2004 hat die New York Times Adas Debütalbum “Blondie” unter die zehn besten Popalben des Jahres gewählt. Am Samstag tritt die in Hamburg lebende Musikerin im Freiburger Club Schmitz Katze auf. Im Interview spricht sie über ihre Vorlieben für Melodien, was sie als Jugendliche gerne gelernt hätte und was sie DJ Koze auf sein Album malen würde.
Ada, aktuell spielst du mehrere Konzerte zusammen mit der Band Von Spar. Wie kommt diese Beziehung zustande?
Wir kannten uns schon durch das Projekt “Cologne Tape”, bei dem auch Philipp Jantzen, der Schlagzeuger von Von Spar, mitspielt. Auf dem Album wirken verschiedene Gastsänger und Gastsängerinnen mit. Ich bin eine davon, und so hat es sich ergeben, dass ich die Band jetzt für einige Auftritte begleite.
Wie leicht fällt dir die Umstellung, mit anderen Musikern zusammen zu spielen?
Stücke zu singen, die ich nicht selbst geschrieben habe, war zunächst schon eine Herausforderung. Andererseits finde ich es sehr angenehm, mal nicht in den kreativen Prozess eingebunden zu sein, sondern an den Feinheiten zu feilen und mit der Band zu proben. Nicht alles zu zerreden, sondern einfach zu spielen.
Für die italienische Ausgabe der Vogue hast du kürzlich auch deine liebsten Filmmusik-Titel zusammen gestellt. Bereitest du Schritt für Schritt deinen Rückzug aus der Clubmusikwelt vor?
Ich habe mich selbst nie als “Club-Dj” wahrgenommen. Das ist ein Teil meiner Arbeit, aber ich könnte mich nicht auf Clubmusik festlegen. Ich glaube das muss ich auch nicht. Für Vogue fand ich das Thema Filmmusik passend und für das Groove Magazin den Clubsound. In der Panorama Bar spiele ich wiederum keine Ennio Morricone-Filmmusik aus den 60er Jahren. Das würde sich da verlieren, weil es einfach nicht die passende Umgebung ist.
Du bist seit rund 15 Jahren als Produzentin und Musikerin aktiv. Was hat dich in dieser Zeit bei Laune gehalten?
Das Experimentieren. Sich frei zu machen von Erwartungen war sehr wichtig für mich. Nicht darüber nachzudenken, ob ein Stück im Club funktioniert. Viele von meinen Songs und Remixes würde ich nicht unbedingt in ein Club-Set einbauen. Dass ich gerade im letzten Jahr vermehrt Remix-Anfragen von Musikern bekommen habe, deren Musik sich eher im Pop als im Techno bewegt, bestätigt mich in meiner Haltung. Das heißt aber nicht, dass ich in Zukunft keine Clubmusik mehr produzieren werde.
2004 hat die New York Times dein Debütalbum „Blondie“ unter die zehn besten Popalben des Jahres gewählt. Welche Türen haben sich dir dadurch geöffnet?
Der Erfolg von Blondie war für mich sehr überraschend. Das Album ist auf Areal Records erschienen, ein kleines und damals noch junges Label. Es gab also keine große Promotion, keine Musikvideos zum Beispiel. Ich glaube, wir hatten damals noch nicht einmal eine Website. Es hat einfach ohne all das funktioniert. Das ist für mich heute noch kaum zu glauben, wie sich das verselbständigt hat. Plötzlich fand ich mich in einem Club in New York wieder, wo die Leute meine Songs mitsangen.
Bis zu diesem Zeitpunkt kannte man dich als Elektronikmusikerin. Auf einmal kam die Kategorie „Pop“ dazu. Wie bist du mit dieser Einordnung umgegangen? Als Techno-Produzentin möchte man doch eigentlich nichts mit „Pop“ zu tun haben…
Für mich waren Festlegungen auf Genres immer schwierig. Natürlich ist es notwendig, solche Begriffe zu verwenden, um Musik zu beschreiben. Ich würde meine Musik aber weder als klassischen Techno noch als Pop bezeichnen. Ebensowenig erhebe ich den Anspruch, meine Musik in keine Schublade stecken lassen zu wollen. Das sollen die Hörer entscheiden.
Was ist das Beste, das je über dich geschrieben wurde?
Ich stelle es mir wahnsinnig schwierig vor, über Musik zu schreiben. Wenn jemand über meine Musik schreibt, sie sei langweilig, dann hört diese Person sie eben anders als ich. Daran kann ich nichts ändern und mich deswegen auch nicht darüber aufregen. Ich finde es eher interessant.
Mit den Jahren ist dein Sound wärmer und melodischer geworden. Woher kommt deine Vorliebe für Melodien?
Ich habe viele Instrumente ausprobiert, ehe ich beim Gesang und beim Klavier gelandet bin. Bei meinen ersten eigenen Produktionen habe ich meist zuerst Harmonien eingespielt oder gesungen und dann Beats dazu programmiert. Mittlerweile gehe ich es auch oft anders herum an, aber Gitarre und Klavier sind einfach die Instrumente zu denen ich zuerst greife. Dann erst suche ich mir die passenden sounds/samples dazu.
Welches deiner Stücke würdest du heute nicht mehr produzieren – und warum?
Meine frühen Stücke könnte ich zum Teil nicht mehr reproduzieren, weil ich damals ganz anders gearbeitet habe. Das heißt aber nicht, dass ich sie nicht mehr mag. Natürlich verspüre ich den Drang immer wieder neues zu erschaffen, aber nicht besseres als altes.
Drums, Synthesizer, Gitarre: Auf deinem Album „Meine Zarten Pfoten“ spielst du alle Instrumente selbst ein. Welches Instrument hättest du als Jugendliche gerne spielen gelernt?
Meine Klavierausbildung hätte ich vertiefen können, doch wenn ich mich zu früh auf ein Instrument festgelegt hätte, würde ich heute vielleicht keine oder andere Musik machen.
Das Cover von „Meine Zarten Pfoten“ ziert ein Esel. Man vermutet, DJ Koze habe ihn gemalt. Wieviel Einfluss hattest du auf die Gestaltung des Covers?
Wenn ich das Cover selbst hätte gestalten müssen, wäre es sicher sehr unansehnlich geworden. Bei meiner ersten Platte habe ich das versucht, aber schnell entschieden, dass ich mich lieber auf die Musik konzentriere. Zum Glück habe ich gute Freunde, wie Dj Koze, die nicht nur tolle Musik machen sondern auch noch ausgezeichnete Maler sind.
Was würdest du DJ Koze auf sein Album malen?
Ich würde lieber etwas schreiben: Danke Kosi.
Freiburg | Ada (live), So Denn, Strangers Crew | Schmitz Katze | Sa, 13. Juni 2015, 23 Uhr
[Das Interview erscheint auch im Freiburger Onlinemagazin fudder.de]