Ja, ich weiss, dass ich mit diesem Blogeintrag gerade eine Million Pferde Eulen nach Athen trage. Denn die Nachricht, dass der Schweizer DJ und Produzent Agnès sein Cavaliersgewand angelegt und eine Langspielplatte auf Drumpoet Community veröffentlicht hat, dürfte inzwischen so weit verbreitet sein, dass…sie durchaus als Allgemeinwissen verschlagwortet werden kann.
Spätestens mit diesem Album, “A Million Horses“, ist seine Zugehörigkeit zum Schweizer und internationalen (Deep) House-Adel unwiderruflich geworden. Erarbeitet hat er sich diese vornehmlich in den vergangenen drei, vier Jahren. Das Schaffenswerk, das in diesem Zeitraum entstanden ist, kann und darf denn auch als einzigartige und nahezu perfekte Zusammenführung der besten Eigenschaften von Agnès’ zahlreichen Künstlerpersönlichkeiten angesehen werden.
Die subaquatische Tiefe, in die kaum ein Echolot vorzudringen vermag, die Experimentierfreudigkeit und der tüftlerische Umgang mit Sound als solchem, das Spielen mit Frequenzen, die zerstäuben wie Meeresgischt oder fein rieseln wie Sand, liefert Modeste. Agnès trägt reduzierten, spröden Funk auf wohingegen Ray Valioso und Cavalier für House-Skizzen verantwortlich zeichnen, die auch den gehobenen Klassikansprüchen mehr als gerecht werden. Wie auch immer.
Als Cavalier steht der Schweizer Produzent letzten Endes für das Edle und Gute der House Musik. An deren unverbrüchlichen Grundfesten, dem Groove und dem Soul, wurde seit jeher intensiv gerüttelt; wurden Drum Loops durch Überreduziertheit entkernt und ihrer Seele beraubt; verkamen Harmonien und Melodiefragmente zu bedeutungslosen Anhängseln.
Genau hier tritt Agnès alias Cavalier als Restaurator, als Bewahrer des Erbes auf und führt die Lehrmeinungen der traditionsreichen (House-)Schulen fort. Doch bleibt er – und das unterscheidet seinen Sound auf “A Million Horses” von manch einer artifiziellen Nachahmung der Klassik – nicht auf überkommenen Positionen stehen. Er beharrt nicht auf einem “damals”. Gerade mit den fragmentarischen, skizzenartigen Tracks, die sich durch das Album hindurch ziehen, die es einerseits auflockern, andererseits zusammenhalten, mit seinem präzisen Sounddesign, den Klang- und Effektspielereien in mikroskopischer Grösse, bewegt er sich gegenläufig zur herrschenden Schwimmrichtung. Und damit bereitet er das Erbe, das wir oft nur – da heilig – mit tastender Vorsicht berühren, für die heutige Zeit auf und bewirkt, dass mein Interesse an Bass, Rhythmus und Soul erhalten bleibt.
English (short) version: Swiss DJ and producer Agnès recently released his first longplayer under his Cavalier alias. On “A Million Horses”, he combines the very best characteristics and qualities of his multiple distinct musical identities. The perfectly reduced and crisp funk grooves (Agnès), the subaquatic depth and a passion for sparse and detailed soundscapes (Modeste) and an effervescent love and abiding devotion to the heir of classical house music (Ray Valioso, Cavalier).
Mehr im Web:
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Agnès @ MySpace
Agnès @ Soundcloud
Agnès – Interview & Podcast @ Little White Earbuds
Drumpoet Community @ Facebook
Drumpoet Community @ Soundcloud
Agnès – LWE Podcast – 29-03-2010 by R_co