Wie lange behält man einen Newcomer-Status? Ein Jahr? Zwei Jahre? In welchen Clubs, mit welchen Disc Jockeys zusammen und zu welcher Uhrzeit muss man spielen, um diesen abzulegen? Fragen, die sich der junge Michael Ellis noch stellen kann – auf der Bildfläche der überschaubaren Freiburger House-Szene erschien er ja erst im vergangenen Jahr. Fragen, um deren Antwort er sich jedoch nicht zu kümmern braucht. Status? So what! It’s the music that counts!
Love. Love. Love. [Der musikalische Höhepunkt 2012: Lieblingsalbum, Lieblings-EP, bestes DJ-Set, beste Clubnacht 2012]
Album: Besonders gefeiert habe ich: Jazzanova – “Upside Down” sowie die “Funkhaus Studio Sessions”, die Remix-CD von Bonobos “Black Sands” sowie das neue Album meines “Partners in Crime”, Aem16 & Apfel – 16 Äpfel. Und das gibts sogar gratis: http://aem-16.bandcamp.com/album/16-pfel
EP: Lange geisterte diese Platte schon herum, und dann wurde kurz vor Jahresende das Feuerwerk endlich offiziell gezündet: Genius of Time – Tuffa Trummor – Aniara Recordings – Nordisch by Nature. Doch auch “Brothers & Sisters” von Wowmom auf Lofile mit vielen schönen Remixes war ein Highlight.
DJ-Set: LA Rokoko, Ende April bei tageins. So gegen 2 Uhr hab ich durch deren Musik das Gefühl für Raum und Zeit neu definieren müssen.
Beste Clubnacht: Root Down mit Matthias “Matty” Heilbronn, und der Preis für die beste Deko geht ohne Zweifel an die Jungs vom Strange Life Club.
Hate. Hate. Hate. [Der musikalische Tiefpunkt 2012: Schlechtestes Album, schlechteste EP, schlechtestes DJ-Set, schlechteste Clubnacht 2012]
Mein Kaufverhalten auf Discogs (zwei, drei Platten aus der Wunschliste + fünf bis sechs mir unbekannte, 2€-EPs) forderte so einiges an nutzloser Schwallware zutage. Diese aufzuzählen ist die Mühe nicht wert. Der blödeste Kauf 2012 war aber mit Abstand die Compilation “Bargrooves: DeepSoulDisco Deluxe 2”, die ich nur wegen Shuya Okinos “Still in Love” kaufte, da mir die 80€ für das vinylische Original auf Especial Records leider fehlten. Der Track ist zwar in voller Länge auf der CD, der Rest aber größtenteils solch abgrundtiefer Schrott, dass ich mir gleich eine neue, One-Track-Only-CD mit “Still in Love” gebrannt habe und kurz davor bin, die Original-CDs zu recyceln.
Check. Check. Check. [Welches Album, welche EP, welchen DJ muss man 2012 unbedingt noch anhören?]
Album: The Five Corners Quintet – The Helskinki Sesssions (Live). Recht aktuell ist dieser Zusammenschnitt von verschiedenen Konzerten, die Kerle sind live einfach der Wahnsinn. Ist das noch Jazz oder schon Rock’n’Roll?
EP: Geography Records, das feine Label um Oscar Villata und Adam Lundberg, lässt sich Zeit. Gerade mal eine Platte hat 2012 das Licht der Welt erblickt, doch die Eighties Children EP von Real Cool war das Warten wert. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja 2013 wieder eine Platte?
Forget. Forget. Forget. [Welches Album, welche EP, welchen DJ kann man getrost vergessen?]
Auch wenn man die Technik-Diskussion über Vinyl, CD und Mp3 einfach vergessen sollte und sich mit viel schöneren Dingen beschäftigen könnte, muss doch festgehalten werden: So viele neue “DJs” wie in diesem Jahr sind in Freiburg wohl noch nie gezählt worden – dank dieser mittlerweile für 100€ erhältlichen blinkenden Plastikgeräte. Fast so schlimm wie die Waveboards, mit dem sich die Kids heutzutage durch die Straßen schlängeln.
Doch im Gegensatz zu den gelenken Fortbewegungsmitteln stehen die Benutzer der spottbilligen DJ-Controller ihren Sportgeräten Sachen Qualität und – hoffentlich auch – Haltbarkeit in nichts nach. Ist der Controller nun nur hinreichende oder gar schon notwendige Bedingung des Phänomens “schlechter DJ”? Über die Ironie in der Bezeichnung “DJ-Controller” muss auch nichts mehr gesagt werden. Denn jetzt ist auch wieder gut – “Mehr Soul!” J. W. von Goethe.
Old is gold. [Deine Wiederentdeckung 2012?]
Die ReComposed-Serie (Deutsche Grammophon
Intuit
So wird 2013?
Das musikalische Jahr beginnt mit meinem Debüt bei Rainer Trübys “Beats & Öxle” zusammen mit dem Gastgeber und Marlow (Room with a View). Wie es weitergeht – keine Ahnung. Sicherheitshalber habe ich mir jetzt mal einen Drumcomputer gekauft. Man weiß ja nie.
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