Interview mit Eva Padberg und Niklas Worgt: “Musik ist unser Herzensding”

Seit der Schulzeit sind das Model Eva Padberg und der Elektronikmusiker Niklas Worgt ein Paar. Mit “Smoke” hat das Duo im Oktober 2013 sein viertes Album veröffentlicht – das mir beim ersten Hören gut reingelaufen ist.

Die Songs klingen dunkel verhangen, aber nicht düster. Weich fließende Synthesizerklänge umspielen sauber ausproduzierte Beats. Diese schlagen mal im Viervierteltakt der House-Musik (“Layers”). Dann wieder brechen sie aus diesem Grundrhythmus aus und lehnen sich an die gebrochenen Rhythmusstrukturen des Dubstep an (“Ginger”). Es ist eine Musik für das Ende einer Clubnacht, wenn sich der Rausch langsam verflüchtigt, die Euphorie aber noch anhält.

Da Niklas Worgt und Eva Padberg ihr Album “Smoke” am Samstag, 25. Januar 2014, im Freiburger Club Schmitz Katze vorstellen werden, habe ich sie für das Freiburger Onlinemagazin fudder.de gefragt, wie Club- und Modelwelt zusammenpassen und wie viel Pop die Clubmusik verträgt:

Eva, Niklas, ihr seid beruflich oft unterwegs. Wann bleibt euch Zeit für das gemeinsame Musikmachen?

Niklas Worgt (Dapayk): Eva und ich haben keine Jobs mit festen und geregelten Arbeitszeiten. Deshalb müssen wir gemeinsame Studiosessions im Voraus planen. Am besten ist für uns, wenn wir bewusst eine Auszeit vom Alltag nehmen und uns zum Beispiel für zwei Wochen an einem anderen Ort ein Haus anmieten.

Trotzdem seid ihr als Model und Musiker von vielen Terminen fremdbestimmt. Wie gut gelingt euch das Auszeit nehmen?

Eva Padberg: Eigentlich leben wir sehr selbstbestimmt. Wir sind freiberuflich tätig und haben deshalb viel mehr Freiheiten als jemand, der in starre Arbeitsprozesse einer Firma eingebunden ist. Natürlich müssen auch wir unser Jahr grob vorausplanen. Aber wenn ich mit meiner Agentur Fashion Shows, Shooting- und PR-Auftritte für Unternehmen plane und Bescheid gebe, dass ich mir auch Zeit für die Musik nehmen möchte, hindert mich nichts daran.

 
Wo verbringt ihr bevorzugt diese Zeit?

Niklas: Wir fahren zum Beispiel gerne in die Provence, im September oder Oktober, wenn die Hauptsaison vorbei ist und die großen Touristenströme längst abgezogen sind. Wir suchen uns dann aber auch gerne ein Häuschen im Landesinneren, in den Bergen, wo wir inmitten der Natur leben und unsere Ruhe haben. Wir suchen die Abgeschiedenheit.

Eva: Wir haben beide gemerkt, dass wir an so einem Ort viel konzentrierter an einem Album arbeiten und musikalisch stärker in die Tiefe gehen können. Für unser neues Album “Smoke” waren wir zuerst in der Provence, anschließend haben wir uns in den schottischen Lowlands einquartiert. Dort lebten wir ohne jegliche Ablenkung, ohne Internet und so.

 
Inwieweit haben sich diese Orte auf eure künstlerische Arbeit ausgewirkt?

Niklas: Orte beeinflussen das Schaffen, da kommt man nicht drum herum. Die Abgeschiedenheit beeinflusst zum Beispiel, wie ich mich als Musiker wahrnehme. Der Raum, in dem ich mich bewege, bestimmt, wie ich mein Gegenüber wahrnehme, wie ich mit ihm kommuniziere. In den Lowlands war es kühl, es nieselte fast täglich. Weiße Nebelschwaden zogen über die Hügel, das Licht war diffus. Da nimmt man alles ganz anders auf, als in der sonnendurchfluteten Provence. Da wird die Musik einfach düsterer.

Eva: Schottland ist ja auch das Land der Sagen und Legenden. Jeder Ort hat da eine mystische Bedeutung. Das wirkt aber unbewusst, in der Tiefe der Seele. Das ist für Außenstehende schwer nachvollziehbar.

Das Glamouröse, Perfekte der Modelwelt und das Kaputte, Verfeierte der Clubwelt ist für Außenstehende oft auch nur schwer nachvollziehbar. Wie passen denn diese beiden Welten zusammen?

Niklas: Im Club beziehungsweise für den Club muss man als Musiker auch möglichst nahe an der Perfektion arbeiten, um zu einem guten Ergebnis zu gelangen.

Eva: Bei großen Fashionshows ist man natürlich sehr zeitgetrieben. Alleine deshalb ist das Clubgeschehen eine ganz andere Welt. Da spielt so etwas wie Uhrzeit überhaupt keine Rolle. Für mich passen diese Welten aber sehr gut zusammen. Die Musik und der Club sind für mich ein schöner Ausgleich. Gerade nach einer so anstrengenden Woche wie der Berlin Fashion Week tut es mir gut, abtauchen und vieles hinter mir lassen zu können.

Niklas: Die Musik ist unser gemeinsames Projekt, das ist mehr als ein Beruf…

Eva: …das ist unser beider Herzensding.

Und eine Zeit der Gemeinsamkeit.

Eva: Naja, es ist jetzt nicht so, dass ich unter der Woche ständig unterwegs bin und Niklas traurig zuhause in Berlin sitzt, während ich mich am Wochenende einsam fühle und er auf Tour ist.

Niklas: Aber das Schöne an gemeinsamen Auftritten ist, dass ich mit Eva jemanden zur Seite habe, der mir Energie gibt. Ich merke, dass ich ausgeglichener bin, dass ich viel schneller aus einem Tief rauskomme, wenn ein Clubgig mal nicht ganz so lief, wie ich mir das vorgestellt habe.

Dapayk & Padberg – Smoke

Niklas, Du produzierst seit fast zwanzig Jahren Musik. Was war der Auslöser, gemeinsam ins Studio zu gehen?

Eva: Wenn die große Liebe Musik macht, ist man von Anfang an in den Prozess involviert. Ich habe erlebt, wie Niklas die ersten Stücke erstellt hat, wie das erste Release entstanden ist. Ich war bei den ersten Gigs außerhalb der Heimat dabei. Wenn man das alles mitgemacht hat, ist es nur ein kleiner Schritt, bis man sich auch aktiv in die Musik einbringt.

Niklas: Wir kennen uns fast zwanzig Jahre, fast ebenso lang sind wir ein Paar. Es ist schön, wenn man mit seiner Partnerin für eine gemeinsame Leidenschaft lebt.

Damals war Niklas tief im Techno-Untergrund verwurzelt. Heute spielt ihr auch große Shows. Was hat sich für euch noch verändert?

Niklas: Ich bin ja ein Kind der Wendejahre. Ich war elf Jahre alt, als die Mauer fiel und es mit der elektronischen Musik für mich los ging. Alles prallte auf mich ein, alles saugte ich wie ein Schwamm auf. Ich mag auch heute noch das Untergrundige sehr und spiele gerne in kleinen, dunklen Clubs. Manchmal kommen wir in einem Club an und denken “woah, da sieht’s noch genauso aus wie vor fünfzehn Jahren”. Allerdings sind wir älter geworden. Da muss nicht mehr alles so punkrockig sein wie in den Anfangsjahren.

Eva: Wir sind älter geworden. Das Publikum in den Clubs ist es nicht. Die sind immer noch Anfang zwanzig.

 
Was macht ihr, um heute noch aktuell zu sein?

Eva: Es gibt in der Mode oder in der Musik immer einen Punkt, an dem man denkt, dass alles passt, dass alles glatt läuft und es anfängt, gemütlich zu werden. An diesem Punkt darf man sich nicht aufhalten. Als Model und Clubmusikerin darf ich auf keinen Fall stehen bleiben. Dazu gehört auch, dass man sich über Vorstellungen und konkrete Ideen austauscht und das bereits Erreichte hinterfragt.

Niklas: Wichtig finde ich auch, dass man den ganzen Betrieb und sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Man sollte neugierig und offen sein, auch eine gewisse Anpassungsfähigkeit mitbringen – aber sich nicht verbiegen.

Euer neues Album “Smoke” hat eine Popnote. Wieviel Pop vertragen House und Techno?

Niklas: Dieser Tage viel zu viel, leider. Stücke, wie ich sie vor fünf oder sieben Jahren veröffentlicht habe, wären heute nur schwer vermittelbar.

Eva: Viele Stücke, die dieser Tage veröffentlicht werden, bauen auf demselben Rhythmus- und Harmonie-Schema auf. Das ist doch langweilig. Pop ist ein wichtiger Bestandteil auch von Clubmusik, aber man sollte es nicht übertreiben.

Wie sieht denn ein Produktionsalltag im Hause Dapayk & Padberg aus?

Niklas: Wenn wir nicht in Berlin sind, sehr entspannt. Wir frühstücken gemeinsam, dann arbeite ich an Beats, mache erste Skizzen der Tracks. Wir können uns Zeit nehmen.

Eva: Ich schreibe Texte, denke über Songstrukturen und Harmonien nach.

Niklas: In Berlin ist das alles viel hektischer. Neben dem Produzieren kommen Remixaufträge und die Labelarbeit hinzu. Wir sind dort viel abgelenkter, durch E-Mails, Internet, alles, was um einen herum passiert, können also weniger fokussiert an einem Album arbeiten. Allerdings steht uns in Berlin mein großes Studio zur Verfügung. Dort finalisieren wir die Tracks.

Wie setzt ihr das im Club live um?

Eva: Beim letzten Album “Sweet Nothings” hat Niklas die Tour alleine bestritten. Ich wollte und will auch heute nicht auf der Bühne stehen und das Publikum besteht nur aus neugierigen Menschen, die schauen wollen, wie sich die Padberg im Club so benimmt. Da kommt keine Stimmung auf, weil alle nur dastehen und abwarten, dass etwas passiert.

Niklas: Während des Produktionsprozesses machen wir uns keine Gedanken um die Form der Präsentation. Das kommt erst, wenn das Album fertig ist und die ersten Termine für die Tour feststehen. Dann überlegen wir uns, wie wir die Stücke vorstellen möchten und können.

Eva: Der Live-Act steht nie von Anfang an fest. Er wächst mit jedem Auftritt. Da gehört immer auch ein wenig Improvisation dazu, aber Niklas kann das gut.

Mehr zu Dapayk & Padberg:

Facebook: Dapayk
Soundcloud: Dapayk
Webseite: Dapayk

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