Millsart – X-Ray Zulu

Hohe Qualität und geringe Ausfallquote zeichnen einen zuverlässigen Lieferanten aus. Wenn’s um Techno geht, ist Jeff Mills wohl der Zuverlässigste. Auch unter dem Alias Millsart.

Vor rund 30 Jahren hat Jeff Mills, ikonischer Techno-Produzent aus Detroit, die erste Twelve Inch unter seinem Aliasnamen Millsart veröffentlicht. Die “Mecca EP” enthält fünf Stücke, auf denen ein roher Drum-Sound einer TR-909 im Mittelpunkt steht, seit jeher das Herausstellungsmerkmal von Mills. “One of the best Mills releases” schreibt der Plattenhändler Clone auf seiner Webseite. Und weiter: “Killer Techno.”

Heute noch tauschen sich Techno-Enthusiasten und Tech-Geeks in Webforen darüber aus, wie Jeff Mills den Klang, die Textur der Drum-Pattern auf der “Mecca EP” wohl hinbekommen haben könnte. Dieser würde als Einfluss wohl eine Kraft nennen, deren Quelle im Extrauniversalen liegt. Doch das ist Spekulation.

Spätestens seit der 2014 erschienenen, gleichnamigen Film-Doku ist Jeff Mills der “Man From Tomorrow”. Was dort, im Morgen, passiert, holt er dank der Musik als transformatorischer Kraft in die Gegenwart zurück. Nach drei Millsart-Platten im vergangenen Jahr, “Inner Eye”, “Don’t Ask Me Why” und “Morning Gloria”, beginnt er sein Veröffentlichungsjahr 2024 mit vier Stücken auf “X-Ray Zulu”. Die Platte erscheint auf Axis Records, Mills’ eigenem Label.

Der Titel könnte eine Anspielung auf die Denkschule des Afrofuturismus sein, die sich als Leitmotiv durch sein künstlerisches Schaffen zieht. Auf dieser gründet auch das Kollektiv und Plattenlabel Underground Resistance, dessen Initiator Mills an der Seite von Mike “Mad Mike” Banks und Robert Hood 1988 war. Der Titel, eine dem Nato-Alphabet entnommene Buchstabenfolge, könnte aber auch als Signal gelesen werden. Bravo Zulu steht ja zum Beispiel für “good job”, gut gemacht. Und alle Flugpläne orientieren sich an der sogenannten Zulu Time (UTC).

Lesen sich die Track-Titel der “Mecca EP” wie eine Anleitung zur Mindfulness. Vom “Inner Self” über “Yantra” zum “Gateway of Zen”. Dagegen geht’s auf “X-Ray Zulu” ein wenig astronomischer zu. Unter anderem nimmt sich Mills dem Virgo-Galaxiehaufen an. Dieser liegt mehr als 65.230.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und besteht selbst aus mehreren Hundert Galaxien, wie man auf dem Onlineportal der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft nachlesen kann. Für den Raum- und Zeitreisenden Mills wahrscheinlich ein Wohlfühlort. Von dort übermittelt er mit “Peace From The Virgo Cluster” einen musikalischen Gruß, kodiert mit dem 909-Sound und einem tiefen, sonoren Bass. Diesen überziehen Synthesizerflächen – vielleicht die planetarischen Nebel, die in den Weiten des Virgo-Galaxiehaufens anzutreffen sind – und eine Melodie, deren Klang an den nasalen Ton eines Saxophons erinnert. Instrumentales Herzstück auf “Methane Bubbles” bilden dagegen ein Klavierakkorde. So spannt Jeff Mills den Bogen zum Jazz. High Tech Jazz. Detroit eben. Bravo Zulu, Mr. Mills. Good job!


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Webseite: Axis Records

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