Quelle: http://fr.rsf.org/IMG/jpg/2013-carte-liberte-presse_1900.jpg |
“Eine persönliche Meinungsäusserung muss noch lange nicht die Meinung einer Redaktion oder der Herausgeber sein.” Diesen Satz sollten sich einige Freiburger Veranstalter und selbstbehauptete Kulturschaffende auf ein Blatt Papier schreiben, an den Badezimmerspiegel heften, um jeden Tag aufs Neue daran erinnert zu werden. Und an den Toilettenspiegel oder die Kühlschranktür gehören folgende Sätze: “Das Recht auf freie Meinungsäusserung und auf Kritik ist ein grundlegendes Rechtsgut. Auch beissende Polemik muss möglich sein.”
Warum dies? Vor ungefähr einem Monat veröffentlichte ich zunächst auf Keep-it-Deep, später auf dem Freiburger Online-Magazin fudder.de einen Kommentar zu den Ganter Kulturtagen. Dieser lässt sich mit einem Kernsatz wiedergeben: Alles schon einmal dagewesen. Die Veranstalter liessen mit ihrer Reaktion nicht lange auf sich warten. In zwei E-Mails brachten ihr Erstaunen und ihren Unmut über meinen Kommentar zum Ausdruck. Damit konnte und durfte ich rechnen, und bis dahin war auch alles gut.
Die Kritisierten erwiesen sich jedoch als beleidigte Münsterbratwürste, die mit harten Diskursbandagen und freier Meinungsäußerung nicht zurechtkommen. Beide drohten rechtliche Schritte an gegen, ja, wogegen eigentlich? Gegen eine Meinungsäusserung? Ein kritisches Gegenüber mundtot machen wollen – das ist ganz schlechter Stil. [Wer so auftritt, sollte sich vielmehr um einen Posten als PR-Berater ein paar tausend Kilometer weiter östlich bewerben. Erst gestern hat Reporter ohne Grenzen (ROG) zum Internationalen Tag der Pressefreiheit eine Liste mit möglichen Arbeitgebern veröffentlicht.]
Als freier Autor und Journalist wird man nie umhin kommen, Kontakte auch zu Veranstaltern und Kulturschaffenden, zu Menschen aus Politik und Wirtschaft zu pflegen, gerade in einem regional überschaubaren Raum wie Südbaden. Man begegnet sich täglich, beim Bäcker, auf dem Markt, beim Zigarettenkauf, bei Konzerten, am Tresen einer Bar, in Buchhandlungen, beim Kauf einer Jeans. Immer und überall. Nichts spricht daher gegen ein gutes Verhältnis. Dennoch sollte man Distanz wahren, um nicht als verlängerter PR-Arm dieser Menschen dazustehen. Dagegen verwahre ich mich energisch. Mein kritisches Denken, meine kritische Stimme lasse ich mir nicht nehmen. Eine unterwürfige Hofberichterstattung braucht nämlich kein Mensch.
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In eigener Sache: ab Montag geht es wieder mit Interviews, Podcasts und Reviews weiter.