Lexx – Originals Volume Eight – Claremont 56
“The Originals series of compilations are an Aladdin’s cave of rare music, curated by some of the world’s premiere and tasteful (in a good way) underground selectors”, schreibt Christopher Tubbs in seinem Blog Headsdown über die Compilation-Reihe, die der Londoner Paul “Mudd” Murphy auf seinem Label Claremont 56 herausbringt. Dem kann ich nur beipflichten.
Es ist recht schwer, einen musikalischen Oberbegriff für die Originals-Reihe zu finden. Oft wird sie unter Balearic eingeordnet, einem Begriff, unter dem sich eine bunte Vielfalt an Musik vereint, von Softrock bis zu Trance. Einige verstehen unter Balearic warme, atmosphärische Songs, irgendetwas mit Gitarre, Hall und ineinander fliessenden Synthesizern. Andere wieder bezeichnen damit Disc Jockeys, die tiefer gehen, nach Raritäten, obskuren B-Seiten und Instrumentals suchen, ganz nach dem Vorbild des ibizenker Disc Jockeys Alfredo.
Nach unter anderem Mark Seven, Phil Mison, Sean P hat nun der Züricher Disc Jockey Lexx Stücke für eine Compilation ausgewählt. Diese spannt den Bogen vom Softrock-Opener “Coasting” zu Larry Heards “Deja Vu”. So muss das, so macht es 2013 auch Sinn, Musik in verkörperter Form zu erwerben.
Anmerkung: Originals Volume Eight ist bereits im Dezember 2012 erschienen.
Mehr zu Lexx / Claremont 56:
Facebook: Lexx
Soundcloud: Lexx
Headsdown: Interview with Lexx
Facebook: Claremont 56
Soundcloud: Claremont 56
Webseite: Claremont 56
DJ Sprinkles – Where Dancefloors Stand Still – Mule
House sei ichbezogen, oberflächlich und unpolitisch. So lautet der Vorwurf vieler, die die Musik nur aus Berichten über die Loveparade oder grosse Open Air-Veranstaltungen wahrnehmen. Diesen Vorwurf kann man ganz oder wenigstens teilweise für begründet erklären, sie nur die ganzen Holi-Festivals – und einmal davon abgesehen, dass dort kein House gespielt wird.
Spannungsgeladen, gesellschaftliche und politische Konflikte bergend, ist House dagegen bei Terre Thaemlitz. Der beziehungsweise die einstige New Yorkerin und heute Wahl-Tokyoterin ist Theoretikerin und Aktivistin der Transgender- und Queer-Kultur, setzt sich mit den dynamischen, multiplen Strukturen menschlicher Identitäten auseinander. Bei Thaemlitz sind Disco-, House- und Techno-Stücke daher stets auch politische Statements. Bei Thaemlitz ist House viel mehr als nur ein flüchtiges Gefühl.
Im Sommer 2013 hat Thaemlitz ihre erste Mix-Compilation – unter dem DJ Sprinkles-Alias für das japanische Label Mule eingespielt. Ausgewählt hat sie dafür Stücke, die sie in vielen DJ-Sets spielt, Klassiker ihrer Deeperama-Partys im Tokyoter Club Module. Dazu gehören beispielsweise das grossartige “Never Lonely No More” von Fingers Inc. aus dem Jahr 1989 oder Mark Mendozas (The Rude Awakening) “The Dip (5 Am Dipsco Mix)” aus dem Jahr 1991. Der Mix bleibt jedoch nicht in dieser Zeit stehen, was unter anderem “Deep S” von Alex Danilov aus dem Jahr 2012 zeigt. “Where Dancefloors Stand Still” ist House in seiner schönsten Form – und ein Statement gegen das japanische Sperrstunden-Gesetz.
Mehr zu DJ Sprinkles / Mule:
Facebook: DJ Sprinkles
Webseite: Comatonse / DJ Sprinkles
RBMA: Lecture Terre Thaemlitz
Dummy Mag: Quick Catch-up with DJ Sprinkles
Little White Earbuds: DJ Debriefing with DJ Sprinkles
Independent: Interview with DJ Sprinkles (Part 1)
Independent: Interview with DJ Sprinkles (Part 2)
DJ Hell – Kern Vol. 2 – Tresor
Auf DJ Hell schaue ich nach wie vor mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite steht Hell, der sein Leben ganz der elektronischen Clubmusik gewidmet hat, der grossartige Disc Jockey und Selector. Auf der anderen steht ein Disc Jockey, der’s in seinen Sets auch bratzen lassen kann, der keine Berührungsängste zu einer Glitzerwelt hat, die der ursprünglich rauhen, wilden Techno-Subkultur sehr fern ist. Wie das zusammen geht, habe ich noch nie verstanden, aber in meiner Autorenwelt darf ich meine Scheuklappen tragen.
Und dann kommt Hells Mix für Kern, eine neue Compilation-Serie aus dem Hause Tresor. Hell stellt Acid von Steve Poindexter neben House von Mike Dunn als QX-1, gräbt einen Track vom Joey Beltram-Alias Code 6 aus, führt Klassiker von Robert Hood oder Inner City mit Recondite, einem meiner liebsten Techno-Produzenten 2013, zusammen. Kern Vol. 2 ist rauh, wild, trotzig, stürmisch, hart und herb. Gut.
Mehr zu DJ Hell / Tresor:
Facebook: DJ Hell
Soundcloud: DJ Hell
Selbstdarstellungssucht: Interview mit DJ Hell (2013)
Planet Interview: DJ Hell im Interview (2011)
The Quietus: DJ Hell Interview (2009)
Facebook: Tresor
Soundcloud: Tresor
Webseite: Tresor
Ben UFO – Fabriclive 67 – Fabric
Ben UFO, Mitgründer des Labels Hessle Audio, ist ein junger britischer Disc Jockey, der viel erzählen will – und viel zu erzählen hat:
Geschichten aus Kellern und Wohnzimmerstudios zwischen Brixton und Bristol, Anekdoten aus Chicago und Detroit. Er verbindet sie gerne mit Szenen aus Berlin oder Amsterdam. Er gibt dem Feuilleton, was das Feuilleton schätzt und liebt. Er weiss aber auch um die Bedürfnisse des Dancefloors, mit welchen Zutaten er diesen in Brand setzt.
All das vereint er auf seinem Mix für die Fabriclive-Compilation-Reihe, der im Januar 2013 erschienen ist. Mr. Fingers trifft Shackleton, Herbert folgt auf Jam City, wild, ungezügelt und schnell.
Mehr zu Ben UFO / Fabric:
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Soundcloud: Ben UFO
RBMA: Interview with Ben UFO
The Quietus: Interview with Ben UFO (2011)
Truants: Interview with Ben UFO (2012)
Versions: Interview with Ben UFO (Video)
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Webseite: Fabric
Weitere Compilations:
– John Talabot – DJ-Kicks
– Steffi – Panoramabar 05
– DJ Deep – Kern Vol. 1
– Sandwell District – Fabric 69
– Cassy – Fabric 71
– Originals Volume Ten (Alex From Tokyo)