Mixed up monday (116)

[Don’t know where I got this picture from]

Kaum zu glauben, dass schon wieder Montag ist. War doch gerade erst Freitagabend, den ich zunächst mit angenehmen Menschen und guten Drinks, später bei Marcel Dettmann im Stinnes Areal verbracht habe. Dieser Veranstaltungsort wurde kürzlich auf dem Freiburger Online-Magazin fudder.de treffend beschrieben: “Dem Alten Stinnes Areal haftet ein kruder Charme an, der zwischen Teenie-Discothek, Schuppen für Porno-Drehs oder illegalen Hundekämpfen oszilliert.” Kann ich so stehen lassen. Zu Dettmann: Solides Set, Techno, wie er roher nicht sein kann, leider nur zwei Stunden, von 00:50 bis 02:50.  Eigentlich keine Uhrzeit, aber für meine morschen Knochen gerade richtig.

Tags oder vielmehr abends darauf stand der Besuch eines Paralleluniversums an: Schmitz Katze mit Alle Farben und KlangKünstler, zwei Jungs aus Berlin, von deren Existenz ich bis zu den allerersten Plakaten in Freiburg nichts wusste. Zeitgleich spielten zwar Santé und Re.You im KGB Klub, aber: die Karten für das farbenfrohe Musikspektakel waren im Vorverkauf bereits nach 45 Minuten weg. So war meine Neugierde gross und musste befriedigt werden. Kurz nach elf war ich vor Ort. Da reichte die Schlange schon dreissig? vierzig Meter auf die Strasse hinaus. Um kurz vor Mitternacht hiess es dann Einlassstop. Musikalisch und auch sonst blieb der ganze Abend jedoch harmlos.

Die beiden halbwüchsigen Matrosenknaben spielten eine Musik, die zum sich in den Arm nehmen, streicheln und liebhaben aufforderte. So’n Swinging Bass in Endlosschleife, darüber mal ‘ne Tröte oder ein Akkordeon, und dann mal Rattlesnake-Effekte oder Geigen im Break. Die sexuelle Komponente der Tanzmusik blieb dabei für mich aussen vor. Das überträgt sich auch auf die Feieratmosphäre. Wie in der Musik ist alles einfach nur lieb und nett. Jeder muss gute Laune haben. Alle mögen sich, aber keiner hat Sex, weil Sex böse ist. Dafür schwört man sich ewige vergeistigte Liebe und Treue, will immer nur Glitzergefühle und auf Zauberwolken schweben. Ein bisschen wie Bar25 oder Kater Holzig, nur ohne Sex und ohne Drogen, weil Drogen auch böse sind. Dafür erinnert man sich tags darauf an die guten, tiefgehenden Gespräche, die man zwischen drei Trompetenakkorden geführt hat.

Auf Dauer nervt dieser musikalische Blümchensex und die Liebhabstimmung. Und wenn Jungs und Mädels ins Freie treten, sich über Tänzerinnen und Tänzer beschweren, nur weil diese, bedingt durch körperliche Bewegung und Hitze im Club, schwitzen, dann bin ich auf solchen Veranstaltungen einfach falsch. Ich mag ganz allgemein die Prioritätenverlagerung in der Clubmusik und Clubkultur hin zu solchen Oberflächlichkeiten wie Verkleidung, Glitzerstaub, et cetera, nicht. Okay. Jetzt werde ich ein bisschen ungerecht, denn viele hunderte Freiburger Jungs und Mädels hatten an diesem Abend grossen Spass auf der Tanzfläche – und diesen allen Oberflächlichkeit zu unterstellen, wäre unverhältnismässig. Spass hatte ich auch, aber das lag an der grossartigen menschlichen Konstellation und nicht an der Musik. Und: Hut ab vor dem Veranstalter. Das muss man (in Freiburg) erst einmal schaffen, nach 45 Minuten einen Einlassstop zu erreichen!

Fazit: Das Alle Farben-Phänomen verstehe ich nicht. Der Techno-Hunger wurde durch Marcel Dettmanns Techno-Set auf’s Vorzüglichste gestillt. Der House-Hunger blieb ein wenig auf der Strecke, aber dafür gibt es ja Boiler Room, Soundcloud und die heutige Mixed up monday.

Kick-off macht der Detroiter Delano Smith, der in der letzten Augustwoche bei den niederländischen Veranstaltern von Les Enfants Terribles zu Gast war. Über den ersten Track freue ich mich ganz besonders, denn es ist “Faith”, produziert vom Freiburger Borrowed Identity, erschienen auf dem Freiburger Label Foul & Sunk. Ein wenig Regionalpatriotismus darf auch einmal sein!

Weiter geht’s mit Adam Lundberg aus Schweden, Gründer und Betreiber des Labels Geography Records. Er war im Juni in New York, hat dort in Taimur Aghas Show “The Bandwagon” ein Set gespielt und dieses vor einigen Tagen auf seine Soundcloud ins Netz gestellt. Pure class!

Vergangene Woche, während der Arbeit, habe ich häufig einen Mix der Niederländer Morning Factory gehört. Hat mich durch den Tag und ab und zu auch durch den Abend begleitet, die Tracklist liest sich mit Namen wie Four Tet, Lawrence, 2562 auch zu gut. Von den derzeit allgegenwärtigen L.A. Vampires oder Fort Romeau ganz zu schweigen.

Tusk Wax ist ein britisches Vinyl Only-Label, für House und Disco, mal stärker vom Cosmic Sound der Achtziger Jahre, mal mehr vom klassischen House der Neunziger Jahre beeinflusst. Produzenten wie Chamboche, Coyote, Johnwaynes oder Ejeca haben darauf veröffentlicht. Einiges aus dem Labelkatalog gibt’s auch in dem folgenden Mix für Phonica. Macht Laune. Definitiv!

Jan Krueger und Daze Maxim waren am vergangenen Wochenende in London und haben dort im Club Fabric gespielt. Das Online-Magazin Crack hat den Auftritt der beiden ein wenig unterstützt und einen Mix der beiden DJs veröffentlicht. Den will ich euch nicht vorenthalten, ich finde immer wieder gut, was Jan Krueger und / oder Daze Maxim spielen:

Crackcast #26 – Jan Krueger & Daze Maxim

Red Rack’em treibt derzeit sein Alter Ego Hot Coins zu Höchstleistungen an, ein Album steht ja kurz vor der Veröffentlichung. Vor einiger Zeit nach Berlin umgezogen, hat er seine Erfahrungen in dieser Stadt und die Gefühle, die ihn mit ihr auf ewig verbinden werden, in einen Mix gepackt. Eine Stunde, Disco, House, Garage, Techno. Top!

Und zum Abschluss noch ein wenig Psychedelica auf’s Ohr, und zwar von Psychemagik, die auf dem Bestival waren und dort ein ziemlich abgefahrenes Set gespielt haben müssen. Eine Stunde davon gibt’s auf ihrer Soundcloud. Sophisticated ears only. Oder so.

ENGLISH SHORT VERSION

 I had the chance attending a club night headlined by Marcel Dettmann. That was pretty awesome, but: two hours is way too short for a DJ like him. Nevertheless, his set was ace! Today’s mixes come from artists like Red Rack’em, Delano Smith, Adam Lundberg and Psychemagik. Listen well, what they play!

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