Jordan GCZ – Polyphonic Glide

Hypnotische Momente, wie man sie auf Tanzflächen gerne, aber viel zu selten erlebt – dafür steht die Musik von Jordan GCZ. Kopf aus, Herz an.

Im Jazz ist das Improvisieren ein zentraler Bestandteil der Musik. In den Genres House, Techno oder Ambient gehört Jordan Czamanski alias Jordan GCZ zu den wenigen Musikern, die die Kunst des Unvorhergesehenen als Quelle für sein Schaffen nutzen. Sein Album “My Brain’s Brain”, 2022 auf dem Plattenlabel Minimal Detroit Audio erschienen, ist ein beeindruckendes Beispiel für harmonische Komplexität, reichhaltige Klangfarben und Stimmungen.

Noch etwas freier, offener mit traditionellen Strukturen der elektronischen Musik geht der in Amsterdam lebende Künstler auf dem Album “Recreational Kraut” um, das in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger David Moufang alias Move D entstanden und 2023 auf Source Records erschienen ist. Darauf stellen sie den Klang verschiedener Instrumente in den Mittelpunkt, Fender Rhodes, Soma Lab Lyra 8, Roland TR-808, variieren Motive und Pattern melodisch und rhythmisch. Kopf aus, Herz an.

Kopf aus, Herz an. Von diesem Prinzip lässt sich Jordan GCZ auch leiten, wenn er an Musik arbeitet, die etwas mehr auf den Clubgebrauch abzielt. Das unterstreicht auch der Titel seiner EP für das Plattenlabel Rawax. Sie heißt “Polyphonic Glide”, eine Anspielung auf eine Kompositionstechnik. In der Polyphonie laufen verschiedene Stimmen eigenständig und gleichberechtigt nebeneinander. Bei Jordan GCZ sind das vor allem Bass, Kickdrum und Synthesizer, mit denen er Spannung und Intensität erzeugt.

Im Titeltrack “Polyphonic Glide” schichtet er warme Synth-Flächen und Hi-Hat-Shuffles auf einen tiefen Bass. Dessen Figuren verleihen dem Stück einen fließenden Groove. Mehr Punch in die Kickdrums packt Jordan GCZ auf “Why So Serious”. Auf “Sunny Side Up” auf der B-Seite erzeugt er mit dem Synthesizer einen Klang wie perlende Bläschenreihen. Eine kosmische Hörerfahrung. Diese setzt sich auch auf “Undercurrent” fort. In diesem Stück führen die Synthesizer ein scheinbares Eigenleben. Sie wirken leicht krautig und dunkel, aber nicht düster. Die Drums bleiben dumpf im Hintergrund. So schafft Jordan GCZ einen hypnotischen Moment, wie man ihn auf Tanzflächen gerne, aber leider viel zu selten erlebt.

Apropos Improvisation und hypnotische Momente: Das Live-Set, das Czamanski zusammen mit Gal Avner als Juju & Jordash auf der ersten Ausgabe des Dekmantel-Festivals gespielt hat, ist pures Gold.


Bandcamp: Jordan GCZ
Instagram: Jordan GCZ
Bandcamp: Rawax / dbh
Instagram: Rawax / dbh
Webseite: Rawax / dbh

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