Partys im – heute geschlossenen – Berliner Club WMF mit Mitja Prinz und Dixon an den Plattenspielern haben Reno Wurzbacher die Vielseitigkeit und Schönheit der elektronischen Clubmusik vor Augen geführt. Heute veröffentlicht der Berliner Disc Jockey und Produzent selbst betörend klangschöne und rhythmusstarke Stücke auf Colombage.
Colombage ist neben MD2 ein weiteres Sublabel von Fachwerk Records, das Mike Dehnert 2008 gegründet und mit eigenen Veröffentlichungen sowie EPs von Sascha Rydell und Roman Lindau zu einem Aushängeschild der Berliner Techno-Schule geformt hat. Anders als bei Fachwerk Records steht bei Colombage jedoch House im Mittelpunkt, der Musik, der sich auch Wurzbacher in all ihren Facetten verschrieben hat.
Er selbst sagt dazu in einem Interview mit dem englischsprachigen Blog Tea and Techno: “I see myself as an advocate of good old deep house.” Wer den Berliner bereits von seinem Stück “Julischkaa” her kennt, weiss: hier ist ein Produzent, der die Werte der House-Musik kenntnisreich, virtuos und souverän vertritt.
Wurzbachers Musik atmet Geschichte. Die Rhythmuspattern, die harmonischen Sequenzen und Chordfolgen weisen deutlich auf die Herkunft und Wurzeln der House-Musik hin. Doch genauso deutlich ist hörbar, dass es ihm nicht um das nostalgische Nachahmen legendärer Tracks, um das Bewahren dieser vergangenen Zeit geht.
Vielmehr erzählt er mit seinen Tracks seine eigene Geschichte; darüber, wie er zu House und wie House zu ihm gefunden hat; wie er eine Möglichkeit gefunden hat, diese Gefühle festzuhalten und zu vermitteln. Von Wurzbachers tiefem Groove geht eine unbeschreibliche Wärme aus, die den Körper durchflutet. Meditativ wirkende, dichte Flächen verstärken die Wärmewirkung und sorgen gleichzeitig für einen hypnotisch-entspannten Grundton.
So auch Sven Weisemann, der “The Love You Got” einer Überarbeitung unterzogen hat. Er verstärkt zwar den Bassakzent, lässt die Kickdrums rhythmisch intensiver, forscher Stampfen, öffnet aber zugleich kleine Dub-Kavernen. In deren Dunkelheit sich verlieren sich die kurzen Stimmfragmente – und mit ihnen der Geist der Hörer, der Tänzer. House für Endlosträumer.
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Soundcloud: Reno Wurzbacher
Tea and Techno: Reno Wurzbacher – Interview & Mix
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