Weil wir’s mit “Lovin” von Barck & Prommer gerade von Slo Mo hatten, sei noch ganz kurz auf die neue Delusions Of Grandeur-12″ eingegangen. Produziert hat sie der immer noch in der Anonymität gebliebene Zepp001. Junodownload spricht zwar schon von einem Duo, aber lassen wir das Rätselraten und Suchen nach verlässlichen, diese Vermutung bekräftigenden Indikatoren. Ausreichend ist völlig, dass er / dass sie als “disco obsessive” beschrieben werden und irgendwo an der US-amerikanischen Westküste beheimatet sind. Orientierungspunkt ist dabei die Stadt Seattle, Zepp001 kann aber geradeso gut auch vom Umland, zwischen Vancouver Island und dem Mount Rainier Nationalpark, stammen.
Mit Seattle verbindet mich eine wunderschöne Sommeraffäre im Jahr ‘yx. Die junge Frau nannte eben diese Stadt als den wahrscheinlich nächst grösseren, bekannten Anhaltspunkt für mich, damit ich ahnungsloser Europäer ihre Herkunft auf der Weltkarte verorten konnte. Wahrscheinlicher jedoch war, dass sie mit ihren Eltern und Geschwistern aus einem kleinen Kaff nahe der kanadischen Grenze stammte und in einer Hippie-Künstler-Kommune lebte. Jung, unreif und noch sehr unerfahren, platzte mit einem “Seattle? Oh, cool, birthday of grunge” heraus, als sie mir Näheres über ihre Herkunft erzählen wollte. Nun fand sie selbst jedoch Gitarrenmusik wie diese, dystopisch-nihilistische Texte und den Alkohol- und Drogenexzess nicht wirklich toll. Sie war vielmehr auf der Bob Dylan’schen side of life angesiedelt, jedenfalls was die Musik betraf. Mein Tritt ins Fettnäpfchen war für sie wohl vergleichbar mit der Situation, in der ein aus Süddeutschland stammender USA-Besucher sich wiederfindet. Unweigerlich wird er – Klischee! – mit Oktoberfest, Porsche und Black Forest in Verbindung gebracht. So ist das halt. Beide Seiten haben ja nur ein begrenztes Ausschnittswissen.
Vermutlich weicht auch Zepp001 mit seiner Musik ein wenig von der Norm seines Umfelds ab, denn Disco erweist sich ja trotz einer in den letzten Jahren gestiegenen Beliebtheit nicht als gängigstes Genre. Umso tiefer greift er jedoch auf “The Warm” in den Malkasten satter Synthesizerklänge, in die er dichte Drumgrooves einbettet. Zudem zündet er ein Feuerwerk an Clap-, Snare- und Kuhglocken-Elementen, und flicht in diese Atmosphäre voller Energie in grosszügiger Weise Sprach- und Soundsamples ein. Reminiszenz an die 80er-Jahre, an ein unmittelbar im Zusammenhang mit der Disco-Kultur stehendes körperliches Lustempfinden, an Rausch und Ekstase.
Mit “Dearly Beloved” kann ich mich hingegen gar nicht anfreunden. Vielleicht lasse ich mich ein wenig von meiner Laune hinreissen, aber diese Trillerpfeife nervt. Genauso auch das nervöse “tribalistische” Getrommel, das der Produktion wohl einen Hauch von tropischer Exotik, brasilianischem Samba, und feuriger Lebensfreude verleihen soll. DJ Nature zeichnet für die Neuabmischung verantwortlich. Der ursprünglich aus Bristol stammende, seit langen Jahren jedoch in New York lebende DJ und Produzent erlebt derzeit einen intensiven Kreativfrühling, wie die dicht gestaffelten Releases auf Jazzy Sport, Golf Channel Music sowie die nicht gerade geringen Remix-Beiträge zeigen. Mir soll’s recht sein, denn gerade seine rohe Funk-Attitüde, mit der er “Dearly Beloved” ausstattet, steht dem Track gut zu Gesicht. Thumbs up for this!
English (short) version: Seattle based anonymous-non-anonymous artist Zepp001 is back on Delusion Of Grandeur where he debuted on the slow motion house / disco scene long time ago. He loves working with synthesizers and therefore he’s showcasing a rich arrangement of fluid synth textures and various sound effects – vocal snippets, cowbells, delay, dubs – on “The Warm”. “Dearly Beloved” is definitely not my favourite – i honestly can’t stand tracks with police- or samba-whistel sounds. DJ Nature transfers it into an unhurried rough funk atmosphere. Thumbs up for this!
Mehr im Web:
Zepp001 @ MySpace
DJ Milo / DJ Nature
Delusions Of Grandeur @ MySpace
DJ Nature @ Soulsearching Radio Show