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Am vergangenen Wochenende fand in Freiburg der Presseball statt, eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse der Stadt. Bis 2012 legte Rainer Trüby regelmässig nach Big Band- und Akrobatik-Einlagen Platten auf. Zum zweiten Mal in Folge waren es BZ- Redakteurinnen und -Redakteure, die ihre “Best off”-Auswahl vorstellten.
Ob Rainer Trüby, Redakteure oder irgendwer: welche Musik spielt man für ein Publikum ab 45 aufwärts, das ganz unterschiedliche Hintergrunde und wohl auch musikalische Prägungen mitbringt? Zieht man sich dafür Crowdpleaser, also die Top Drei aus den Musikcharts der Sechziger, Siebziger, Achtziger und Neunziger Jahre auf den USB-Stick? Dürfte man etwas vom ersten Daft Punk-Album, Rufus & Chaka Khan oder den Temptations spielen? Donna Summers “I Feel Love”?
Ich würde gerne wissen, mit welcher Untergrund- und Szenekultur die Gäste sympathisiert haben, welche Clubs und Diskotheken sie besucht haben, zu welcher Musik sie getanzt haben. War es die Musik und Untergrundkultur, wie sie im Umfeld des Ratinger Hofs in Düsseldorf oder des SO36 in Berlin statfand? Haben sie sich mit der Bohème und Kunstszene im Schwabing der Siebziger Jahre identifiziert? Sind sie in diese Städte gefahren, um “ihre” Bands zu erleben? Ton Steine Scherben oder Penny McLean – entschieden sie anhand dieser Kategorien, wer zu ihren Freunden gehörte und wer nicht?
Ich frage mich allerdings auch: wie werde ich ihn zehn, fünfzehn Jahren feiern? Wie werde ich dann die Musik leben, die mich heute so beeindruckt? Wann immer ich Musikfestivals besucht habe, habe ich mich gefreut, Besucher fortgeschritteneren Alters zu sehen. Sie sahen so glücklich aus. Sie strahlten Freude und Zufriedenheit aus. Sie lebten ihre Leidenschaft. Das berührt.
I Untitled mit Michael Ellis, Artik, Freiburg, Freitag, 18. Oktober 2013. Einmal im Monat spielen die von Freiburg leider ungehörten Bassmusik-Propheten Subjkts im Jugend- und Kulturzentrum Artik, meist mit den zwei Canvas-Jungs, mal mit Simonis, mal mit Borrowed Identity. Zwischen Disco, House, Dubstep, Techno und Trap darf dort alles passieren. Am Freitag wird’s soulful, denn der Freiburger Michael Ellis darf ein paar Platten drehen.
II Inkswel, Lady Bar, Basel, Freitag, 18. Oktober 2013. Platten auf Boogie Bash, Dopeness Galore und zuletzt Faces Records (“Australaborialis”) hat der Produzent und Disc Jockey Inkswel veröffentlicht. Am Freitag kommt der Australier in die Lady Bar nach Basel. Für Freunde rohe Drum-Pattern und schmalziger Instrumentals, für Liebhaber des Rumpel-Boogie und Stolper-Soul.
III Rahaan, Jazzkeller, Tübingen, Freitag, 18. Oktober 2013. Rumpel-Boogie, Stolper-Soul, rohe Drum-Pattern, schmalzige Instrumentals, obskure Reggae-B-Seiten, House, bevor man dieses Genre überhaupt als solches bezeichnen konnte, spielt Rahaan aus Chicago bei Bag Of Goodies im Tübinger Jazzkeller. Support kommt von den Bag Of Goodies-Disc Jockeys Emanuela De Luca und
Bobby Mhark.
IV Terranova und Denis Stockhausen, Schmitz Katze, Freiburg, Samstag, 19. Oktober 2013. Aus dem Kompakt-Universum kommen am Samstagabend die Disc Jockeys Fetisch, das ist Terranova, und Denis Stockhausen nach Freiburg und legen in Schmitz Katze auf. Fetisch hat seine Jugend im New York der Achtziger Jahre verbracht und ging dort in heute so legendären Clubs wie dem Roxy oder der Paradise Garage ein und aus. Geprägt von der vorwiegend schwarzamerikanischen, schwulen Clubkultur, fing er nach seiner Rückkehr nach Berlin an, eigene Musik zu schreiben. Zunächst Hip Hop- und Trip Hop-beeinflusste Sounds, zusammen mit Denis Kaun und Marco Meister, später Elektro und Techno mit Pop-Einschlag. Stockhausen dagegen ist ein Kind der Love Parade. Dort tanzt er zu den Sets von Westbam, Hell, Marusha und Miss Kittin und beschließt, selbst aufzulegen. Heute ist er Resident im Kölner Club Gewölbe. War also nicht die schlechteste Entscheidung, das mit dem Auflegen.
V L’Ososphère mit Daniel Avery, Sound Pellegrino Thermal Team, Busy P, Miss Kittin, Strassburg, Samstag, 19. Oktober 2013. Die Booker der Strassburger L’Ososphère-Nächte bewundere ich. Sie erstellen stets ein Line-up, das neben zugkräftigen Headlinern, in diesem Fall Busy P und Miss Kittin, auf neue Namen, in diesem Fall besonders Daniel Avery, setzt. Avery hat ja gerade sein Album “Drone Logic” veröffentlicht, das quer durch die Print- und Online-Magazine gelobt wird. Zu Recht. Ein vergleichbares Auf-der-Höhe-der-Zeit-sein würde auch Freiburger Bookern gut zu Gesicht stehen.