Âme / Frank Wiedemann |
Ich bin zugegebenermassen noch ganz erregt und hingerissen vom vergangenen Montagabend. Johannes Albert war in Freiburg und hat bei tageins im Waldsee aufgelegt. Nach seinem Debüt im Oktober 2010 war es bereits das vierte Mal, dass der in Berlin lebende Produzent und Disc Jockey bei dieser Veranstaltung aufgelegt hat.
Johannes Albert, der in diesem Jahr sein Album “Hotel Novalis” veröffentlicht hat, hat mit seinem Set eine Gefühlskraft entfaltet, die mich 36 Stunden später immer noch trägt und beschwingt. In seinem Set kamen Soul- und Boogie-7″ mit Disco Dubs und Garage House der Neunziger Jahre (unter anderem Adevas “Independent Woman” zusammen, trafen atmosphärisch flächige Synth-Tracks wie “Untouchable” von Christoffer Berg / Mountain Range auf chordschwere Stampfer Bristolscher und, ja, Kölner Herkunft zusammen. Zum Abschluss noch ein wenig CeCe Peniston, da hätte ich beinahe geweint.
Zum Weinen, wenn auch aus einer anderen Motivation heraus, ist auch der kometenhafte Aufstieg von Produzenten wie Wankelmut. Er spielt am Freitag in Freiburg und wird unter Tech House-Freunden so hoch gehandelt wie ein Quincy Jones. Je nachdem, auf welchen Webseiten man sich aufhält, fallen Worte wie Ausnahmeproduzent. Sein Schaffenswerk ist jedoch sehr überschaubar. Zwei EPs, ein Remix, dieser aber zündete.
Wankelmut packte ein paar Beats, wahrscheinlich aus dem Preset-Baukasten, unter das Lied “Reckoning Song”, das dem israelischen Musiker und Songwriter in der Indie-Szene so um 2008, 2009 herum viel Beifall einbrachte. Das Video zu Wankelmuts Remix “One Day” wurde bis heute auf YouTube über 112 Millionen Mal angeschaut. Auch Major-Label wie Universal und Sony wurden bei dem Berliner vorstellig.
Das Rezept dazu ist denkbar einfach, erstaunt, vielmehr noch entsetzt mich jedoch immer wieder aufs Neue: Man nehme einen bereits bekannten Folk- oder Popsong, unterlege ihn mit einem monoton stampfenden Basslauf und pluckernden Beats und veröffentliche das Ergebnis auf Plattformen wie Youtube oder Soundcloud. Dass Aufgekochtes am besten schmeckt, weiss vor allem eine digital vernetzte Gesellschaft. Sie erledigte bei Wankelmut den Rest, teilte und verbreitete das Werk fleissig über ihre Kanäle.
Was Ausgehtermine für das kommende Wochenende betrifft, können die Basler am Freitag und Samstag auf zwei Hochzeiten tanzen. Die Freiburger haben’s ein wenig ruhiger, doch in der folgenden Woche stehen unter anderem die LA Rokoko-Jungs im White Rabbit bereit. Und tageins wartet ebenso mit einigen Highlights auf.
I Leon Vynehall, Lady Bar, Basel, Freitag, 8. November 2013.
II Sigha, Nordstern, Basel, Freitag, 8. November 2013.
III Apollonia, Nordstern, Basel, Samstag, 9. November 2013.
IV Âme (live), Hinterhof, Basel, Samstag, 9. November 2013.
V Mayer Hawthorne, Jazzhaus, Freiburg, Sonntag, 10. November 2013.