Vom 08. bis zum 12. Juli 2009 legte die Red Bull Music Academy einen Zwischenhalt in der Spreestadt B. ein. Wie immer im Handgepäck mit dabei jede Menge Workshop-Angebote, Podiumsdiskussionen und Parties, denn letztendlich geht es ja doch immer nur um eines: feiern.
Dies konnte man – und um es gleich vorweg zu nehmen: ich war zu dieser Zeit leider nicht vor Ort – in mehreren dafür besonders geeigneten und nachterprobten Räumlichkeiten. Unter anderem auch in einem kleinen, familiären, vielbesuchten Club an der Spree, der sich über die Jahre zu einem Hauptanziehungspunkt zahlreicher Spanier entwickelt hat, die in die Spreestadt B. fliegen, nur um einmal in diesem – und selbstverständlich auch in einem anderen, noch viel grösseren – Club zu feiern. Längst habt ihr es erraten. Es ist der Club, der seit 2008 regelmässig eine hauseigene, von ausgesuchten DJs eingespielte und abgemischte Mix-Compilation herausgibt, deren Cover jeweils ein tropisch-bunt gefiederter Vogel ziert.
Eröffnet haben dort den Feierreigen die – inzwischen getrennte Wege gehenden – Wighnomy Brothers, Dixon, Quarion und Theo Parrish. Mich beschleicht ein leichter Zweifel dahingehend, dass dieser, Theo Parrish, auch in diesem Frühjahr irgendeinen Club der Spreestadt B. beehrt und ein fulminantes Set abgefeuert hat. Wenn nicht, wird er sicher im August (vielleicht auch schon Ende Juli oder erst Anfang September) dort ein paar Platten drehen.
Doch davor, am Freitag, den 06. August 2010, wird Theo Parrish im Innehof des Kunstmuseums Basel an den Decks stehen. Anlass ist das – unter anderem – von livingroom.fm gehostete Stadtmusik Festival. Es beginnt tags zuvor, am Donnerstag, den 05. August 2010. Ich werde darauf in einem gesonderten Beitrag noch eingehen.
Nicht den Gast aus Detroit, Theo Parrish, und auch nicht die musikalische Gastgeberin, Sassy J betreffend, habe ich sehr grosse Bedenken. Die beiden, Theo Parrish sowieso, doch auch die Bernerin Sassy J, sind zwei DJs, denen ich in nahezu blindem Vertrauen die Plattenteller überlasse. Es ist die Befürchtung, dass der Ort der Austragung, der Innenhof des Kunstmuseums nicht der geeignete Rahmen, dass das damit vornehmlich angesprochene und angezogene Publikum nicht sehr viel mit Theo Parrish, mit House und Disco anfangen kann. Ich hoffe nicht, dass sich an jenem Abend ein vornehmlich arty Publikum, also der Pseudokunst- und intellektuellenszene zuzuordnendes Publikum sich einfinden wird, für die Disco bei “Saturday Night Fever” beginnt und auch gleich wieder aufhört und für die Detroit eine völlig heruntergekommene, nicht einmal mehr gentrifizierungswürdige Stadt ist. Vor einem zu hohen Weisshemdenanteil und Brillen in Tom Ford-Optik habe ich schon jetzt Angst.
Anyway. Ich hoffe sehr, dass die (Haupt-)Veranstalter Theo Parrish und seine Musik entsprechend zu präsentieren wissen!
Als Warm Up und zur Steigerung der Vorfreude eignet sich jedoch das Set des Detroiter Ausnahme-DJs und Produzenten aus dem Watergate bestens. Zu finden ist dies auf der Seite des Red Bull Music Academy Radioy. Viel Spass damit!
English (short) version: in anticipation of Theo Parrishs appearance at this year’s “Stadtmusik Festival” in Basel / Switzerland, where he will play a set in the inner courtyard of the Kunstmuseum Basel, feel free to warm up with the four part “Live At Watergate” recording. And my – sleepy – sermon above was about super arty people – they hopefully won’t be part of that night – and a larger German city, where Theo Parrish regularly graces the decks.
mir macht es immer besonders Spass Theo zuzugucken, wenn er merkt, dass das publikum mit seiner Musik nichts zu tun hat. Dann gibt es meist die extra obskuren und Maschinengewehr artigen drums und tracks !
so oder so wird es mit sicherheit unterhaltend ..
habe theo parrish bisher nur zwei mal, und dann in bestform erlebt. aber das publikum im waldsee/freiburg und robert johnson lässt sich -i.d.r.- von der musik sehr schnell begeistern und mitreissen…
vll. gibt’s ja einen kleinen bericht von diesem abend an dieser oder anderer stelle…bin jedenfalls schon sehr gespannt auf dieses stadtmusik festival…
1. lass doch veranstaltungen erst einmal stattfinden, bevor du hier schon die grosse kritik schmeisst.
2. gibt es durchaus leute die tom-ford-brillen und theo parrish mögen, und sich auch für beides interessieren
@ standard & grooves: wo bitteschön “schmeisse” ich eine kritik?
zumal es eigentlich klar erkennbar sein sollte, dass es sich vorliegend um eine sowohl sprachlich als auch inhaltlich überspitzte formulierung handelt.
dass sich das tragen jedweder markierter kleidung und die gleichzeitige verehrung eines theo parrish nicht ausschliessen, versteht sich von selbst, doch darum ging und geht es in diesem eintrag in keiner weise.
es ist lediglich die artyness manch eines publikums, die mir persönlich aufstösst, wie ich sie, für mode, trends und subtrends durchaus aufgeschlossen, auf veranstaltungen schon sehr oft erlebt habe, die in einem “besonderen rahmen” stattfanden. das konnte man beispielsweise im vergangenen jahr sehr gut an der “paradise at church” in basel feststellen – wer zu maurice fulton oder henrik schwarz einfach nur die augen schliessen und sich von der musik treiben lassen wollte, die musik gewissermassen auch körperlich erfahren wollte, konnte sicher sein, sich damit vom gros der anwesenden leute auszugrenzen. und genau dies, die ausgrenzung, ist nicht, was im club stattfinden sollte.
ein club in dem sinne, wie ich das club thang verstehe, sollte und soll gerade jedwede (gesellschaftliche) schranke aufheben und auch persönliche grenzen auflösen. denn diese bestehen bereits – teilweise berechtigt / teilweise unberechtigt – im alltag. aber das ist in zeiten von vip-areas auch auf ein-tages-veranstaltungen wahrscheinlich zu viel verlangt. nenn mich deswegen meinetwegen (tag-)träumer oder nostalgiker.
abschliessend noch einmal, damit du siehst, dass ich mich sehr wohl auf diese veranstaltung freue (und sie auch “stattfinden lassen” möchte), den letzten absatz meines blogeintrags:
“Als Warm Up und zur Steigerung der Vorfreude eignet sich jedoch das Set des Detroiter Ausnahme-DJs und Produzenten aus dem Watergate bestens”
du siehst: “Steigerung der Vorfreude”.
in diesem sinne love, peace & respect. und übrigens: schönes blog, das du schreibst!
die überspitzung war in diesem fall wohl für mich nicht so klar ersichtlich. Dass du aber grundsätzlich nicht differenzieren kannst, wollte ich dir sicherlich nicht unterstellen und würde dies aufgrund deiner blogeinträge und deiner musikalischen vorlieben auch niemals denken (womit ich also auch dein kompliment zurückgeben möchte).
was das club thing anbelangt, bin ich zwar grundsätzlich mit dir einverstanden, betrachte jedoch auch deine einschätzung des “übrigen” publikums als eine art ausgrenzung. das club thing hat für mich immer darin bestanden, dass eben alle möglichen leute aus allen möglichen gründen gemeinsam feiern. Die einen interessieren sich dabei für die bass drum, die anderen für die mädchen und wieder andere für das bier. das ist ein club. alles andere ist tatsächlich nostalgie oder gar illusion. ich bin überzeugt, dass auch die hälfte der leute an jedem larry levan gig wegen der typen oder der drogen da waren und nicht wegen der musik…to be continued @ kunstmuseum, i think
ellen allien hat vor x jahren in einem interview (slices?) folgendes zum ausdruck gebracht:
“tanzen, musik hören, wodka trinken, knutschen, rumspinnen – darum geht es doch.”
war schon immer so, ist derzeit noch so, und was die zukunft bringen wird, who knows?!