Freitagabend. Eine anstrengende, ereignisreiche Woche liegt hinter mit. Noch ganz benommen von der vielen Arbeit laufe ich über das Kopfsteinpflaster der Freiburger Altstadt. In Richtung Schwabentor. Oberlinden. Mit dem Ziel: Klub Kamikaze. Die Atmosphäre dieses kleinen, in einem jahrhundertealten Gewölbekeller befindlichen Clubs ist fast schon familiär. Doch wo lässt sich ein Wochenende besser angehen, wenn nicht an einem auf den ersten Blick vertrauten Ort, mit angenehmem Publikum und guter Musik?
Tanzbar, aber dennoch gehaltvoll, tiefgründig, mit viel Funk und Soul im Blut. Die Musik soll mich in meinem Innersten berühren, aufheben, mitnehmen, auf eine Reise. Ich will schweben, auf klanglich wunderschönen Harmonieläufen, mich antreiben lassen von perfekt arrangierten Beats und sagenhafter Rhythmik, stets getragen von einem ruhigen, erdigen Bass.
Eine Musik, die eine Geschichte hat bzw. zu erzählen weiss. Musik mit Soul. Dafür stehen die Veranstalter des heutigen Abends. Kowski, der Ausrichter der “We Play“, Freiburgs up and coming DJ, der in den letzten eineinhalb Jahren mit seiner “Deep Station” bereits zu begeistern wusste. Sowie Shaddy, Freiburgs DJ-Urgestein und Mann hinter “Garage Traxx” und der “Soul Industries Radioshow“. Beides (Deep-)House Soldiers on a mission. Beide haben ihren Sound verinnerlicht. Leben ihn, ganz wie Roland Clark auf Franky Boissys Track “Black Music” im Stile eines Predigers spricht:
“Black music…you can’t explain black music. You live black music! You sweat black music! You cry black music! You die black music! You smile black music!That’s black music… You get a lifetime to listen, to feel – that’s black music! “
Fünf Minuten, fünf Zeilen sind deswegen auch nicht ausreichend, um in Worte zu fassen, welche Gefühle zu erzeugen und Stimmungsbilder zu zeichnen die am heutigen Abend gespielten Stücke im Stande sind.
Die Piano-Hookline – unverwechselbar. Das Streicher-Riff – symphonisch. Der Beat – solide. Four-to-the-floor. “Strings Of Life“. Erst zögerlich, dann zunehmend mit Begeisterung begeben sich eine Handvoll Ladies in die Mitte der kleinen Tanzfläche. Dynamisch fliessend ihre Bewegungen. Im Takt der Kickdrum. Ein Longdrink in der einen, Zigarette in der anderen Hand, die Handttasche sanft an ihre zarten Körper gepresst.
Kowski und Shaddy verbinden an diesem Freitagabend mit grossem Geschick Klassiker und neueste Produktionen; blenden von warmen (old school) Vibes der Masters At Work, in der Tradition von Disko und der legendären Paradise Garage stehend, in die betörende Sexiness einer Jill Scott (“Hate On Me” im Shelter Vocal Mix) über. Mischen behutsam die langsam schiebenden Sounds eines Oleg Poliakov, die sich im Spannungsfeld von House aus Chicago und Techno aus Detroit bewegen mit der Rauheit und Ungeschliffenheit eines Arto Mwambe und setzen mit coolem und abgeklärtem, aber dennoch funkgeladenen Techno von Guillaume & The Coutu Dumonts noch einen drauf. “Let it flow through your veins. Let it talk to your mind. Let it talk to your body. Let it talk to your soul. Let it make you whole. This is black music.” Das ist “We Play“. We want to keep the party going. We play!