Bässe drücken sanft. Drums pulsieren mal hypnotisch, dann wieder hochexplosiv. Akkorde einer Fender Rhodes schwellen an, schwellen ab. Synthesizer türmen sich zu Blöcken auf, kippen, fallen, türmen sich wieder auf. Die Pause dazwischen, der Drop, lässt Raum für Sprach- und Gesangsfragmente.
Tom Waist und Zip Stolk, das sind Homework, beherrschen als Disc Jockeys das Spiel mit Stimmungen und Effekten. In ihren Sets führen klassischer US-House der Neunziger Jahre und Tonmaterial aus britischen Jugendzimmerstudios, Tech House von Rampa und Konsorten sowie editierte Disco-Stücke der Siebziger und Achtziger Jahre eine friedliche Koexistenz. Waist und Stolk kümmern sich nicht um Genregrenzen. Über Realnessdiskurse lachen sie. Ihre DJ-Sets sind unverkrampft, wild und manchmal, je nach Party, auch ein bisschen zügellos.
Das mag nicht zuletzt auf ihre Herkunft, auf ihre musikalische Sozialisierung zurückzuführen sein. Beide kommen aus der niederländischen Stadt Amsterdam. Sie wachsen wohlbehütet zwischen Grachten und Coffeeshops, zwischen Hochkultur in weltberühmten Museen und schwullesbischer Subkultur auf. Schon in jungen Jahren tauchen sie in das Amsterdamer Nachtleben ein, das durch Clubs wie Trouw, Studio 80 oder Paradiso, durch Veranstaltungsagenturen und Partylabel wie Black Box, Dekmantel oder Wknd bis heute das Werden und Wachsen der elektronischen Clubmusik mitbestimmt.
Irgendwann möchten Waist und Stolk auch zu den Machern gehören. Sie legen Platten auf Partys von Freunden auf. Es folgen erste Bookings in Cafés und Bars, später auch in Clubs. Sie gründen eigene Partylabel, zum Beispiel Hommeless und Poptrash. 2007 schließen sie sich mit Freunden zu TAF KAF (“The Avond Formerly Known As Fightclub”) zusammen und bekommen eine Residency in der inzwischen geschlossenen Flex Bar.
Nebenher basteln sie an ihrer eigenen Musik. Anfangs waren ihre Stücke noch stark von Wildstyle- und Fidget-Einflüssen geprägt. Ihre Bässe knarzten, die Beats schepperten und die Acid-Synthesizer zwitscherten stürmisch. Das klang schräg und stürmisch, erinnerte bisweilen an ein Frettchen, das gerade seine Geschlechtsreife erlangt hatte.
Mit der Zeit werden die Produktionen der Homework-Boys emotional ausgereifter, erwachsener. Bald klopfen erste Label an und fragen Stücke an. Das Bekannteste: Exploited, das der Berliner Jan Simon Spielberger alias Shir Kan führt. Dort finden sie ihre musikalische Heimat. 2010 folgt mit “Fissa Tune” ihr erstes Release. Bekannt auch außerhalb von Nerdkreisen werden sie mit der EP “Hudson Square”. Darauf samplen sie sich durch die Disco-Geschichte, wild und unverkrampft. Denn trotz aller gebotenen Ernsthaftigkeit sind für Waist und Stolk das Wichtigste beim Produzieren wie beim Auflegen: Spaß und ein gutes Gefühl haben.
Wenn Tom Waist und Zip Stolk am Freitag, 4. Oktober 2013, im Freiburger Club Schmitz Katze auflegen, bekommen sie Unterstützung von – unter anderem – Pathetic Waste of Talent aus Heidelberg, Canvas und Subjkts.
Homework – Live at Toffler, Rotterdam
[Dieser Beitrag wird auch auf dem Freiburger Online-Magazin fudder.de erscheinen]