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März. Überall Frühlingserwachen. Nur die Freiburger Clubbetreiber- und Veranstalterlandschaft scheint in einen dicken Mantel des Schlafs gehüllt, vor allem was Clubmusik auch ausserhalb des gewohnten Vier-Viertel-Schemas oder Pop-/Electronica-Sounds von Künstlerinnen wie Ada oder Dillon betrifft.
Während sich im keine halbe Autostunde Fahrtzeit entfernten Basel die Clubs und Veranstaltungslokale mit atemberaubenden Bookings gegenseitig zu übertrumpfen versuchen, von eben jener Dillon über Ada zur Phenomenal Handclap Band alles an den Rhein holen, was zuletzt in Blogs, Musikzeitschriften aber auch an so renommierten journalistischen Orten wie der ZEIT besprochen wurde, ziehen jene Künstlerinnen und Künstler an der traditionsreichen Bildungsstadt schneller vorbei als der Höllentäler Wind durch die Altstadtgassen pfeift – beziehungsweise: Sie machen gar nicht erst Halt.
Wer kann mir erklären, weshalb überhaupt kein Club in dieser Stadt ein solches Booking realisiert? Liegt es wirklich daran, dass deren Betreiber sich überhaupt nicht mit aktuellen Erscheinungen, meinetwegen verwende man das Wort Trends, auseinandersetzen? Natürlich ist es einfacher und gemütlicher, immer ein und dieselben Leute Veranstaltungen ausrichten und bespielen zu lassen. Die jungen (und auch etwas älteren) Menschen in Freiburg wollen ja trotzdem weg und feiern gehen, und irgendwann beginnen diese, sich mit dem traurigen Status quo abzufinden. Zwinge und gewöhne dein Publikum einfach nur lange genug an die schlechte Qualität, es kann ja nicht ausweichen und muss es hinnehmen.
Diese geistige Unbeweglichkeit kotzt mich an. Für die wenigen Veranstalter, die noch auf Qualität setzen und auch auf interessante Headliner nicht verzichten wollen, wird ein Abend daher zum Vabanque-Spiel. Kommen genug Gäste? Dürfen wir auch bei nicht so vollem Club noch eine weitere Veranstaltung ausrichten? Zumal: Der Freiburger, die Freiburgerin, legen ein für mich nicht nachvollziehbares Ausgehverhalten an den Tag. Fünf bis sieben Euro Eintritt für DJ XYZ werden ohne zu überlegen an der Abendkasse bezahlt. Aber acht oder gar zehn Euro, um damit auch die Kosten für einen Headliner (Reisekosten, Unterbringung, Künstlergage, und so weiter) zu decken? Nein. Da wird um jeden einzelnen Cent gefeilscht. Doch 14,- oder 16,- Euro für ein Booking aus dem Cocoon- oder M_nus-Umfeld – die hat man immer zur Hand.
[Und bei dieser Gelegenheit: Wie bescheuert ist es eigentlich, sich ständig und gegenseitig zum Geburtstag an die Decks einzuladen? DJ A wird dreissig und holt sich dazu DJ B an die Plattenteller. Eine Woche später wird DJ B 21 und spielt zusammen mit DJ C. Tags darauf ist Residentnacht mit DJ A, B und C. Und eine Woche später wird DJ C 40 und holt sich dazu DJ B und A an die Turntables. Im darauffolgenden Monat geht das ganze von vorne los. Und so geht das Jahr für Jahr, wird aber dennoch als der allerfrischeste heisse Scheiss verkauft. Warum macht das Publikum so etwas so lange Zeit so geduldig mit? Verstehe ich nicht!]
Auch für neue, leidenschaftlich auftretende Jungveranstalter, wie beispielsweise das Duo Subjkts wird das Dasein in dieser Stadt zur Qual, wenn sie nirgendwo unterkommen, auch nicht im Zwei- oder Dreimonatsrhythmus, und sich auf freundliche Anfragen einen geistigen Dünnbrei wie “fangt lieber erst etwas Kleines an”, “macht doch erst einmal Basisarbeit”, “macht euch erst einmal einen Namen” oder “wir wollen kein Szeneladen sein” anhören müssen. Wo und wie sollen aber DJs und neue Veranstalter so etwas wie Basisarbeit betreiben, wenn nicht in einem kleinen Club? In einer Unterführung oder einer alten Fabrikbrache? Gibt es erstens kaum welche, und zweitens würden keine zehn Minuten später ein paar Ordnungshüter freundlich zum Verlassen des Ortes auffordern.
Weiteres Reizthema im Gespräch mit Clubbetreibern? Headliner. Gast-DJs will man nicht, wenn sie “aus Berlin kommen” oder wenn man “[ihn]in Freiburg nicht kennt”. Hat man sein Gegenüber dennoch von der musikalischen Qualität des Headliners überzeugt, “kann man keine sieben Euro Eintritt [für ihn] verlangen”, gerade weil ihn ja – angeblich – niemand in der Stadt kenne und weil man auch für regionale DJs nur fünf Euro an der Abendkasse verlange. Dass im Bereich der Clubmusik nun einmal nahezu jeder zweite DJ und Produzent in Berlin (oder in London) seine Zelte aufgeschlagen hat, ist meines Erachtens eine Tatsache, die man anstandslos hinnehmen kann, die einem auch völlig gleichgültig sein kann, denn seit wann spielen Herkunfts- und/oder Wohnort eines Künstlers eine Rolle für die Qualität seines Schaffenswerks und ob man ihn bucht oder nicht?!
Und noch etwas: Wenn man schon meint, Jungveranstaltern (vermeintlich) gut gemeinte Ratschläge in gönnerhafter Weise mit auf den Weg geben zu müssen, sollte man davor selbst sein eigenes Kommunikationskonzept überdenken. Neutrale, inhaltslose Antworten sind zwar nicht schön, doch überhaupt keine Reaktion ist eine Unsitte! Vielleicht zeugt so ein Verhalten von Unwissenheit und Unbeweglichkeit.
Vielleicht sind es aber auch Neid und Angst, dass der andere mit seiner Idee und seinem Konzept zu erfolgreich werden könnte? Schade und traurig, wenn es so wäre. Denn diese negative Energie, die man aufwendet, um andere klein zu halten, hält einen selbst vom wachsen ab!
Ich finde auch, dass man da mal sauer werden kann. Die Angst vor neuen, den Horizont erweiternden Erfahrungen beim Ausgehen scheint in Freiburg weitverbreitet zu sein.
Endlich spricht es mal jemand aus!
Genau meine Meinung!
Respekt für die Courage sowas mal knallhart auszusprechen, in diesem Dschungel an kriechern,leckern und prostituierten der sich Freiburg nennt.
Danke und Grüße