Gerade noch war es Nacht gewesen und das kleine Landstück war eingetaucht in Dunkelheit. Einzige Lichtquelle waren die Sterne und eine dünne Mondsichel am Horizont. Doch nun taucht das morgendliche Dämmerglühen die Schwarzwald- und in der Ferne die Alpenlandschaft in zartrosa bis zartlila Pastellfarben. Durch die allmählich aufsteigende Sonne ändern sich die Farben der Landschaft. Der Horizont verfärbt sich zu einer rot-orangenen Glutwolke, die schon sehr bald in einem strahlenden Perlweiss aufgeht. Stimmungen wie diese, ein Sonnenaufgang auf dem Belchen, dem Kandel oder Hochblauen – Berggipfel im Südschwarzwald -, erlebe ich leider viel zu selten. Das wochenendlich nachtaktive Leben, die zeitliche Gebundenheit unter der Woche, gestatten dies nur ganz selten.
Wem es ähnlich ergeht, lege ich die neue 12″ auf Use Of Weapons, dem noch jungen Imprint der beiden Deep Space Orchestra-Jungs, ans Herz. Und darauf ganz besonders das Original von Cottam. Der Brite beschreibt atmosphärische Eindrücke wie diese in seinem Track “Sunrise Sunset” mit einer nicht minder atemberaubenden, zur Stille mahnenden musikalischen Formsprache. Das Drumpattern ist schlicht, man kann es durchaus auch als funktional bezeichnen. Denn Cottam hält sich streng an seine ästhetischen Grundregeln, die er mit seinen vier selbstbetitelten Platten, veröffentlicht auf seinem eigenen gleichnamigen Label, in den letzten zwei, drei Jahren aufgestellt hat. Entschleunigtes Tempo, Phrasierung zwischen House und Disco, gezielt eingesetzte Akzente wie Breakdown, Snare-/Clap-Stakkato, u.s.w. Diese bringt er mit warmen, zwischen Samt und Seide sanften, an Mächtigkeit beständig zunehmenden Synth-Pads und einer verführerisch swingenden acid-line zusammen und formt daraus eine klangliche und rhythmische Einheit. Und ehe man sich versieht, steht die Sonne über’m Horizont.
“Sunrise Sunset” erfährt zudem zwei Neuabmischungen. Zum einen sind es Si Murray und Chris Barker – Deep Space Orchestra -, die Hand an das Original legen. Mit einem untrügerischen Gefühl für den Rhythmus und die Struktur des Originals richten sie ihren Fokus unmittelbar auf den Club und die Tanzfläche. Ihre Version zeigt sich frei von einer Klanglandschaft aus melancholisch traumverhangenen Synth-Pads. Tief rollt hier der Bass über das Fundament aus Kickdrums, denen die beiden Jungs ordentlich Bauch verpasst haben. Synth-Stabs, Strings, die acid-line ein wenig herausheben, und auf geht’s, ab geht’s! Hunee schliesslich gelingt es in seiner Version, die mystisch entrückte Ära der Paradise Garage und des Warehouse zu vereinen. Raum- und Zeitgefühl lösen sich auf und für einen kurzen Augenblick erfahren wir, wie es einmal war – oder wie es einmal sein wird. Das weiss heutzutage niemand mehr so genau. Deswegen Platte auflegen, Tracks abspielen und durch das weit geöffnete Sehnsuchts-Fenster blicken.
Cottam – Sunrise Sunset ep – Use of Weapons by Deep Space Orchestra
English (short) version: “Sunrise Sunset” by Cottam with Deep Space Orchestra and Hunee on remixing duties is an EP that floods a special golden warmth and richness in sound poetic textures into the dark basement club. Silky, seductive and sensual stuff with erotic as a source of power.
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Breaking Through: Cottam – Interview / Portrait @ Resident Advisor
Cottam – Mix for Random Circuits
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Use Of Weapons @ Resident Advisor