Dennis Wiesch alias Agent Schwiech ist in Freiburg als DJ und Veranstalter seit Beginn er Nuller-Jahre mit viel Herzblut und Leidenschaft aktiv. Plattenbau, Somebody Scream, zu allererst jedoch tageins waren in der Vergangenheit, sind auch heute noch seine musikalischen Wirkungsstätten in Freiburg. Was ich 2011 über Agent Schwiech im Zusammenhang mit seinem Guest Mix auf keep-it-deep geschrieben habe, gilt genauso auch zum Ende des Jahres 2012: Seine Sets lösen die Alltagsgebundenheit auf, rücken diese in eine vergessene Ferne. Es sind zum einen seine Platten, zum anderen ihr Arrangment, sein Aufbau eines Sets, die Struktur und der Spannungsbogen. Clubnächte, die er musikalisch bestreitet, kommen dem verklärten Ideal des “journey”, der Reise, verdammt nahe. Inhaltlich Genre-offen, frei von jeglichen Scheuklappen und dennoch eine in sich geschlossene Einheit.
Love. Love. Love. [Der musikalische Höhepunkt 2012: Lieblingsalbum, Lieblings-EP, bestes DJ-Set, beste Clubnacht 2012]
Album: Map.Ache, Smallpeople, Oskar Offermann, Actress, Flying Lotus, Tame Impala, Hauschka & Hillary Hahn, Lauer, Redshape, Claro Intelecto, I:Cube – albumtechnisch wurde man 2012 regelrecht verwöhnt. Müsste ich mich für eines entscheiden, würde ich aber Iron Curtis – Soft Wide Waist Band auf Mirau wählen. Die Platte hat alles, was ein gutes Album braucht. Und noch viel mehr.
EP: Lake People- Point EP, Christopher Rau – Marbled World EP, Willie Burns – The Overlord EP, Mix Mup – Drive-by EP, Break SL – Desert Flight EP. Sucht Euch was aus.
DJ-Set: Move D’s Boiler Room Set war einfach umwerfend, Julius Steinhoff im Oktober bei tageins aber auch. Ob alte Bottom Line- oder neue Italo Johnson-Platten, der Typ hatte einfach den Flow.
Clubnacht: tageins, was sonst?!
Hate. Hate. Hate. [Der musikalische Tiefpunkt 2012: Schlechtestes Album, schlechteste EP, schlechtestes DJ-Set, schlechteste Clubnacht 2012]
Habe ich in 2012 alles erfolgreich vermieden. Mit dem Alter weiß man einfach, was gut für einen ist und wovon man sich lieber gleich fern halten sollte.
Sonst: Exorbitant teure wie alberne Preise für komische wie mysteriöse Labels wie z.B. „Stablo“. Wirkt so, als ob das Label 300 Platten pressen lässt, davon tatsächlich nur 50 mit dem Sticker „strictly limited“ zu normalen Preisen über wenige ausgewählte Shops verkauft und den Rest dann selbst völlig überteuert bei Discogs verscherbelt.
Check. Check. Check. [Welches Album, welche EP, welchen DJ muss man 2012 unbedingt noch anhören?]
Album: Die Compilation „Futur II“ auf Giegling
EP: Kassem Mosse – Staat aus Glas EP, vor kurzem exklusiv bei Sounds of the Universe erschienen und ein Meisterwerk.
DJ: Den Lovers Melt 3 Mix von Flying Lotus
Forget. Forget. Forget. [Welches Album, welche EP, welchen DJ kann man getrost vergessen?]
Vinyl blabla Sync bla MP3 blabla Traktor Serato kills irgendwas blabla. DJs ohne Identität, die unzählige Musikstile und –genres ohne jegliches musikhistorisches Wissen meinen, abdecken zu können, aber kein einziges davon wirklich beherrschen, geschweige denn, mit der entsprechenden Selektion begeistern können.
Old is gold. [Deine Wiederentdeckung 2012?]
Nightmares on Wax DJ-Kicks, Herbert – 100lbs, Isolée – We are monster, Delsin II Compilation
So wird 2013?
Viele Dinge bleiben garantiert ähnlich banal wie in 2012. Falls mein privates Glück allerdings auf einem ähnlich schönen Level wie dieses Jahr ablaufen sollte, ist alles gut und vieles andere total irrelevant. Ach ja, und ich bekomme endlich mal eine „Hinge Finger“ am Veröffentlichungstag.
Facebook: Agent Schwiech
Soundcloud: Agent Schwiech
Groove: Am Deck – Interview und Podcast