Classic Flowers – Whichflower

Die Verbindung des Namens “Gaiser” mit elektronischer (Club-)Musik lässt mich regelmässig in eine Art Kältestarre verfallen, hat er seinen grössten Bekanntheitsgrad doch in Zusammenhang mit Richie Hawtins M_nus-Label erlangt, unter dessen Federführung der diesen Namen tragende Produzent gewachsen und gefeiert wurde. Irgendwie hab’ ich das M_nus-Ding noch nie wirklich verstanden, schon gar nicht, wer zu welchem Zeitpunkt Liebling und Ziehson des tonangebenden Plastikmännchens war. Einmal war’s Marc Houle, dann eben jener (Jon Gaiser) und in diesem Jahr, so scheint es, ist’s der Argentinier Barem, der angeblich so “erfrischend anders” produziere. Wer wird es wohl im nächsten Jahr sein? Ich setze einmal auf Fabrizio Maurizi.

Wer nun den Vorwurf gegen mich erhebt, dass ich bis jetzt noch nichts auch nur im Ansatz Vergleichbares zu Stande gebracht habe, darf dies gerne tun. Doch führe ich keinen Kleingeist-Feldzug gegen die Künstler in personam, es geht vielmehr um Geschmacksfragen. Und in diesen bin ich durchaus sehr streitbar.

Eine streitbare Grundhaltung verbietet sich nach meinem persönlichen Dafürhalten jedoch bei einem anderen Produzenten und DJ, der ebenfalls auf den Nachnamen Gaiser hört. Und zwar bei dem in Berlin beheimateten Sebastian Gaiser. Er tritt auf der soeben auf seinem eigenen (gemeinsam mit Danilo Plessow a.k.a. Motor City Drum Ensemble betriebenen) Label “Four Roses” veröffentlichten 12″ namens “Whichflower” unter seinem noch recht unverbrauchten Künstlernamen Classic Flowers in Erscheinung. Hier zeigt er sehr schön, dass eine minimale Herangehensweise an Beat- und Rhythmusstrukturen sowie Klangeffekte keineswegs fad, langweilig und kalt sein muss. Zwar bewegt er sich auf “Whichflower” und “Aclaime” in leicht erkennbaren, sehr prägnanten Rhythmuspattern, auch ist das Klangbild durchaus sehr klar und transparent, doch kommen die beiden Tracks zu keiner Zeit elektronisch steril rüber. “Whichflower” steht dabei in der Tradition klassischer House-Nummern, nicht zuletzt auch aufgrund der tiefen, dunklen, rauhen Männerstimme im Hintergrund, die wiederholt und mantraartig die Worte “The Flower” murmelt, um im Breakdown die Frage “Which flower would you be?” aufzuwerfen. “Aclaime” erinnert mich von der kompositorischen Herangehensweise an die elektronische (Club-)Musik ein wenig an Jan Jelinek und seine Arbeiten unter dem Pseudonym “Farben“. Clicks, Cuts, Glitches, Knistern, Klackern, Knacken, Rauschen, instrumentale Einsprengsel, intensives Bass-Fundament – alles vorhanden. Und obendrein noch eine Prise Funk – so nahe können abgedunkelter Klangversuchsraum und Tanzfläche beieinander liegen.

Mehr im Web:

http://www.myspace.com/classicflowers
http://www.myspace.com/mujaba
http://www.icasol.com/
http://www.myspace.com/fourrosesrecordings

P.S. Unter http://www.zshare.net/audio/54507294fda5793d/ gibt’s einen Promo Mix von Sebastian Gaiser als Mujaba (Mujaba presents Classic Flowers Promo Mix Spring 2009), und unter http://www.mediafire.com/?t5zz3zjdimm kann die Classic Flowers Dachshund Session Vol. 1 heruntergeladen werden. Viel Spass damit!

1 Kommentar zu „Classic Flowers – Whichflower“

  1. Hello, I love Classic Flowers! And the artwork on their discs is beautiful. I’d really like to know more about the Berlin scene, is there any chance you could mail me? Sorry I don’t speak German very well 🙁

    Danke,

    Henrietta
    research [at] globalsoundtracks [dot] com

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