Late Nite Audio ist Clubnacht und Label zugleich. Labelgründer und Resident DJs sind Danny Clark und Toby Tobias. Muss man sich bei ersterem wahrscheinlich noch ein paar Informationen ergooglen und sich dazu durch Verweise auf den gleichnamigen australischen Bahnradsportler oder US-amerikanischen Football-Spieler hindurchwühlen, weiss man zweiteren ein wenig schneller einzuordnen. “Space Shuffle“, Debüt-Album, 2008 auf Rekids veröffentlicht, in der Folge EPs auf Nang, Tiny Sticks oder Under The Shade; mit “Macasu” im letzten Jahr die erste Platte auf dem eigenen Label, die mit dem allseits bekannten Remix von Motor City Drum Ensemble, sure shot, heavy hitter und soul missile in einem verzeichnen konnte.
Die programmliche Ausrichtung des Labels möchte einen Bogen spannen von Disko beziehungsweise discoid eingefärbten Sounds hin zu House, dessen musikalischen Ursprünge bekanntermassen – sofern man wenigstens den Wikipedia-Eintrag verinnerlicht hat – in der Disko-Musik der späten Siebziger und Achtziger Jahre liegt. Wenn in der Wikipedia in der Folge die Rede ist vom Einfluss dieser Musik vor allem auf die Harmonik und Melodieführung von House, und legte man dies als Massstab an alle heute veröffentlichten Tracks, müssten die grossen Downloadportale meiner Meinung nach ein paar Genreänderungen vornehmen. Denn nicht alles, was das Label “House” oder gar “Deep House” bekommt, verdient es auch.
Zu Recht den House-TÜV-Stempel aufgedrückt erhalten hat jedoch der neueste Output des New Yorkers Jovonn. Seit über zwanzig Jahren nun veröffentlicht der DJ und Produzent aus dem Stadtteil Brooklyn einen Sound, der sich sehr leicht unter die – gar nicht so schlecht formulierte – Wikipedia-Definition von House subsumieren lässt. 1990 mit “Turn and Run Away ‘Runnin’” einen Hit auf Warner Bros. Records gelandet, seither vorwiegend auf den eigenen Label Goldtone Records, Next Moov Records und Next Moov Traxx anzutreffen. Sein Markenzeichen – sofern man davon überhaupt sprechen kann – ist ein stark Garage-orientierter House. Einfach gehaltene Rhythmus-Pattern mit einem Akzent auf grummelnden Bässen und dunkel abgedämpften Kickdrums, sehr eingängigen, dezent eingesetzten Melodieläufen, gerne auch das seufzende Singen einer (Quer-)Flöte, sowie warme Synth-Pads, die in ihrem harmonischen Aufbau sehr einfach gehalten sind. Wenn Vocals, überschreitet ihr Einsatz nie die Grenze zur Cheesyness, wie man es bei manch anderen Garage- / Jersey- House Tunes feststellen kann.
Jovonns kompositorisches Konzept findet sich auch in den beiden Tracks “A Definition Of A Track” und dem B-Seiten-Stück “Space Atmosphere” deutlich erkennbar wieder. Als Remixer begegnen wir Giles Smith und Martin Dawson sowie von Mankind, einem Projekt aus dem Umfeld des Labels Late Night Audio. Der Secretsundaze-Kopf und sein Produktionspartner setzen die Ruheenergie des Originals frei, was sich unmittelbar auf die Grundgeschwindigkeit auswirkt. Kurze Pad-Sounds, anschlagdynamische Rim-Shots, mit für meinen Geschmack ein wenig zu grosszügig mit Flanger-Effekten unterlegte Synthie-Flächen, Claps sowie die eine oder andere angeschlagene Pianotaste. Das Mankind-Projekt hält im Vergleich dazu das Tempo niedrig, zielt mit seinen verwaschenen, sich im Hall verlierenden Synthesizertönen, den zerbrechlich anmutenden (Kuh-)Glockensounds und röhrenden Acid-Bass-Spuren jedoch in Richtung (Space) Disco. Kann man durchaus Revival nennen, diese Platte, auch wenn wir ein solches nahezu täglich feiern.
JoVonn – Revival EP Preview by Late Night Audio
English (short) version: Jovonn on Late Night Audio with two tracks referring to house music’s heritage and underlining its nexus to late seventies and eighties disco music. Giles Smith and Martin Dawson team up under their Two Armadillos moniker for a straight-ahead house affair whereas Mankind steps into a more disco-tinged sound area.
Mehr im Web:
Jovonn @ MySpace
Two Armadillos @ MySpace
Two Armadillos @ Soundcloud
Late Night Audio @ MySpace
Late Night Audio @ Soundcloud
Late Night Audio