Mixed up monday: Disco, House, Techno

Der Advent und Weihnachten gelten gemeinhin als Zeit der inneren Einkehr. Das bedeutet, sich abwenden vom Außen, Ruhe finden, in sich hineinhören und einen Kontakt mit der eigenen Stimme herstellen. Das bedarf Mut. In der Ruhe und Einkehr werden oft viele innere Stimmen – Bedürfnisse, Gefühle, Sehnsüchte – laut. Das kann aufregend, aber auch anstrengend oder beängstigend sein. In den Bedürfnissen, Gefühlen und Sehnsüchten zeigt sich nämlich, was wir suchen.

Eine dieser Sehnsüchte wurde 2013 übererfüllt: Das Verlangen nach guter Musik, House auf der einen, elektronische Musik, aber auch abstrakter beziehungsweise experimentaler Hip Hop auf der anderen Seite. Ich habe längst noch nicht alles entdeckt, was 2013 und in den Jahren davor erschienen ist. Manche Alben, manche EPs und einzelnen Tracks werde ich – auf dem Zeitstrahl besehen – erst spät, vielleicht auch gar nicht für mich entdecken.

Doch was bedeutet schon spät? Gibt es in der Kunst, in der Musik, einen Wettlauf? Ich denke nicht. Es gibt keinen Startschuss, keine Vorschriften und Anweisungen. Man muss sich auch nicht verstellen und so tun, als ob man alles kennt. Hase und Igel sind tot.

I Aroy Dee – On A Sunday Morning. Boards of Canada, Pat Metheny & David Bowie, Autechre und Joy Division, alles, was man an einem Sonntagmorgen, ob verregnet oder sonnendurchflutet, hören möchte. Tomatensaft, Vodka, Zitrone, Gewürze hat man immer im Haus. Es tut aber auch auch ein Vodka mit einem Schuss Zitrone. Warum? Siehe dazu – unter anderem – Moritz von Uslar im Gespräch mit Lemmy Kilmister.


II Basso – Mix for Testpressing. In eine Sonntagmorgenstimmung passt auch der Mix des Hamburgers Sebastian Graetz, besser bekannt als Basso. Zu finden ist dieser bei Testpressing. Wo sonst. Wer Basso bis dato nicht kannte: Er ist Gründer des Musikblogs The Growing Bin und betreibt den gleichnamigen Online-Plattenladen, ein Eldorado für Liebhaber von Krautrock, Synth Pop, Balearic, New Age und artverwandter oder artfremder Genre (Mehr: Krossfingers: Interview with Basso). Weil ein eisgekühlter Vodka mit Zitrone einfach so gut schmeckt: gleich den zweiten trinken und Bassos Mix hören.


Basso – Mix für Testpressing #318

III Lapien – Process #367 mix for modyfier. Nick Lapien, der auch als Metropolis und zusammen mit Robien Koek als Artefakt Musik zwischen House und Techno produziert, schlägt in seinem Mix für Modyfier einen herrlich tiefschürfenden, hypnotischen Weg ein. Fred P, Patrice Scott, eigenes Material und zu Beginn die Kollaboration von DJ Qu, Peven Everett und Josh Milan. Ruhig, schwer, soulful, so ziemlich das Beste, was die beiden Soulsänger und -produzenten der House Musik in den vergangenen Jahren abgeliefert haben. Gerne mehr.

IV DJ Nature – For the true believers. DJ Nature wählt Platten aus seinen 2013er-Playlisten, macht einen Mix und nennt ihn “For the true believers”. Sind wir doch alle. Irgendwie.

V Will Azada – Midi Deux Podcast. Will Azada, Produzent und Disc Jockey aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Tennesee, gehört zum Beispiel zu den Elektronikmusikern, die ich vergleichsweise spät für mich entdeckt habe. Es waren erst die EPs “The Contrast” für Finale Sessions und “Proper Traxx” für Hypercolour, die meine Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt haben. Wenn er nicht gerade Auftragsstücke produziert, kümmert er sich um sein eigenes Label Proper Trax. Er kann tief gehen, kann House und Techno (Mehr: Will Azada – Mix for phuturelabs). Aber er hat auch keine Berührungsängste vor ravigen Happy Hardcore-Anleihen, siehe die Platte auf Hypercolour.

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