Alexander Kastner aus Berlin und Adrian Hoffmann aus Düsseldorf sind Paskal & Urban Absolutes. Nach mehreren EPs auf Label wie Foul & Sunk, Quintessentials oder Farside haben sie Mitte November ihr Debütalbum “Lux” veröffentlicht. Es ist auf Sonarkollektiv erschienen. Paskal & Urban Absolutes spielen am Samstag bei Rainer Trübys Root Down im Waldsee ein Live-Set. Ich habe sie für das Freiburger Online-Magazin fudder.de gefragt, warum man in Zeiten freier Downloads noch ein Album auf Vinyl veröffentlicht und ob man als Künstler seine Kreativität auf den Punkt abrufen kann.
Alexander, Adrian, ihr habt dieser Tage euer Debütalbum als Doppelvinyl auf Sonarkollektiv veröffentlicht. Warum macht man so etwas in Zeiten freier Downloads überhaupt noch?
Adrian: Die Frage ist hart aber durchaus berechtigt. Wie viele andere Produzenten hätten wir unsere Musik sicher auch als Gratisdownload zur Verfügung stellen und über Plattformen wie Soundcloud und Blogs vertreiben können. Doch unsere Stücke sind hochwertig vertonte Aufnahmen. Da stecken viel Zeit und Leidenschaft drin. Das verschenkt man nicht einfach so.
Alexander: Vinyl ist und bleibt einfach ein großartiges Format für Musik. Als Produzenten hatten wir schon immer auch den künstlerischen Anspruch, dass unsere Musik in einem entsprechenden Format erscheint. Aber es stimmt schon, wer heute auf Vinyl veröffentlicht, nimmt erst einmal viel Geld in die Hand und hofft, dass das irgendwie wieder reinkommt.
Adrian: Ein Album verlangt ja außerdem einen ganz anderen Produktionsprozess. Man arbeitet ja nicht nur an zwei Tracks für eine Platte. Die einzelnen Stücke müssen auch insgesamt in Form gebracht werden. Man muss achtgeben, dass die Stücke im Arrangement zueinander passen, dass bereits der erste Song den Hörer fesselt und ihn dranbleiben lässt. Und so weiter. Da geht es auch um die Wertschätzung der Musik.
Alexander: Man bespricht sich zuvor auch mit dem Label.
Mit Sonarkollektiv habt ihr ja ein Traditionslabel im Rücken.
Alexander: Das stimmt. Wenn man sieht, wer dort schon alles veröffentlicht hat, macht es mich umso glücklicher, dass wir uns in diese Künstlerriege einreihen können. Gerade wenn man so ein Albumprojekt angeht, ist es wichtig, jemanden an seiner Seite zu haben, der nicht nur etwas von der Musik versteht, sondern Erfahrung in administrativen Angelegenheiten mitbringt. Der Name Sonarkollektiv hat uns schon auch Türen geöffnet…
Adrian: Beispielsweise zu einigen Gastmusikern, mit denen wir für das Album zusammengearbeitet haben. Paul Randolph oder Desney Bailey haben ja schon mit Jazzanova musiziert.
Wie war denn die Arbeit mit diesen Gastmusikern?
Adrian: Die gemeinsame Zeit im Studio und der künstlerische Austausch haben uns beide als Produzenten voran gebracht. Das war eine schöne Erfahrung. Mit den Jazzmusikern Kasar und Neve haben wir beispielsweise auch ein Livekonzept für die Album-Releaseparty erarbeitet.
Alexander: Das war das erste Mal, dass wir alle gemeinsam geprobt haben. Aber das lief entspannter, als ich es mir vorgestellt hatte. Die Musiker bringen ganz andere Erfahrungswerte mit als wir. Wir haben gemerkt, dass das Vollprofis sind. Es war aber auch von Anfang an unsere Idee, dass wir mit dem Album mehr in Richtung Songwriting gehen wollen.
Mit den Vocals bekommt eure Musik tatsächlich einen poppigeren Einschlag. War’s das mit Clubtracks?
Alexander: Unser Album ist keine Zusammenfassung der vergangenen drei, vier Jahre Paskal & Urban Absolutes. Darauf befinden sich keine alten Tracks. Alles ist neu. Das Album entspricht unserer Vorstellung, wie wir 2013 Musik produzieren wollen und zeigt auch eine andere, nicht so cluborientierte Seite von uns.
Adrian: Wir wollten auch ganz bewusst aus dem Clubkontext ausbrechen. Dass wir Musik für den Club schreiben können, zeigen ja die ganzen Dance-Maxis auf Label wie Foul & Sunk oder Quintessentials. Nichts ist langweiliger als Stillstand. Für uns als Künstler ist es unerlässlich, neue Ideen zu entwickeln und auch mal mit überkommenen Strukturen zu brechen.
Alexander: In den Schaffensprozess ist alles eingeflossen, womit wir uns in den vergangenen Jahren beschäftigt haben und was uns gegenwärtig umtreibt. Das beschränkt sich nicht nur auf die Musik. Viele zwischenmenschlichen Erfahrungen prägen uns, und diese verarbeiten wir im Studio. Davon abgesehen, clubbig, poppig, House, Deep House, Tech House, das Genre-Ding nervt.
Paskal & Urban Absolutes feat. Paul Randolph – Here Again
Adrian, du lebst in Düsseldorf, Alexander in Berlin. Wie sieht da das gemeinsame Produzieren aus?
Adrian: Ganz am Anfang haben wir fast ausschließlich über Internet gearbeitet. Wir haben uns die Skizzen hin und her geschickt, jeder hat seinen Teil dazu beigesteuert, an den Tracks gefeilt.
Alexander: Heute versuchen wir, uns beim Produzieren jeweils in einem Raum zu befinden. Inzwischen haben wir auch in beiden Städten ein vollständiges Studio-Setup. Mal kommt Adrian zu mir nach Berlin, dann wieder fahre ich nach Düsseldorf. Wir konzentrieren unsere Arbeit auf ein Wochenende oder eine ganze Woche. Wichtig ist, dass wir das regelmäßig machen.
Kann man denn seine Kreativität so auf den Punkt abrufen?
Alexander: Ideen für Tracks und Songs tragen wir ständig mit uns im Kopf herum. Die Herausforderung ist, bei den Treffen sofort in einen Arbeitsmodus zu kommen. Aber wir setzen uns während der Sessions nicht unter Druck. Wir gehen auch weg, treffen uns mit Freunden auf ein Bier, schaffen uns Freiräume. Sonst wird das nichts.
Adrian: Groß Party machen tun wir aber nicht. Wir lieben zwar die Nacht und den Clubkontext, aber wenn man an einer Platte oder an einem Album arbeitet, kann man seine Energie nicht auch noch auf Partys verbrennen.
Wie setzt ihr die Stücke live um?
Alexander: Für den Clubauftritt arbeiten wir relativ schmal. Wir versuchen, unser Setup klein zu halten, denn es geht auch darum, optimal reisen und arbeiten zu können. Wir verwenden nicht viel Hardware, arbeiten vorwiegend mit Laptop, Controller, Effekten.
Auf der Album-Releaseparty seid ihr mit Sängern aufgetreten. Wird es in der Zukunft ein Paskal & Urban Absolutes Orchestra geben?
Alexander: Grundvoraussetzung für alle unsere Arbeiten ist, dass wir mit dem Herzen voll dabei sind, denn in der Musik geht es immer um Gefühle. Ob wir uns intensiver auf das Liveprojekt konzentrieren oder nächstes Jahr nur Platten für den Clubgebrauch veröffentlichen werden, spielt doch eigentlich keine Rolle. Genauso wenig spielt dann eine Rolle, ob wir uns Orchestra nennen oder nicht. Wichtig ist, dass jede unserer Arbeiten unsere Persönlichkeit wiederspiegelt. Diese ist unverwechselbar, und das ist auch hoffentlich unsere Musik.
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