Musik aus den 70er- und 80er Jahren – sind das nicht diese grottigen Heuler, die auf Parties gespielt werden, deren Flyer regelmässig die Unterschrift “stilecht kleiden” ziert, auf denen sich regelmässig zig Jugendliche, eingezwängt in neonfarbene Leggins, weitaufgeknöpfte Rüschenblusen, bonbonfarbene Shirts und Cowboystiefel, einfinden, um im Kollektiv der anonymen Masse einen auf kultig zu machen? Die Antwort fällt – erschreckend! – einstimmig aus. Ja!
Wenigstens mitverantwortlich daran sind im südbadischen / Freiburger Raum Veranstaltungen wie “Summer Of Love“, “80° eighty degrees” und der ganze andere Oldies-Ü30-Kram. Parties, die sich schon seit Jahren eines unverminderten Zuspruchs erfreuen dürfen und dazu beitragen, dass ich im Freundes- und Bekanntenkreis stets schief angeschaut werde, wenn ich mich zu der Musik aus einer Zeit bekenne, in der ich zu jung war, um erste Schritte ins Nachtleben zu unternehmen.
Erklären, wenn nicht gar verteidigen muss ich nämlich meine (gar nicht einmal so heimliche) Liebe zu Soul, Funk, Disco, Boogie – dem Clubsound der 70er und 80er Jahre. Verbannt ist diese Musik in kleine, dunkle Keller, wie ein Kind, das niemand haben will. Verzeiht diesen makabren Vergleich. Doch dieses – vermeintliche – Schattendasein hat auch sein Gutes: in Internet-Foren zurückgezogen, tauschen sich Liebhaber, Connaisseure und Fachleute fernab jeglicher Wortgefechte um Cool- und Hipness aus, bewahren und überliefern das reichhaltige Erbe dieser Genres. Glaubwürdigkeit, Echtheit und Zuverlässigkeit sind hier der normative Massstab. Mit einem Wort: Authentizität. In diesen Foren gibt’s Fakten, Hintergründe und Geschichten zu den einzelnen Veröffentlichungen. Doch, und das ist m. E. noch viel wichtiger, es darf geschwelgt werden von den (guten alten) Funk-/Soul- und Disco-Zeiten. Rationalität und Gefühl tauchen nicht als dichotome Kategorien auf sondern laufen synchron zusammen.
Doch, bevor ich den Faden ganz zu verlieren drohe, zurück zum Wesentlichen. Zu einer musikalischen landmark jener Zeit: Celestial Choir – Stand On The Word (Larry Levan Unreleased Mix) ist einer dieser Songs, die einen innert kürzester Zeit vollumfänglich vereinnahmen und bei denen es kein Leichtes ist, sich dieser Vereinnahmung zu entziehen. Ausgangsmaterial ist ein Gospel-Souler, The Joubert Singers – Stand On The Word, aus dem Jahre 1985, produziert von Phyllis Joubert und George Rodriguez. Für’s Mastering zeichnete kein geringerer als Herb Powers Jr. verantwortlich, ein Mastermind seiner Zeit, und für den hier vorgestellten Remix: Larry Levan. New York, Paradise Garage, Larry Levan. Do I need to write more?!