Lost Tracks (9)

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Die kleine Veröffentlichungsreihe “Lost Tracks ging vor gut einem Jahr an den Start. Mein damaliges Anliegen war, auf einzelne Stücke oder EPs hinzuweisen, die aus irgendeinem Grund nicht mit einem eigenen Blogeintrag bedacht wurden, auch wenn sie es definitiv verdient gehabt hätten. Daran hat sich seither nichts geändert. Und so gibt es zum Abschluss des Jahres noch einmal eine Auswahl von fünf Tracks, die man sich meiner Ansicht nach wenigstens einmal anhören sollte.

1. Incarnations – Let Love Find You – Lexx Edit – Lovemonk

Incarnations, das ist eine dreiköpfige Band, die sich in den Untiefen von Singer/Songwriter Pop, Yacht oder Folk Rock und allerlei balearischen Sounds aufhält. Zwei ihrer Mitglieder, Daniel Collás und Quinn Luke alias Bing Ji Ling, mischen ausserdem tatkräftig mit bei der Formation The Phenomenal Handclap Band, die 2009 mit einem Album debütierte und sich mit ihrer Interpretation von Psychedelic Pop und Soul sehr schnell eine treue Fangemeinde erspielte. Auf dem Label Lovemonk erschien dieser Tage eine 12″, die bereits mit ihrem Titel “Punta Paloma” einen balearischen Moment heraufbeschwört. Sie vereint drei Songs der Incarnations, die unterschiedlichen Künstlern zur Überarbeitung vorgelegt wurden, so auch dem Züricher Lexx. Dass dieser als Spitzenveredler gerade im Bereich von Balearic/Cosmic Disco, Folk- und Singer-/Songwriter-Geschichten eine ausgezeichnete Wahl ist, bedarf wohl keiner Erklärung mehr. Seine Edits, Remixe und eigenen Produktionen, die er Imprints wie Bear Funk, Mindless Boogie, Permanent Vacation, Leng oder Claremont56 veröffentlicht hat, sprechen für sich. Sein Edit von “Let Love Find You” ist nur ein weiterer Beweis, dass er die Seele eines Songs in himmlische Sphären zu entrücken vermag.

2. Ion Ludwig – Believe Born Again – Tenth Circle

Koos “Ion” Ludwig auf keep-it-deep. Überrascht das? Vielleicht. Denn allgemein wird der niederländische Produzent mit dunklen, hypnotisch-grooveorientiertem Techno und Veröffentlichungen auf Resopal, Lick My Deck oder Einmaleins in Verbindung gebracht. Dennoch sollte man seine jüngsten Veröffentlichungen nicht ausser Acht lassen, schon gar nicht, was in diesem Jahr. Denn 2011 bescherte er uns neben der EP “BB & TT auf Meander eine fantastische 12″ auf Peter Fords Label Trelik. Erstens trägt sie einen Titel, der ihresgleichen sucht: “As The Reaction Followed, I Kney My Feelings Were Right, und zweitens beinhaltet sie zwei erstklassige Eigenkompositionen des Niederländers, die man in Endlosschleife hören kann, ohne dass einem die wiederkehrenden Loops auf die Nerven gehen. Im Gegenteil. Kurz vor Jahresende legt er auf dem Label Tenth Circle nach mit “Believe Born Again”. Hierauf hat er’s überhaupt nicht eilig. Im Gegenteil. Ion Ludwig lässt es sehr laid back angehen. Fazit: House, stark am Groove orientiert, dennoch sphärisch, Bläser-, Vocal- und Percussion-Parts lassen komplexe Klangbilder entstehen. Schön!

3. Bostro Pesopeo – Baby Blue – Permanent Vacation

München. Disco-Hochburg seit jeher. Goldene Siebziger Jahre. G.I. und Moroder. Das ist – stark vereinfacht und verkürzt – der Nährboden, auf dem Permanent Vacation, das Label von Tom Bioly und Benjamin Fröhlich, aufgewachsen und gross geworden ist. Von Anfang an haben sie es einer Ära und einem Sound verschrieben, der teilweise glamourös und verrucht, teilweise romantisch und verspielt, mal lebensfroh und exaltiert, dann wieder introvertiert und melancholisch sein kann. Doch auch grosse Popmomente, Psychedelica und Rockiges haben in diesem Kosmos Platz, genauso wie – leicht historisierend – House zitiert wird. Letzteres hat beispielsweise Argy auf der Reminiscene EP getan. Ganz auf das Hier und Jetzt konzentriert haben sich Florian Peter alias Bostro Pesopeo und der Spanier Miguel Barros, der unter seinem Pional-Alias bereits auf Hivern Disc und ebenfalls Permanent Vacation eigene EPs veröffentlicht hat. Ihr Gemeinschaftswerk beinhaltet drei Tracks, die druckvoll und melodisch, harmoniereich, ausladend und episch sind. Pional und Pesopeo verbinden hierauf schwermütige Disco-Melancholie – der Tag danach – mit Disco-Opulenz und heissblütiger Erotik, die meiner Meinung nach vor allem auf “Baby Blue” sehr schön zum Ausdruck kommt.

4. Nhar – Innerplace – John Daly Remix – Perspectiv Records

Ich geb’s zu: die ersten Releases auf Mobilee Records fand ich durchaus interessant und spannend. Die dunklen, kühlen Momente, gerade auch aus der Abgrenzung heraus zu den überladenen, künstlich wirkenden Soulful House- und hektischen Elektroclash-Konzepten, an denen sich so viele Produzenten zwischen 2002 und 2005 abgearbeitet haben. Mit von der Partie war auch der französische Produzent Bernard Siefert alias Nhar. Dessen Stück “Silkcut” habe ich auch heute noch in guter Erinnerung. Warum auch immer. Vielleicht auf Grund einer Tanzflächenerfahrung. Anyway. Vor einigen Tagen tauchte der Name Nhar wieder auf meinem Radar auf. Denn im Herbst 2011 veröffentlichte er eine 12″ auf Perspectiv Records, Innerplace / Moonhole, die zudem auch zwei Neuabmischungen des Iren John Daly enthält. Der “Dub Mix” ist ein sphärischer Schweber, der einen sofort auf eine psychedelische Reise mitnimmt, wie sie nur die Musik von John Daly bereithalten kann.

5. Johannes Volk – The Power Of A Vision – Don’t Stop

Detroit als Sehnsuchtsthema, Liebeslieder, vielleicht auch Liebesklagen an diese Stadt – so könnte man die Stimmung der Stücke beschreiben, die der Giessener DJ und Produzent Johannes Volk auf seiner EP “The Power Of A Vision” in Trackform gepresst hat.

English (short) version: we started the small series “Lost Tracks” a year ago in order to highlight tunes that are worth a listen. Our today’s list provides you with a wide range of musical styles stretching from blissful breezy balearic soundscapes to the deep basslines and pounding beats of classic retrofuturistic Detroit House/Techno. Enjoy!

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