Ein Wort, das dieser Tage eine hohe mediale Präsenz geniesst, ist Autocomplete, die Selbstvervollständigungsfunktion der Suchmaschine Google. Diese kurz erklärt: Tippt der Suchende ein Wort in die Suchmaske ein, ergänzt Google diese um Vorschläge. Diese wiederum sind Schlagworte, die von anderen Suchmaschinennutzern gerade am häufigsten eingegeben werden. Also: wonach am meisten gesucht wird, wird am ehesten vorgeschlagen.
Mit dieser Autovervollständigungsfunktion kommen auch einige Freiburger Partyveranstalter zu den Namen ihrer Veranstaltung. Wühlt man sich durch den September-Flyerdschungel, begegnet man kreativen Wortperlen wie “Liebe für Schall” oder “Tanzen hilft”, und so weiter. Wie kann man dieser Einfallslosigkeit begegnen? Vielleicht, indem man mehr Gedichte, Novellen oder Kolumnen in Zeitungen und Magazinen liest, sich die Worte und Sätze der Verfasser durch den Kopf gehen lässt, mit ihnen ein wenig spielt, oder indem man Songs nicht nur hört, sondern auch auf den Text achtet. Man könnte auch discogs.com durchstöbern.
Vielleicht benennt ein Afterhour-Macher sein Event mal nach dem Titel einer Joris Voorn-EP aus dem Jahr 2004 oder 2005? “When It Was Day We Made It Night” heisst diese. Sie beinhaltet ein paar nette Ambient/Techno-Skizzen. Mochte ich sehr. Mag ich immer noch. Das, was ein Voorn dieser Tage so produziert und auflegt, ist dagegen gar nicht mein Fall. Damit klebt er am Hinterrad eines Tiesto. Sein Tigersprung ist nur noch eine Frage der Zeit. Egal. Auch Label wie Atlantic Records, Warp oder Mute bieten einen so grossen Backkatalog auf; einen reichhaltigen Pool an Veranstaltungsnamen. Doch wenn man mich fragt, braucht es das alles gar nicht. Ein, zwei DJs, jede Menge Platten, und gut ist – es sei denn, man besitzt tatsächlich einen kreativen Geist und entwickelt einen Namen, der an Wohlklang und Einprägsamkeit der “Oda Al Vino” eines Pablo Neruda in nichts nachsteht.
In den Abend und den Überblick starten wir heute mit einem Blick nach Ulm, zu den bleepgeeks-Jungs, die an diesem Samstag all night long an den Decks im Club Eden stehen werden. Seit Samstag auf ihrem Blog online: Ein Guest Mix von A Digital Needle a.k.a. John und Dylan aus Toronto / Canada, die in der dortigen Edit-Szene aktiv mitmischen. Dass sie’s drauf haben, zeigen sie auch in ihrem Mix, der neben den üblichen verdächtigen Greg Wilson und Dimitri From Paris auch eigenes Material beinhaltet.
A Digital Needle – Talk and Mix @ bleepgeeks
Im Editier- und Disco-Geek-Geschäft bewandert ist auch Timm Sure, Teil des DJ- und Produzenten-Duos Coyote und Macher des Labels Is It Balearic? Another Night On Earth gewährt ihm seit Anfang September Webspace, um einen Podcast zu verbreiten, der sich sehr gut im Anschluss an obigen ADN-Mix hören lässt.
Timm Sure – Press Play #60 @ Another Night On Earth
Ganz lang her ist’s dass ich auf AOR Disco vorbeigeschaut habe. Gute Musik, die dort vorgestellt wird, aber ich bin dann doch eher der Houser, als dass ich stundenlang Yacht Rock, Psychedelic Rock, Softrock und allerlei kosmischen Kram höre. Irgendwann sind einfach zu viele Gitarren. Aber der letzte Mix von Sam Edlin a.ka. DJ Same lief schön rein. Vielleicht auch nur, weil mich der allzu bekannte Michael McDonald-Song an eine meiner grössten Herbstlieben von vor vierzehn, fünfzehn Jahren erinnert hat. Nach schönen Rennradausfahrten werde ich einfach sentimental, und genau für solche Momente ist auch dieser Mix gedacht.
AOR Disco Autumn Mix by DJ Same
Szenen- und Genrewechsel. Der Hamburger Produzent Yør, dem ich den letztjährigen Nachtausflug nach Hamburg zu verdanken habe, arbeitet derzeit fleissig an einer neuen EP für das Label Purple Maze. Bin jetzt schon sehr gespannt darauf, denn “Rave” und “Modern Slaves Of Contemporary Contexts” haben mich schwer beeindruckt. Um die Wartezeit ein wenig zu verkürzen, empfiehlt es sich, auf das französisch-englische Blog Trace A Line zu schauen. Dort nämlich hostet Yør eine Ausgabe des TAL-Podcasts.
Yør – TAL 089 – Trace A Line Podcast
Auch gut und an dieser Stelle hervorhebenswert: Der Trace A Line-Podcast des Genfer DJs und Produzenten Pascal Viscardi; dieser veröffentlicht ausserdem im Herbst eine weitere EP auf dem französischen Houselabel The Exquisite Pain, einschliesslich eines Remixes von Agnès. Awesome!
Ebenfalls aaawwwesome war beziehungsweise ist das Boiler Room-Set von Mano Le Tough. 55 Minuten, die es Wert sind, alles stehen und liegen zu lassen.
Mano Le Tough – 55 min. Boiler Room Berlin DJ-Set
Sich beeilen sollte man, um in den Genuss des September-Mixtapes von Bart van Neste alias DJ Red D zu kommen. Theo Parrish, Bobby Womack im Julio Bashmore Remix, Funkinevil lauten einige Hausnummern darauf. Also, vertrödelt keine Zeit mehr und ladet euch den Mix herunter!
Den Abschluss in dieser Woche macht eine Episode des Perpetuum Mobile Podcasts, eingespielt vom Gründer und Betreiber David alias *aid* persönlich. Wer sich noch an Januar diesen Jahres erinnern kann: Damals hostete er den Kick-Off zur Keep-it-Deep Guest Mix-Reihe mit einen wunderschönen Mix, bei dem sich Leichtigkeit in den Beinen breit machte und der Appetit auf nie endenwollende Feiernachmittage machte.
ENGLISH SHORT VERSION
Celebrating this beautiful september warmth with its reminiscence of summer, this week’s mix show is focusing on a more balearic, disco-ish side of music, ending up in housey territories, put together by Pascal Viscardi, Mano Le Tough and Red D.