Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, auf die vielzitierte ferne Insel reisen zu wollen, um Tage und Wochen losgelöst von jeglicher Jetztbezogenheit des Lebens verbringen zu können? Trotz chronischen Fernwehs, trotz tiefer Liebe und Verbundenheit zur Natur, habe ich es bisher noch nie geschafft, der oftmaligen Undurchschaubarkeit und Unbeherrschbarkeit des Alltags zu entsagen, mich von jeglicher Verpflichtungen zu entsagen und abzuschalten. Irgendwann einmal werde ich mir jedoch diese Auszeit nehmen, auch wenn ich mir für die Zeit dieses Sabbatical ganz bestimmt keine von feinweissem Sandstrand umsäumte und von tiefblauem Meer umgebene Insel aussuchen werde. Vielleicht ein Jahr Mitarbeit auf einem Weingut – kan auch in der (badischen) Weinregion Markgräfler Land / Kaiserstuhl sein – oder auf einem Bergbauernbetrieb in den Alpen. Who knows.
Bis es so weit ist, nutze ich die wiederkehrende und durchaus kraftschonendere Möglichkeit, für einen kurzen Tagesabschnitt, manchmal nur sieben, manchmal auch siebzig Minuten, abzutauchen in eine tonale Traumwelt. In Sachen elektronischer (Club-)MUsik eignen sich zu diesem Zweck – in verwunschene Phantasiewelten zu reisen – besonders gut die EPs sowie das Album des (Wahl-)Amsterdamer Duos Juju & Jordash. Ihnen gelang – und gelingt noch immer – Live- und Clubmusik (schliesst sich ja nicht aus) sowie zahlreiche Fremdeinflüsse von Jazz in einem weitgefassten Sinn bis hin zu dem kaum greifbaren Bereich der World-/Ethno-Musik zu vereinen. In ihrer Musik gibt es auch nach mehrmaligem Hören noch so viel zu entdecken, dass sie eine kurzfristige Alltagsflucht ermöglicht.
Nach ihrem gleichnamigen Album auf Dekmantel, mehreren EPs und Remixbeiträgen im letzten Jahr sind Gal Aner und Jordan Czamanski mit einer neuen 12″ am Start, “Tattoo’s Island“, auf dem Stuttgarter Label Philpot Records.
Den Auftakt zu “Tattoo’s Island” bildet ein eingängiges Synthesizermotiv, welches mich mit dem einsetzenden, hochfrequent scheppernden Snare-Teppich sehr stark an die Chicago-Ära der späten 80er, meinetwegen auch frühen 90er Jahre erinnert. Es wird eingehüllt von einem feintropfigen dichten Nebel aus Synthesizer-Elementen, durch den Melodiefragmente und Trillerpfeifeneffekte hindurchscheinen wie die ersten Strahlen der Morgensonne durch das Dunkel subtropischer Nebelwälder. Auf dem Dub Mix spielen Juju & Jordash mit der gezielten Reduktion des Tracks auf einzelne Motive – Synthesizer-Hookline, Snare-Gewitter, Synth-Stabs -, wohingegen der Amsterdamer Tom Trago mit seiner House-Interpretation “Lost In The Jungle Remix” den Track heraus aus dem nebeldichten Morgen hin zum Zenit der Sonne führt. Must have, oder?!
Juju & Jordash – Tattoo’s Island EP (incl. Tom Trago remix) – Philpot 047 by jujujordash
English (short) version: if I ever planned to escape the every day life, i’d choose Juju & Jordash to play my escape’s soundtrack. I really fell in love with their musical versatility they showcase in every track they release. “Tattoo’s Island” is their most recent artwork, given birth by Philpot records. The now Amsterdam based duo delivers a noble musical remembrance to sounds that remind me the late eighties and early nineties Chicago era. Raw and sexy with a solid kick/snare/clap rhythm pattern. Tom Trago on remixing duties. Not to be missed!
Mehr im Web:
Juju & Jordash @ MySpace
Juju & Jordash
Juju & Jordash @ Soundcloud
Tom Trago @ MySpace
Juju & Jordash – Podcast @ LWE
Juju & Jordash – Podcast @ MLAT
Tom Trago – Podcast @ MLAT
Tom Trago (& Cool Chris) – Podcast @ HVW8