu unmöglich, einen aufkommenden, sich verfestigenden Gedanken schriftlich festhalten zu können. Ich fühlte – und fühle mich noch immer – so aufgekratzt und innerlich bewegt. Unablässig durchfluten mich Wellen der Euphorie. Ganz so, als ob mir irgendjemand MDMA mit Langzeit- und Retardwirkung verabreicht hätte. Lichtstimmungen, Songs, Geräusche, jegliche Sinnesreizungen, vereinnahmen mich derzeit so sehr, dass ich für manche Arbeitsschritte doppelt so viel Zeit benötige, wie zuvor. Was zu diesem anhaltenden Glücksgefühl beiträgt? Manchmal wünsche ich, diesen Zustand zu verstehen und das Warum für mich selbst formulieren zu können. Und dabei sind doch gerade die Dinge die schönsten, die mit Worten nicht darstellbar, der Sprache nicht zugänglich sind.

Diesen magischen Daseinszustand vertieft haben auch die Mixtapes – Podcasts oder Mitschnitte -, die ich im heutigen Eintrag vorstellen werde. Sie schwirren schon seit einigen Tagen, manche bereits seit einigen Wochen im Netz herum, wurden teilweise bis in ihre einzelnen Bestandteile aufgegliedert und analysiert. Dennoch haben sie nichts von ihrer Strahlkraft verloren.

Ihnen voran stelle ich nach langer Zeit wieder einmal einen Podcast aus dem Hause Resident Advisor. Habe ich schon lange nicht mehr getan, da diese Mixreihe ja zum Pflichtkanon gehört. Doch heute möchte ich dem Podcaster der Woche, Mike Huckaby, meinen tiefen Respekt und Ehrerbietung erweisen. Lange Jahre flog dieser Produzent und DJ aus Detroit unter dem Radar einer grösseren Öffentlichkeit hindurch. Zusätzlich zu seinen Veröffentlichungen fasziniert mich an ihm als Künstler, dass er seine musikalische Schaffensfähigkeit, sein fundiertes technisches und schöpferisches Wissen nicht für sich behält, sondern weiter gibt und damit einen Beitrag leistet für ein gewisses Mass an Bildung und Erziehung, die auf eine nachhaltige Entwicklung einer Szene ausgerichtet sind. Die Idee hinter seinem Podcast bringt er auf auf die kurze Formel “These are the records that I want to hear for the rest of my life.” Bei manch anderem namhaften DJ und Produzenten würde man wahrscheinlich einen Anflug von Übermut und Prahlerei vermuten. Doch Mike Huckaby nehme ich das zu 100% ab! Jetzt aber endgültig genug von mir. Tune into Mike Huckaby’s podcast:

Mike Huckaby – Podcast @ Resident Advisor

Nicht weniger nachhaltig, langwirkend und tiefgründig ist die Musik von David Moufang, die er alleine als Move D oder zusammen mit Jonah Sharp als Reagenz, mit Thomas Meinecke oder gemeinsam mit Juju & Jordash als Magic Mountain High, veröffentlicht. Er präsentiert tiefenentspannten House und experimentelle Klangwelten auf eine so eindrucksvolle, gefühlsgerichtete Art und Weise, dass sowohl Heads als auch Newbies tränenfeuchte Augen bekommen. Hoch anzurechnen ist ihm, dass er seine DJ-Sets so regelmässig mitschneidet und auf seiner Soundcloud veröffentlicht – so auch seinen Auftritt im Rahmen einer Get Deep-Veranstaltung im Berliner Club ://about blank. Dreieinhalb Stunden Move D – damit lassen sich schlaflose Nächte, lange Zugfahrten und intensive Arbeitseinheiten gut überstehen:

Move D – Get Deep – Mixcast Vol. 9

Hitze, erzeugt durch den Sound analoger Maschinen, beinhaltet und verströmt das folgende Set: sein Urheber ist Kassem Mosse. Bei ihm von einem Lauf zu schreiben, käme seinem Output nicht gerecht. Der gute Mann zündet eine Stufe nach der anderen, brennt ein Feuerwerk nach dem anderen ab, und führt mich dabei an meine Verstandesgrenzen: wie kann es möglich sein, immer wieder einen oben drauf zu setzen? Anyway. Kassem Mosse kann es. Das Wie und das Warum sind für uns Aussenstehende völlig unerheblich. Anfang des Monats hatte er in Berlin einen Gig, der via Boiler Room übertragen wurde. Redshape, Jimmy Edgar und ein gewisser Objekt waren auch am Start. Dass der Austragungsort danach nicht bis auf seine Grundmauern abgetragen war, spricht für eine solide Bausubstanz. Sollte also nicht in Studentenwohnheimen und ähnlichen Leichtbaugebäuden gehört werden, das Set. On fire!

BR Berlin #001 Kassem Mosse (live) by BOILER ROOM

(Kassem Mosse – live at BoilerRoom – Download via Robyn Thinks)

Michel Baumann alias Soulphiction alias Jackmate hat sich vorgenommen, in diesem Herbst sein Label Phil E, Sublabel zu Philpot Records, zu beleben. Der Neustart wird flankiert von einem Podcast, auf dem sich der Stuttgarter DJ und Produzent als Kenner und Sammler edler Techno-Stücke zeigt. Nichts für Sonnenauf- oder untergänge an ibizenker Stränden, aber auf diese – so denke ich – können wir auch alle sehr gut verzichten. Tune in!

phile podcast 001 – jackmate (phpod001) by soulphiction aka jackmate

Daran im Anschluss passt sehr gut die neueste Ausgabe der Radiosendung Tanstaafl Signals. Ihr Host ist der in Berlin lebende DJ und Produzent John Osborn, der mit Tanstaafl Records jüngst sein eigenes Label aus der Taufe gehoben hat. Die Sendung wird regelmässig über twen.fm // Berlin 88.4 FM ausgestrahlt. Tags darauf gibt’s das ganze dann auf der Osborn’schen Soundcloud. Gast der aktuellen Sendung: Kosta Athanassiadis alias XDB:

TANSTAAFL SIGNAL #09 John Osborn w/ XDB by JohnOsborn

Als nächstes an der Reihe ist Panoramabar- Resident nd_baumecker. Am vergangenen Samstag stand er in Paris an den Decks und hat für die Veranstalter / Promoter einen Mix bereit gestellt – die erste Stunde eines Sets, das er in diesem Sommer in der Panoramabar gespielt hat. (Geheim-)Tip:

Mercredi Podcast – ND_Baumecker (Panorama Bar) by Mercredi Production

Ebenfalls Geheimtipp-Qualitäten – obwohl längst kein Geheimtipp mehr – geniesst das Blog eines Kölners von der “Schäl Sick”, der – so beschreibt er sich selbst – nichts anderes im Kopf hat ausser Musik. Das nimmt man ihm gerne ab, denn er befasst sich nun schon seit Februar 2008 mit allen möglichen Sounds zwischen (Deep) House, (Detroit) Techno, Funk, Soul, Hip Hop und Fundstücken aus den Genre-Zwischenwelten. Letztens hat er mal wieder ein paar House-Platten mit Jersey-/Zanzibar-Patina hervorgekramt und einen überaus abwechslungsreichen Mix aufgenommen. Love it! Ach ja, und er bloggt unter der Adresse tobitobsucht.de

Tobfunk Mix 18: OMG It’s Houze Muzik by Tobi Tobsucht

DJ Clap kommt aus Hamburg, ist Resident-DJ und Mitveranstalter von DEAR, einer Clubnacht mit Homebase Ego. Am vorvergangenen Wochenende hatte sie Tensnake und Gerd Janson im Line-up stehen, im November feiert sie ihr Zweijähriges, und für dieses Blog hat DJ Clap auch schon einmal einen fantastischen Mix erstellt. Sein September-Mix steht diesem in keiner Hinsicht nach. Tune in:

DJ Set September 2011 by DJ Clap

Auch Marlon Beatt stand schon einmal für keep-it-deep an Plattenspielern und Mischpult. Mit “Soul Revival Vol. 1” hat er vor gut vierzehn Tagen einen Mix Veröffentlicht, der rhythmisch vielseitig, stilistisch abwechslungsreich aber stets dem Soul-getränkten House verpflichtet ist. For lovers only!

Marlon Beatt – Soul Revival Vol. 1

Das war’s dann auch schon für diese Woche. Weiter geht’s morgen, mit ein paar netten Tracks. Watch out!

English (short) version: this week’s mixed up monday-feature highlights podcasts by Move D, Kassem Mosse, Mike Huckaby, nd_baumecker and two mixes by Hamburg based DJ Clap and Berlin based Marlon Beatt, who both made a podcast for this blog long time ago. Enjoy!

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