OB Ignitt – dieser Name tauchte vor einem Jahr plötzlich auf und warf jede Menge fragen auf. OB Ignitt erschien zunächst als Produzent auf FXHE Records (“Oh Jabba“), dann an der Seite des Detroiters Omar-S, ebenfalls auf FXHE Records (“Wayne County Hill Cops Part 2“).
Weder Jordan Rothlein, Chefinvestigativer des Online-Magazins Resident Advisor, noch Terry Matthew vom Chicagoer House-Magazin 5chicago konnten in ihren Rezensionen (Resident Advisor, 5chicago) den Mantel des Geheimnisses, der sich um die Künstlerpersönlichkeit OB Ignitt legte, auch nur ein paar Zentimeter anheben.
Konnten sie es nicht – oder vielleicht wollten sie es nicht. Denn so unsicher sich die Chefrezensenten gegenwärtiger House Musik waren, so sicher waren sie in ihrer Annahme, dass OB Ignitt ein Anagramm sein müsse. Dessen Bedeutung sei “Big Tit No”, meinte zum Beispiel Brendan Arnott auf Juno Plus. Terry Matthew strapazierte den Anagramm-Generator noch ein wenig mehr und kam in seiner Rezension für 5chicago zu dem Ergebnis, OB Ignitt stünde für “Bingo Tit”.
Titten. Logisch. Was sonst. Detroit, House, maskuliner Sound, da liegt die Brustfixiertheit auf der Hand. Warum nicht gleich das Gerücht in Umlauf setzen, bei OB Ignitt handele es sich um Detroits allerletzten House-Pimp Moodymann?
Ob reale Person oder nicht: OB Ignitt produziert House in seiner schönsten und gleichzeitig Form. Auf der Platte “Mysterious”, die soeben auf FXHE Records erschienen ist, erkennen wir Beat Pattern mit der klassischen Detroiter Morphologie: schroff, karg, verwittert. Basslines knurren und brummen (“Mysterious”), gurgeln und grunzen (“Celestial Salacious”) oder stampfen ostinat und mit viel Funk angereichert nach vorne (“Chocolate City”).
In den Arrangements der Synthesizer zeigt sich OB Ignitt von seiner harmonieverliebten Seite. Mal hüllt er die Bassläufe und Drums in sanfte, neblig verschleierte Klänge, dann wieder setzt er kosmische Tonimpulse, die so klingen, als kämen sie aus dem Zentrum der Milchstraße. Dadurch öffnet er weite Räume, in denen der Geist zu schweben beginnt. Dennoch gestaltet er die Synthesizer so schlank aus, dass er zu keiner Zeit Gefahr läuft, in LoFi-Kitsch-Gefilde abzudriften. Hinzu kommen Piano-Instrumentals, Perkussion und Vocals (“Chocolate City”), die er auf sehr natürliche Weise mit den organisch gewachsenen House Grooves verbindet.
Das besonders Schöne an “Mysterious”: Man muss kein grosses Wissen mitbringen, um diese Musik geniessen zu können.
Mehr zu OB Ignitt:
Discogs – OB Ignitt
Webseite: FXHE Records